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Stroh & Co. nur in bester Qualität

Lesezeit: 6 Minuten

Organische Beschäftigungsmaterialien müssen für die Schweine gesundheitlich unbedenklich sein. Wir zeigen, was Sie bei der Ernte und Lagerung beachten sollten.


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Die Ernte 2022 steht vor der Tür. Für viele Schweinehalter bedeutet das neuerdings auch: Stroh und Heu pressen! Denn organisches Beschäftigungsmaterial ist für alle Schweine seit 2021 Pflicht. Hinzu kommen die Anforderungen von Programmen, wie z.B. der Initiative Tierwohl.


Bieten Landwirte ihren Schweinen Stroh, Heu oder Silage an, sollten die gleichen Qualitätskriterien wie für Futtermittel gelten. Denn verschimmeltes oder belastetes Beschäftigungsmaterial kann die Schweine krank machen.


Vor allem Sauen reagieren darauf sehr empfindlich. Mykotoxine können die Fruchtbarkeit extrem beeinträchtigen, sodass z.B. die Umrauschquote steigt. Auch bei Mastschweinen und Ferkeln können die Leistungen einbrechen: Die Zunahmen sinken und die Futterverwertung verschlechtert sich. Das alles führt zu wirtschaftlichen Verlusten.


Das Beschäftigungsmaterial sollte deshalb möglichst frei von Schimmel- und Schwärzepilzen sowie Hefen, Bakterien und Mykotoxinen sein. Das erhöht gleichzeitig auch die Attraktivität des Materials für die Schweine.


Grundstein in der Ernte legen


Damit Stroh, Heu und Silage in optimaler Qualität ins Lager kommen, gilt es schon bei der Ernte einiges zu beachten.


Stroh und Heu sollten eine Schnittlänge von maximal 35 cm aufweisen. Ansonsten kann die Presse den Ballen nicht gut verdichten. Bevor das Material in Ballen gepresst wird, muss es zunächst trocknen. Dazu sollten Landwirte das Schwad mindestens einmal wenden oder mit einem Schwadlüfter aufschütteln. Stroh und Heu sollten zum Pressen eine Trockenmasse von mindestens 86% haben. Denn zu viel Restfeuchte fördert die Vermehrung von Schaderregern.


Gerade bei ungünstiger, feuchter Witterung kann der Einsatz von Konservierungsmitteln sinnvoll sein. Die Mittel enthalten Säuren und senken den pH-Wert im Stroh. Dadurch können sich Bakterien und andere Mikroorganismen nicht mehr so gut vermehren.


Bei der Bergung von Silage ist der Einsatz von Silierhilfsmitteln hilfreich. Diese können neben Säuren auch Mi-kroorganismen enthalten. Silierhilfsmittel mit sogenannten heterofermentativen Mikroorganismen sorgen neben der Milchsäurebildung auch dafür, dass Essigsäure gebildet wird. Diese erhöht die aerobe Stabilität der Silage. Gerade bei langsamem Verbrauch von Silageballen ist das vorteilhaft. Außerdem sollte man beim Wickeln der Ballen nicht an Folie sparen. Denn der Ballen muss für eine gute Silagequalität absolut luftdicht abgeschlossen sein.


Keinen Einfluss auf die Qualität hat hingegen die Form und Größe der Ballen. Es ist ratsam, die Größe vom Verbrauch des Materials und der Arbeitswirtschaft abhängig zu machen.


Ballen gehören unter Dach!


Stroh- und Heuballen sind generell lange lagerfähig. Nach dem Pressen sollten Landwirte die Ballen zügig unter Dach und auf befestigten Boden bringen. Im Idealfall stehen die Ballen auf Paletten, damit der Stapel gut durchlüftet wird. Auf unbefestigtem Untergrund schützen sie zudem vor Feuchtigkeit und erschweren das Einnisten von Nagern, insbesondere bei der Lagerung auf dem Feld. Allgemein ist ein gutes Konzept zur Schadnagerbekämpfung im Lager wichtig. Denn die Nager können Krankheitserreger wie Salmonellen eintragen.


Steht keine Überdachung zur Verfügung und die Ballen lagern im freien Feld, sollten Landwirte sie mit einem Vlies abdecken. Das Vlies muss stramm gespannt sein, damit Regenwasser ablaufen kann und sich keine Pfützen darauf bilden. Außerdem muss es windfest befestigt werden. In der Feldmiete dürfen die Ballen zudem niemals im Schlamm oder in einer Pfütze stehen.


Außerdem ist es hilfreich, die Ballen mit etwas Abstand zueinander und zur Wand zu stellen. Stroh und Heu schwitzen nach der Ernte noch eine Zeit lang. Durch den Abstand kann Wind hindurchwehen und die Ballen trocknen. Auch die Temperatur der Ballen sollten Landwirte im Auge behalten. Vor allem bei Heu besteht ansonsten Brandgefahr.


Silageballen haben den Vorteil, dass sie durch die Folie bereits gut vor Wind und Wetter geschützt sind – sofern diese dicht ist und kein Sauerstoff eindringen kann. Ist ein Ballen einmal angeschnitten, muss er so schnell wie möglich verbraucht werden. Liegt die Silage in einem Fahrsilo, muss auch hier der Vorschub ausreichend groß sein. Verschimmelte Schnittkanten sollten großzügig entfernt werden.


Damit keine Seuchenerreger wie die Afrikanische Schweinepest (ASP) übertragen werden, ist eine Umzäunung der Lagerstätten sinnvoll. So kommen Wildschweine nicht mit den Ballen in Kontakt. Material aus ASP-Gebieten sollten Schweinehalter grundsätzlich nicht mehr verwenden.


Die eigenen Sinne Nutzen


Bevor Ballen aus der neuen Ernte verfüttert werden, sollten sie mindestens sechs Wochen lagern. Auch Silageballen müssen vor dem Verbrauch zunächst vollständig durchsilieren. Das dauert etwa acht Wochen lang.


Zum Auffüllen der Automaten und Raufen ist es ratsam, immer nur kleine Mengen des organischen Materials mit in den Stall zu nehmen. Wenn es zu lange auf dem Stallgang steht, nimmt es ansonsten den Umgebungsgeruch an und wird für die Schweine unattraktiv.


Wichtig ist zudem, dass Landwirte die Qualität des organischen Beschäftigungsmaterials im Jahresverlauf regelmäßig überprüfen. Um festzustellen, ob das Material noch eingesetzt werden kann, reicht zunächst einmal eine Prüfung mit den eigenen Sinnen.


Gutes Stroh ist in der Regel goldgelb und glänzend. Bei Heu zeugt ein frischer „Grasgeruch“ von guter Qualität. Riecht das Material hingegen muffig, gilt: Finger weg! Ballen mit verschimmelten Stellen sollten Landwirte insbesondere für Sauen und Ferkel auf keinen Fall mehr verwenden.


Bei Silage zeugt ein milchsaurer Geruch von einer hohen Silierqualität. Riecht sie hingegen nach Buttersäure oder sehr stark nach Essigsäure, ist Vorsicht geboten. Die Säure macht die Schweine zwar nicht unbedingt krank, senkt jedoch die Attraktivität des Materials für die Tiere erheblich.


Schnelltest für Mykotoxine


In besonderen Fällen ist es ratsam, Stroh und Heu professionell untersuchen zu lassen. Treten im Bestand z.B. erhebliche Gesundheitsprobleme auf, sollten Landwirte stichprobenartig Material entnehmen und an ein Labor schicken. Das gilt auch, wenn die Tiere das Beschäftigungsmaterial offensichtlich nicht fressen wollen. Denn auch optisch gut aussehende Stellen könnten mit Schadstoffen belastet sein.


Die Mykotoxine DON und ZEA können im Stroh mithilfe eines ELISA-Schnelltests bestimmt werden. So können Landwirte einschätzen, ob das Material belastet ist. Das bieten z.B. Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalten oder private Labore an. Bei der LUFA NRW kostet ein solcher Schnelltest pro Probe und zu bestimmendem Mykotoxin 28 €.


Ihr Kontakt zur Redaktion:anna.huettenschmidt@topagrar.com


Warum mir das Thema wichtig ist


Der Einsatz von organischem Beschäftigungsmaterial ist Pflicht. Doch die Qualität von Stroh & Co. muss stimmen – ansonsten erweist man seinen Schweinen einen Bärendienst.

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