Fliegen können in Schweinebeständen zu einem ernsten Problem werden. Denn ihr abwechselnder Aufenthalt in der Gülle, auf dem Kot, dem Futter und den Tieren macht sie zu einem gefährlichen Überträger von Krankheiten. Hinzu kommt, dass allein schon die Anwesenheit der Fliegen sehr lästig ist. Die Plagegeister beeinträchtigen das Wohlbefinden der Schweine und führen zu einer erhöhten Unruhe im Stall. Wenngleich die Stuben- oder Stallfliegen auch im Winter nicht ganz kleinzukriegen sind, droht die größte Gefahr doch bei steigenden Temperaturen. Denn dann finden die Insekten in und um die Ställe ideale Brutstätten und können sich explosionsartig vermehren. Unter optimalen Bedingungen legt eine Fliege in ihrem etwa dreiwöchigen Leben bis zu 1000 Eier, aus denen sich dann neue Fliegen entwickeln. Gülle regelmäßig ablassen und Larven bekämpfen Doch wie kann man wirksam gegen die Plagegeister vorgehen? Punkt Eins ist eine optimale Stallhygiene. Denn nur in einer sauberen Umgebung können andere Bekämpfungsmaßnahmen gegen Fliegen nachhaltig wirken. Ein wichtiger Aspekt ist auch das regelmäßige Entfernen der Gülle aus den Kanälen, da die Schwimmdecken eine ideale Brutstätte für die Fliegen darstellen. Am besten ist es, wenn die Gülle 14-tägig abgelassen wird. Bei den chemischen Bekämpfungsmöglichkeiten sind zunächst die so genannten Larvizide zu nennen. Hierbei handelt es sich um Mittel, die den Häutungsprozess der Fliegenlarven beeinträchtigen und zum Absterben der Larven führen. Auf dem Markt sind u. a. die Präparate Baycidal von Bayer, Invareg von Osys Fliegenbekämpfung und Interlarvtox von InterHygiene. Beim Ausbringen der Larvizide ist zu beachten, dass die Fliegenlarven sich im Wesentlichen in der Gülleschwimmschicht entwickeln. Doch auch oberhalb der Spalten können sich Kothaufen in Ecken oder im Gang sowie Futterreste neben Trögen zu Brutstätten für die Fliegen entwickeln. Bei der Güllebehandlung mit einem larviziden Mittel müssen diese Bereiche daher mit erfasst werden. Wichtig ist auch, dass die Präparate in den vorgeschrieben Zeitabständen nachgelegt werden. Je nach Mittel und Lagerdauer der Gülle sind die Larvizide mehrere Wochen wirksam. Larvizide werden in der Regel in Wasser aufgelöst und mit einer Gießkanne oder anderen Sprühverfahren verteilt. In Ställen, die im Rein-Raus belegt werden, sollte das Mittel nach dem Reinigen, dem Ablassen der Gülle und vor dem Aufstallen der Tiere ausgebracht werden. In kontinuierlich belegten Ställen ist es ratsam, die Gülle vor der Behandlung abzulassen und im Idealfall die Kanäle zu spülen. Ist dies nicht durchführbar, sollten die Schwimmdecken vorher mit Wasser eingeweicht werden. Sowohl bei Teil- als auch bei Vollspaltenböden ist die gesamte Fläche zu behandeln. Im Deckzentrum und Wartestall sollte man die Gülle vor dem Ausbringen des Fliegenmittels ablassen und die gesamte Spaltenfläche mit der Gebrauchslösung behandeln. Zwei Wochen später wird die Bekämpfung wiederholt. Danach kann auf einen dreiwöchigen Turnus übergegangen werden. Bei den Wiederholungsbehandlungen reicht es aus, nur noch den etwa 1 m breiten Kotbereich hinter den Sauen zu übergießen. Werden die Schweine auf Tiefstreu gehalten, sind drei Tage nach dem Entmisten und dem Wiedereinstreuen die Randbereiche der Einstreu in einer Breite von etwa 50 cm zu behandeln. Hierbei müssen auch feuchte Stellen unter den Tränken und den Trögen sowie die Zonen um die Pfosten einbezogen werden. Die Behandlungen werden nach jeweils 14 Tagen wiederholt bzw. wenn die Strohschicht angewachsen ist. Neben den Larviziden kann zur Bekämpfung der Entwicklungsstadien der Fliegen auch das Cyanamid-Präparat Alzogur verwendet werden. Das zur Desinfektion gegen die Dysenterie eingesetzte Mittel wirkt in der Gülle und hat den Vorteil, dass es nicht nur Fliegenlarven, sondern auch die Eier abtötet. Der Einsatz von Alzogur setzt jedoch ein sehr sorgfältiges Arbeiten voraus, da das Mittel hochgiftig ist. Die Ausbringung darf daher nur in leeren Ställen erfolgen. Nach einer Einwirkzeit von ein bis zwei Stunden muss das Präparat dann gründlich mit Wasser abgespült werden bis die bläuliche Farbe des Mittels vollständig verschwunden ist. Kontaktgifte und Streuköder gleichzeitig einsetzen! Ergänzend zur Bekämpfung der Larven muss auch gegen die ausgewachsenen Fliegen vorgegangen werden. Denn durch Einflug können stets neue Fliegen in die Ställe eindringen. Zur direkten Bekämpfung von Fliegen gibt es auf dem Markt eine Reihe von chemischen Mitteln. Hierzu zählen Präparate wie Alfacron Plus und Golden Malrin von Novartis, Interflytox von InterHygiene sowie das Produkt QuickBayt von Bayer. Die Insektizide wirken entweder als Kontaktgift in Form von Streichmitteln bzw. Sprays oder als Fraßgift in Form von Streuködern. Die Streichmittel sollten möglichst an vielen Stellen im Stall ausgebracht werden, um deren Wirkung zu erhöhen. Dabei sind kühle und zugige Plätze zu vermeiden, da Fliegen warme Stellen als Rastplätze bevorzugen. In Frage kommen z. B. Wände, Pfosten, Rohrleitungen, Fensterbänke oder Gatter. Viele kleine Köderflächen mit jeweils 15 bis 20 cm großen Pinselstrichen sind dabei effektiver als wenige große. Beim Ausbringen der Streichmittel ist auf Sauberkeit zu achten, weil Schmutz und Feuchtigkeit die Wirksamkeit beeinträchtigen. Um einen hohen Behandlungserfolg zu erzielen, ist es ratsam, die Streichmittel mit einem Streuköder zu kombinieren. Die meist als Granulat vorliegenden Köder enthalten einen Lockstoff und ein Magengift. Sie werden an den von Fliegen bevorzugten Stellen auf flache Unterlagen wie z. B. Eimerdeckel, Pappe oder einen Teller gestreut und etwas angefeuchtet. Bewährte Köderstellen sind in der Nähe von Fenstern, Türen oder Rohren. Da es sich bei den Streuködern um giftige Mittel handelt, muss grundsätzlich ausgeschlossen werden, dass diese von Kindern, Nutz- oder Haustieren erreicht werden können. Für eine hohe Wirksamkeit ist es wichtig, dass die Köder spätestens nach sechs Wochen neu ausgelegt werden. Sinnvoll ist auch, die Fraßgifte zu wechseln, um Resistenzen vorzubeugen. Neben der chemischen Keule gibt es natürlich auch noch andere Wege der Fliegenbekämpfung. Hier sind z. B. physikalische Methoden wie UV-Lichtfallen und Fliegengitter vor den Fenstern und Türen zu nennen. Alternativ können Sie auch mit Leim beschichtete Fliegenschnüre und -fänger einsetzen. Mit den Leimfallen kann man das Fliegenproblem zumindest vorübergehend etwas reduzieren. Durch anhaftende Fliegen und Staub lässt die Wirkung aber recht schnell nach. Killerfliegen zur biologischen Bekämpfung Eine andere Möglichkeit ist die biologische Bekämpfung der Stuben- und Stallfliegen mit Güllefliegen oder Schlupfwespen. Diese so genannten Killerfliegen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, da sie keine Belastung für den Anwender und die Umwelt darstellen. Sie sind die natürlichen Feinde der Stallfliegen und können deren Population begrenzen. Die flugträge Güllefliege zum Beispiel lebt zwischen Spaltenboden und Oberfläche der Gülle oder nahe dem Fußboden. Ihre Larven ernähren sich von Stubenfliegenlarven. Ist die Güllefliege einmal angesiedelt, ist ihre Wirkung sehr effektiv. Beim Einsatz der Güllefliege muss aber bedacht werden, dass gleichzeitig keine chemische Bekämpfung gegen Fliegen erfolgen darf. Außerdem ist keine konventionelle Stallreinigung und chemische Desinfektion möglich. Denn hierbei würden die Nützlinge ebenfalls vernichtet. In Betrieben, die mit einem hohen Keimdruck zu kämpfen haben, ist die Verwendung von Killerfliegen daher nicht zu empfehlen. Wir halten fest Mit einer gezielten Bekämpfung können Fliegen wirksam und kostengünstig aus den Ställen verbannt werden. Entscheidend für einen dauerhaften Erfolg sind eine gründliche Stallhygiene und ein rechtzeitiger Behandlungsbeginn im Frühsommer. In kontinuierlich belegten Ställen ist es ratsam, über das ganze Jahr hinweg gegen die Plagegeister vorzugehen. Die besten Erfolge werden erzielt, wenn man ein Güllepräparat zur Bekämpfung der Fliegenlarven mit einem Streich- bzw. Ködergift gegen die erwachsenen Fliegen kombiniert.
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