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Gülle

So funktioniert Deutschlands größte Gülle-Börse

Viele wachstumswillige Schweinehalter stehen derzeit vor dem gleichen Problem: Es fehlen Ackerflächen für die Ausbringung der Gülle.

Lesezeit: 6 Minuten

Viele wachstumswillige Schweinehalter stehen derzeit vor dem gleichen Problem: Es fehlen Ackerflächen für die Ausbringung der Gülle. Denn oft sind die betriebseigenen Flächen bereits ausgeschöpft bzw. reichen für die geplante Aufstockung nicht aus. Gleichzeitig ist in den Veredlungsregionen ein regelrechter Kampf um Pachtflächen ausgebrochen. Nicht selten müssen so hohe Pachtpreise gezahlt werden, dass der Ackerbau zum teuren Zusatzgeschäft wird. Aufgrund der angespannten Situation am Pachtmarkt wurden in den letzten Jahren besonders in den nordwestdeutschen Veredlungshochburgen zahlreiche Güllebörsen gegründet. Über die Börsen können Betriebe mit Nährstoffüberschüssen Gülle abgeben, die dann in Betrieben mit einem Nährstoffdefizit bzw. in weniger viehdichten Regionen verwertet wird. Gülleabnahme kostet rund 6 Euro je m3 Zu den größten Güllebörsen im Bundesgebiet gehört derzeit die NaturdüngerVerwertungs-GmbH im niedersächsischen Vechta. Die Güllebörse wurde 1988 als Selbsthilfeorganisation von Landwirten gegründet und in den ersten Jahren vom Landkreis und dem Land Niedersachsen finanziell unterstützt. Ziel ist es, die Nährstoffüberschüsse der Region abzubauen. Die Börse hat im vergangenen Jahr über 250 000 m3 Gülle abgenommen. Diese stammte aus etwa 800 Schweineund 200 Rindviehbetrieben aus den Kreisen Vechta und Cloppenburg. Wir haben zwar auch Anfragen von weiter entfernten Betrieben. Um die Transportkosten zu minimieren, konzentrieren wir uns aber auf einen Einzugsradius von rund 50 km um die Stadt Vechta, erzählt Bernd Stania, Geschäftsführer der Güllebörse in Vechta. Die Schweinehalter zahlen für die Gülleabnahme momentan rund 6 E/m3 plus Mehrwertsteuer. Für den Preis wird die Gülle am Stall abgeholt, so dass keine weiteren Kosten entstehen. Außerdem erhalten die Lieferanten einen qualifizierten Flächennachweis. Dieser wird im Rahmen der Düngeverordnung und Güllebörse einen Abnahmevertrag ab, der über drei Jahre läuft und sich danach automatisch um jeweils ein Jahr verlängert. Stania dazu: Früher wurden im Rahmen von Baumaßnahmen ausschließlich zehnjährige Gülleverträge anerkannt. Bei der unsicheren politischen Lage sind die meisten Abnehmer aber nicht mehr bereit, Verträge mit zehn Jahren Laufzeit abzuschließen. Nach langem Tauziehen haben wir uns daher mit den Genehmigungsbehörden jetzt auf eine dreijährige Laufzeit geeinigt. In den Abnahmeverträgen werden die jährlich abzuholende Güllemenge sowie die zugehörigen Tierplätze und die Tierart festgehalten. Wir kalkulieren zum Beispiel in der Mast an Breiautomaten mit einem Gülleanfall von rund 1 m3 je Platz und Jahr. Entsprechend schließen wir bei einem 800er Maststall einen Abnahmevertrag über eine Jahresmenge von 800 m3 ab, rechnet Stania vor. Im Bezug auf die Güllequalität verpflichtet sich der Lieferbetrieb, praxisüblichen Wirtschaftsdünger mit einem durchschnittlichen Trockensubstanzgehalt von 8% abzugeben und jährlich eine Vollanalyse der Gülle vorzulegen. Außerdem ist vertraglich festgeschrieben, dass mindestens drei Viertel der Gülle bis Ende Mai abgegeben werden müssen. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass die große Nachfrage zur Frühjahrsdüngung auch bedient werden kann. Schlagkräftige Transportkette Das Abholen der Gülle vom Stall wird von Spediteuren übernommen, die die Gülle mit bis zu 30 m3 fassenden LKWs im Auftrag der Börse transportieren. Ein eigener Maschinenpark wäre viel zu teuer, erzählt der Geschäftsführer. Der Güllebörse gehört nur ein 8000 m3 fassendes Lager, dass wir vor allem im Herbst nutzen, wenn die Ackerflächen aufgrund der Witterung nicht befahrbar sind. Die Ermittlung der abgeholten Güllemenge erfolgt anhand des Fassungsvolumens der Transportfahrzeuge. Wir arbeiten mit modernen Pumpen, mit denen die Tankzüge schnell und nahezu vollständig gefüllt werden können. Außerdem wäre das Wiegen der einzelnen Fahrzeuge viel zu teuer und zeitaufwändig, betont Bernd Stania. Die Fuhrunternehmen bringen die Gülle direkt zu den Ackerflächen der abnehmenden Betriebe. Die Abnehmer befinden sich bis auf wenige Ausnahmen in dem etwa 50 km östlich von der Veredlungsregion Vechta/Cloppenburg gelegenen Kreis Diepholz. Viele der Abnehmerbetriebe aus dem Nachbarlandkreis haben sich auf den Ackerbau spezialisiert oder haben einen geringen Viehbesatz. Sie nutzen die Gülle als günstige Nährstoffquelle. Um die Transportfahrzeuge optimal auszulasten und Wartezeiten zu verhindern, wird die Gülle an den Ackerflächen aus den LKWs in Feldrandcontainer umgepumpt. Mit dem Ausbringen der Gülle werden vor Ort Lohnunternehmer beauftragt. Sie bringen die Gülle mit Schleppschlauch-Fässern verlustarm aus. Um die Schlagkraft zu erhöhen, wurden dafür anfangs Güllefässer mit bis zu 20 m3 Volumen eingesetzt. Viele Abnehmer haben dies aber aufgrund der Gefahr von Bodenverdichtungen bemängelt. Heute wird die Gülle daher mit kleinen Fässern mit einem Volumen von maximal 12 m3 ausgebracht. Um die Wirtschaftsdünger in den abnehmenden Betrieben optimal verwerten zu können, bietet die Güllebörse den Landwirten eine mehrjährige Düngeplanung an. Die Berechnung der maximalen Abnahmemenge je Betrieb erfolgt dabei auf Basis des Phosphorgehaltes der Gülle. Stania dazu: Bei einer Stickstoff bezogenen Planung könnten wir zwar größere Güllemengen absetzen. Es besteht aber die Gefahr, dass die Phosphoranreicherung in den Böden langfristig zu sehr ansteigt. Es ist daher sinnvoller, den Phosphorbedarf über die Gülle abzudecken und Stickstoff und Kalium mineralisch zu ergänzen. Für die Abnehmer ist der Einsatz der fremden Gülle durchaus lukrativ. Denn sie zahlen lediglich die Hälfte der Ausbringungskosten, was erfahrungsgemäß knapp 80 Cent plus Mehrwertsteuer je m3 entspricht. Und Berechnungen der Landwirtschaftskammer Weser-Ems zeigen, dass die Abnehmer durch die Einsparungen beim Mineraldüngerzukauf je nach Fruchtart um bis zu 100 E je ha höhere Deckungsbeiträge erzielen können. Nach anfänglicher Zurückhaltung suchen daher inzwischen immer mehr Ackerbaubetriebe die Zusammenarbeit mit der Güllebörse. Dabei sind es meist die Maschinenringe, die den Kontakt zur Börse herstellen. Wichtig ist, dass die Entfernungen zwischen Liefer- und Abnahmebetrieb nicht zu groß sind. Akzeptabel sind maximal 50 km. Bei größeren Entfernungen sind die Transportkosten zu hoch und der Gülleabsatz zu teuer, betont Stania. Positives Fazit Die Veredlungshochburg Vechta wird durch die Arbeit der Güllebörse spürbar entlastet. Ein Indiz dafür sind die Pachtpreise, die in der letzten Zeit nicht weiter gestiegen sind. Und auch die Behörden befürworten die überregionale Gülleverwertung. Denn die Güllebörse hat dazu beigetragen, dass sich die Grundwasserqualität in den letzten Jahren deutlich verbessert hat. Gleichzeitig können die in angrenzenden Regionen ansässigen Abnehmer der Gülle ihre Düngekosten senken. Viele Ackerbaubetriebe mit Nährstoffdefiziten streben daher die Zusammenarbeit mit einer Güllebörse an.

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