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Spurensuche im Futtertrog

Lesezeit: 5 Minuten

Wenn Schweine plötzlich nicht mehr fressen wollen, liegt die Vermutung nahe, dass es am Futter liegt. Wir erläutern, wie Sie der Ursache systematisch auf den Grund gehen.


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Dr. Julia Hankel und Dr. Bernd Reckels Tierärztliche Hochschule Hannover, Niedersachsen


Dr. Julia Hankel und Dr. Bernd Reckels Tierärztliche Hochschule Hannover, Niedersachsen


Dr. Julia Hankel und Dr. Bernd Reckels Tierärztliche Hochschule Hannover, Niedersachsen


Die Mastschweine von Landwirt Simon Müller (Name geändert) haben sich bislang prächtig entwickelt. Sie sehen gesund aus und haben bisher gut gefressen. Urplötzlich wendet sich jedoch das Blatt. Als der Schweinehalter eines Morgens den Stall betritt, sind die Tröge noch randvoll mit Futter. Jetzt muss Mäster Müller schnell handeln, um der Ursache für die Futterverweigerung auf die Schliche zu kommen und wirtschaftliche Verluste zu begrenzen. Der Verdacht, dass das Futter die Ursache ist, liegt nahe, wenn:


  • das Problem abrupt und parallel zu einem Futterwechsel oder einer neuen Futtercharge auftritt,
  • typische Infektionsanzeichen fehlen wie z.B. erhöhte Körpertemperatur
  • und es nicht nur einzelne Tiere trifft, sondern viele Tiere ähnlich reagieren.


Mit allen Sinnen prüfen


Ein plötzlicher Abfall der verzehrten Futtermenge bzw. ein deutliches Abweichen von der Futterkurve kann viele Ursachen haben:


  • Fehlfunktionen der Fütterungstechnik, wenn z.B. die tatsächliche Futtermenge nicht mit den Daten des Fütterungscomputers übereinstimmt.
  • Fehldosierungen beim Mineralfutter,
  • Hygienemängel bei der Lagerung oder im Fütterungssystem sowie
  • Fehlmischungen, die den Schweinen den Appetit verderben.


Es kann aber auch an der Wasserversorgung der Tiere liegen. Um zu klären, ob es am Futter liegt, kann der Landwirt zunächst selbst aktiv werden und die Rohkomponenten vor Ort mit allen fünf Sinnen sensorisch überprüfen:


  • Sehen: Selbstmischer sollten zunächst die Rohkomponenten genau unter die Lupe nehmen. Vorratsschädlinge und Verunreinigungen lassen sich oft schon mit bloßem Auge erkennen. Auch Abweichungen in Körnergröße und -form sowie Art und Anteil von Fremdgetreide oder anderen Beimengungen können Schweinehalter schon bei genauer Betrachtung des Futters erkennen.


Wenn im Getreide viele Schmachtkörner zu sehen sind und die Futteraufnahme zurückgeht, ist das ein Indiz dafür, dass das Futter mit Fusarien-Toxinen belastet ist. Spätestens bei Farbveränderungen sollte man die eingesetzten Futtermittel überprüfen lassen.


  • Riechen: Auch die eigene Nase liefert wertvolle Hinweise zum Futterwert und Hygienestatus. Riecht das Futter muffig, kann das auf einen Besatz mit Schimmel hindeuten. Ist der Weizen mit Weizensteinbrand befallen, kann das Getreide sogar fischig riechen. Anstelle von Weizenkörnern entwickeln sich sogenannte Brandbutten, die mit einer schwarzbraunen Sporenmasse des Pilzes gefüllt sind und diesen Geruch verströmen.


Ein ranziger Geruch bei konfektionierten Futtermitteln deutet auf den Einsatz von Fetten und Ölen hin, deren Verderb eingesetzt hat. Brandige Geruchsnuancen entstehen hingegen bei einer zu hohen Erhitzung während der Bearbeitung. Hitzegeschädigtes Futter ist zudem bräunlich verfärbt.


  • Schmecken: Geschmacksveränderungen wie z.B. brandige Nuancen können für Menschen ansprechend sein, beim Tier jedoch zu Einbußen in der Futteraufnahme führen. Getreidekörner sollten mehlartig schmecken. Und Ferkelfutter sollte immer süßer und aromatischer bzw. schmackhafter sein als Mastfutter.


Schmeckt das Futter hingegen bitter, kann das ein Hinweis auf Unreife oder Pilzbesatz sein. Auch Fehldosierungen mit Salz im Futter schmeckt man heraus.


  • Hören: Die Gasbildung im Flüssigfutter für Schweine infolge mikrobieller Aktivität durch z.B. Hefen oder Bakterien lässt sich nicht nur durch Bläschenbildung sehen, sondern auch hören.
  • Tasten: Ein Griff in das Futter zeigt, ob sich das Futter trocken anfühlt oder klamm bzw. feucht oder sogar warm. Pelletiertes oder schrotförmiges Mischfutter sollte sich trocken, CCM-Silage hingegen klamm anfühlen. Denn zu hohe Trockensubstanzgehalte in der CCM-Silage erschweren die Milieubedingungen für die Milchsäurebildner im Gärfutter. Erwärmtes Futter weist auf eine mikrobielle Aktivität hin, die je nach Futter und Art der Keime erwünscht oder unerwünscht ist.


Hilfe bei Problemfällen


Kommt man mit der Sinnesprüfung selbst nicht weiter, kann man Fütterungsexperten wie das Institut für Tierernährung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover zurate ziehen. Die Mitarbeiter helfen bei der Klärung von fütterungsbedingten Schadensfällen und verfolgen bei Problemen den Weg des Futters von seiner Gewinnung bis zum Trog zurück.


Zunächst fragen die Mitarbeiter telefonisch wichtige Daten zur Fütterung und den betrieblichen Abläufen ab: Wie sieht die Futterzusammensetzung aus? Welche Einzelkomponenten werden gefüttert? Und welche Fütterungstechnik kommt zum Einsatz? Wann finden Futterwechsel statt und wie sieht die Futterkurve aus?


In einem zweiten Schritt grenzen die Experten das Problem durch eine Rationsüberprüfung, Futter- und Tränkewasser- sowie Blutanalysen ein. Hilft auch das nicht weiter, geht es in den Stall zum Bestandsbesuch.


Ist ein Schadensfall bereits eingetreten, hat die Ursachenklärung höchste Priorität. Denn es geht darum, wer für den Schaden haftet, der durch Tierverluste, Tierarztkosten und entgangenen Gewinn entstanden ist. Zudem können auch Kosten durch weiterführende Untersuchungen, Anwalt, Gericht oder Gutachter entstehen. ▶


caroline.juecker@topagrar.com

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