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Spielmaterial: Vorsicht bei Maissilage und Torf

Lesezeit: 5 Minuten

Wie steht es um die Keimbelastung von zugekauftem Beschäftigungsmaterial? Die TiHo Hannover hat 21 organische Materialien unter die Lupe genommen.


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Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung schreibt vor, dass Schweine jederzeit Zugang zu gesundheitlich unbedenklichem Beschäftigungsmaterial haben müssen. Das Material darf z.B. keine Verletzungen im Magen oder Darm oder in der Mundhöhle hervorrufen.


Zudem müssen die Materialien hygienisch einwandfrei sein. Das bedeutet, dass sie frei sind von potenziell krankmachenden Erregern, von Verderbniserregern, von organischen oder anorganischen Schadstoffen sowie Fremdkörpern. Besonders in Zeiten von Afrikanischer Schweinepest müssen Keimeinträge über Beschäftigungsmaterialien unbedingt unterbunden werden.


Bislang fehlen jedoch wissenschaftliche Erkenntnisse, in welchem Ausmaß Spielmaterialien krankmachende Keime oder Mykotoxine enthalten. Die TiHo Hannover hat deshalb 21 verschiedene und noch ungebrauchte Beschäftigungsmaterialien im Labor untersucht. 18 davon werden kommerziell vertrieben, und drei stammten von einem Praxisbetrieb.


Den Schwerpunkt haben die Forscher bewusst auf kommerziell verfügbare Beschäftigungsmaterialien gelegt, weil man bei diesen von einem einheitlichen Herstellungsprozess und einer gewissen Standardisierung ausgehen kann.


Vorab-Infos unzureichend:

Oft bewerben die Hersteller die Zukaufsprodukte auch mit dem Hinweis auf ihre hygienisch einwandfreie Qualität. Mit den Informationen, die die Forscher vorab zu den Hygienisierungsprozessen eingeholt haben, waren sie bei keinem Hersteller vollkommen zufrieden. Die hygienische Unbedenklichkeit konnte kaum eine Firma umfassend belegen, z.B. durch entsprechende Untersuchungsprotokolle.


Neben den kommerziell vertriebenen Beschäftigungsmaterialien gibt es noch die hofeigenen. Die Qualität von Heu, Stroh oder Grünfutter ist jedoch von Betrieb zu Betrieb und von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Denn sie hängt stark von der Witterung, der Ernte und Lagerung ab. Aus diesem Grund wurden nur wenige solcher Materialien bei der Untersuchung berücksichtigt.


Die untersuchten Materialien:

Folgende Beschäftigungsmaterialien wurden untersucht:


  • Holzprodukte: Holz-Granulat, Sägespäne, Sägemehl, Frässpäne
  • loses Stroh oder Heu: Leinenstroh, Strohmehl aus Weizen, Roggen und Triticale, Luzerneheu, Roggenstrohmehl, Hanfstroh, Grasheu, Weizenstroh
  • gepresstes Stroh oder Heu: Zylinder aus Weizen- und Rapsstroh, Weizenstroh-Pellets, Heupellets, Zylinder aus Miscanthusstroh
  • Sonstiges: Melasseschnitzel, Maispellets, Torf/Wühlerde, Leckmasse aus Melasse, Lignocellulose und Maissilage.


Jutesäcke oder Hanfseile wurden nicht berücksichtigt. Bei diesen können eher Rückstände aus dem Herstellungsprozess eine Rolle spielen statt mikrobielle Erreger.


Alle 21 Materialien wurden mikrobiologisch untersucht (Standardmethoden). Hierbei bezog man nicht nur schweinerelevante, sondern auch zoonotische Erreger mit ein. Zoonotische Erreger sind besonders beim Eintrag in die Lebensmittelkette für die menschliche Gesundheit bedeutsam. Folgende „Gehalte“ bestimmten die Forscher:


  • Gesamtkeimzahl als Hinweis auf die Gesamtkontamination
  • coliforme Keime (Keime fäkalen Ursprungs)
  • Schimmelpilze
  • Bakterien wie Escherichia coli (E.coli), Klebsiellen, Yersinien, Salmonellen und Methicillin-resistente Staphylokokken (MRSA)
  • Viren wie PRRSV und PCV2
  • 380 verschiedene Mykotoxine, u.a. DON und ZEA


Für DON liegt der Orientierungswert bei maximal 900 µg/kg, für ZEA bei 100 µg/kg bei Ferkeln und 250 µg/kg bei Sauen. Für Bakterien und Viren gibt es keine speziellen Grenzwerte in Bezug auf organisches Beschäftigungsmaterial.


Keimzahlen sehr verschieden:

Hinsichtlich Gesamtkeimzahl, coliforme Keime und Schimmelpilze unterscheiden sich die Materialien teils deutlich (siehe Übersicht auf der nächsten Seite):


  • Lediglich in den Sägespänen, den Zuckerrübenschnitzeln und der Lignocellulose wurden keinerlei Keime nachgewiesen. Das resultiert wahrscheinlich aus den jeweiligen Produktionsbedingungen. Sie werden teils unter Druck erhitzt bzw. getrocknet.
  • Den Höchstwert für die Gesamtkeimzahl als Indikator für die Gesamtkontamination hatte die Maissilage. Allerdings handelt es sich höchstwahrscheinlich um produktspezifische, ungefährliche Keime. Denn weil coliforme Keime fehlen und der Gehalt an Schimmelpilzen akzeptabel war, kann man davon ausgehen, dass die Silierung erfolgreich war.
  • Die höchsten Werte für coliforme Keime und Schimmelpilze wurden im Grasheu nachgewiesen. Insgesamt sind die losen Stroh- und Heuprodukte am höchsten mit Mikroorganismen belastet.
  • Im Vergleich dazu sind die gepressten Stroh- und Heuprodukte mit weniger Keimen kontaminiert. Das liegt sehr wahrscheinlich am Herstellungsprozess, bei dem das Material Hitze, Druck, Scherkräften und Wasser ausgesetzt ist. Ähnliches gilt auch für den Herstellungsprozess der Holzprodukte, was die dort gefundenen nur geringgradigen Kontaminationen erklärt.


Kaum relevante Bakterien:

Bei den Untersuchungen auf Bakterien und Viren gab es folgende Ergebnisse:


  • E.coli, Klebsiellen, Yersinien, Salmonellen, MRSA, PRRSV und PCV2 wurden in keinem der 21 getesteten Materialien nachgewiesen.
  • Im Hanfstroh wurde Mycobacterium smegmatis gefunden, ein Umweltkeim, der gelegentlich mit Erkrankungen des Menschen in Verbindung gebracht wird. Für die Schweinegesundheit ist er aber höchstwahrscheinlich nicht relevant.
  • Im Torf wurden Mycobacterium avium sowie Mycobacterium vulneris gefunden. Und das obwohl der Torf laut Herstellerangabe für mindestens zehn Minuten auf 65 bis 70°C erhitzt worden war. Weil Mykobakterien jedoch sehr widerstandsfähig sind, reichte die Hitze offenbar nicht aus, um die Erreger abzutöten.


Dieses Untersuchungsergebnis bestätigen auch Studien aus anderen europäischen Ländern, bei denen im Torf ebenfalls Mycobacterium avium nachgewiesen wurde.


Mycobacterium avium beeinträchtigt die Schweinegesundheit: Veränderungen an den Lymphknoten bis hin zum Verwerfen des Schlachtkörpers sind möglich. Auch für den Menschen kann der Erreger gefährlich sein. Insgesamt zeigt das, dass Torf ein hygienisches Risiko darstellt.


Unterschiede bei Mykotoxinen:

Bei den Mykotoxingehalten unterschieden sich die verschiedenen Materialien deutlich:


  • Die Anzahl nachgewiesener Mykotoxine liegt zwischen 3 bei Holz-Granulat und 47 unterschiedlichen Toxinen bei den Maispellets.
  • Die beiden für die Schweinefütterung relevanten Mykotoxine Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon (ZEA) sind in vielen der getesteten Materialien gar nicht oder nur in geringen Mengen vorhanden. Allerdings überschreiten die Maispellets und die Maissilage den EU-Orientierungswert für DON und das Heu und die Maispellets den EU-Richtwert für ZEA.


Kontakt: regina.imhaeuser@topagrar.com

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