Die aktuelle Preiskrise wird den Strukturwandel in der Sauenhaltung weiter beschleunigen. Besonders in Süddeutschland rechnen viele Experten mit einem regelrechten Strukturbruch. Laut Viehzählung vom 3. November 2015 sank die Zahl der Sauen in Baden-Württemberg im Vergleich zum Vorjahr um 6,4 % auf etwa 169 000 Tiere. Auch die Vermarkter berichten, dass sie jetzt in größerem Umfang Sauen auf den Betrieben zur Schlachtung abholen.
„Bedauerlich ist, dass auch etliche Zukunftsbetriebe mit 300 bis 500 Sauen in eine wirtschaftliche Schieflage geraten“, berichtet Josef Weiß von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Damit wird das Ferkeldefizit in Bayern weiter wachsen. Und auch Baden-Württemberg wird endgültig zum Ferkelzuschussgebiet.
Aufgrund der anhaltenden Preismisere denken etliche Ferkelerzeuger im Südwesten derzeit über einen Einstieg in Label-Programme oder in die Bio-Schiene nach. Doch ein Umstieg kostet Geld und kann kein Rettungsanker für die gesamte Branche sein (lesen Sie dazu auch den Beitrag auf Seite S 10).
Im Norden und Nordwesten Deutschlands wird die ruinöse Marktlage den Strukturwandel ebenfalls anheizen. Allerdings wird die Zahl der Sauen weniger stark sinken, weil sich hier für größere Sauenställe auf der grünen Wiese leichter Pächter oder Käufer finden lassen. Die Interessenten sind entweder selbst Sauenhalter oder kommen aus dem vor- bzw. nachgelagerten Bereich, z. B. sind sie Futtermittelhersteller oder Steuerberater. „Deutlich schwieriger ist eine Verpachtung oder ein Verkauf allerdings bei gewachsenen Sauenställen mit 200 bis 300 Plätzen auf der Hofstelle“, berichtet Ruth Beverborg von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.