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Gift im Rattenhotel

Schädlingsbekämpfer Georg Bünker geht mit seinen „Rattenhotels“ ungewöhnliche Wege bei der Nagerbekämpfung: Er bietet den Ratten Holzkisten zum Nisten und Wohlfühlen an.

Lesezeit: 7 Minuten

Schädlingsbekämpfer Georg Bünker geht mit seinen „Rattenhotels“ ungewöhnliche Wege bei der Nagerbekämpfung: Er bietet den Ratten Holzkisten zum Nisten und Wohlfühlen an.


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Ratten und andere Schadnager können nicht nur Krankheiten wie Salmonellose oder Dysenterie übertragen. Sie fressen zudem erhebliche Futtermengen und verschmutzen das Futter mit ihrem Kot und Urin. Kein Schweinehalter möchte die Nager über den Hof oder durch die Stallungen huschen sehen. Landwirte machen es den Tieren bei der Bekämpfung daher so ungemütlich wie möglich.


Nicht so Georg Bünker. Der IHK-geprüfte Schädlingsbekämpfer aus Freren im Kreis Emsland bietet den Tieren in seinen „Rattenhotels“ sogar genau das Gegenteil an: Einen trockenen, geschützten und isolierten Nistplatz.


Holzkisten mit Stroh


Auf diese ungewöhnliche Idee haben Georg Bünker die Nager selbst gebracht. Bei der Kontrolle von Köderboxen sind dem 62-Jährigen immer wieder Ratten aufgefallen, die Stroh in die Kisten geschafft und es sich dort gemütlich gemacht haben. Dieses Wissen hat sich Bünker zu Nutze gemacht und eine 80x60x20 cm große Kiste aus Lärchen- bzw. Douglasienholz gebaut. „Denn die handelsüblichen Köderboxen sind zu klein, um größere Rattenpopulationen zu tilgen“, so Bünker.


Die „Rattenhotels“, wie er die Kisten getauft hat, sind 15 kg schwer und stehen auf zwei Dachlatten, damit die Unterseite trocken bleibt. Dachpappe schützt die Köderbox vor Witterungseinflüssen. Der Deckel ist durch zwei Schrauben befestigt, damit das Rattenhotel nicht leichtfertig geöffnet werden kann. Die zwei Eingänge sind von innen mit einer Dachlatte so gesichert, dass man von außen nicht in die Kisten hineingreifen kann. Zur Innenausstattung des Rattenhotels gehört eine Futterschale aus dem Kleintierbedarf, in der Bünker das Ködermaterial auslegt. Die Holzkiste polstert der Schädlingsbekämpfer zusätzlich mit langem Gerstenstroh aus. „Wenn die Ratte die Köderbox einmal als Schlaf- und Nistplatz angenommen hat, geht sie schnell auch an den Köder“, hat Bünker beobachtet.


Regelmäßige Resistenztests


Beim Giftköder setzt Bünker vor allem auf Blutgerinnungshemmer der 2. Generation. Denn viele seiner Kunden befinden sich in Nordwestdeutschland, wo sich bereits Resistenzen gegen Blutgerinnungshemmer der 1. Generation entwickelt haben und die Wahl der Wirkstoffe begrenzt ist.


Am häufigsten verwendet der Fachmann Flocken- oder Pastenköder mit dem Wirkstoff Brodifacoum. Diesen hoch wirksamen Wirkstoff der 2. Generation setzt Bünker ein, wenn bereits eine Resistenz gegen Wirkstoffe der 1. Generation vorliegt. Deshalb führt Bünker bei seinen Kunden regelmäßig ein Monitoring durch, indem er Rattenkadaver einsammelt und sie auf mögliche Resistenzen testen lässt.


Besonders wichtig ist dem Schädlingsbekämpfer, dass der Rattennachwuchs so früh wie möglich ausgemerzt wird. Denn bereits im Alter von drei Monaten sind die weiblichen Ratten geschlechtsreif. Doch gerade die trächtigen Tiere sind oftmals misstrauisch und köderscheu. Mit dem Rattenhotel trickst Georg Bünker die Tiere aus und bietet ihnen eine trockene Behausung zum Nisten an – mit dem Giftköder direkt vor der Nase.


„Die Ratten nehmen die Köderbox bereits nach einem Tag an“, berichtet Bünker von seinen Erfahrungen. Der Schädlingsbekämpfer erkennt dies daran, dass der Eingang des Rattenhotels leicht verschmutzt ist und etwas Stroh vor dem Eingang liegt. In den meisten Fällen arbeitet Bünker von Anfang an mit dem Giftköder und platziert ihn in einer kleinen Fressschale. Bei besonders misstrauischen Ratten lockt er die Tiere jedoch zunächst mit einem bereits bekannten Futter in die Box und legt den Giftköder erst später aus. „Meistens ist das Problem dann behoben und die Ratten nehmen das Hotel an“, weiß Bünker.


Box muss trocken bleiben


Damit die Köderkisten für die Schadnager lange attraktiv bleiben, säubert der Fachmann die Boxen in regelmäßigen Abständen. Nach der Erstinstallation kontrolliert er die Rattenhotels zunächst am dritten, fünften, achten und 14. Tag. Dabei legt er bei Bedarf immer wieder Köder nach und entfernt verendete Ratten. Sind die Ratten getilgt, kontrolliert Bünker die Boxen im Abstand von vier Wochen.


„Jedes Rattenhotel kann etwa fünf Jahre eingesetzt werden“, erklärt Bünker. Stehen die Köderkisten im Innenbereich können sie noch länger verwendet werden. Der Rattenexperte rät, das Stroh einmal im Quartal auszuwechseln. Stehen die Boxen im Stall, genüge es auch, das Stroh einmal jährlich auszutauschen. Allerdings darf keine Feuchtigkeit in die Holzkiste eindringen. „Der Köder muss trocken bleiben, sonst verdirbt er und die Ratten rühren ihn nicht mehr an“, sagt Bünker.


Der engagierte Einsatz des Schädlingsbekämpfers hat seinen Preis. Ein hoffertiges Rattenhotel kostet mit 125 € zzgl. MwSt. deutlich mehr als herkömmliche Köderboxen. Pro Servicetag und Rattenhotel berechnet Bünker zusätzlich noch einmal etwa 10 €. Der exakte Preis für den Service richtet sich nach der Anzahl der Rattenhotels und nach der Anfahrt. „Der Grundpreis ist zwar teurer, dafür sind jedoch die Kosten für den Köderverbrauch beim Rattenhotel geringer“, erklärt Bünker.


Profi engagieren


Je nach Betriebsgröße werden nach Bünkers Erfahrung etwa 15 bis 40 Rattenhotels benötigt. Landwirten mit gültigem Pflanzenschutzsachkundenachweis bietet Bünker an, die Rattenhotels lediglich aufzustellen. Nach einer kleinen Einführung übernehmen die Landwirte die Bekämpfung dann selbst.


Die meisten Kunden geben die Schadnagerbekämpfung inklusive Kontrolle und Dokumentation allerdings in die Hände eines Fachmanns. Einer von Bünkers Kunden ist Ansgar Geerdes aus dem emsländischen Messingen. Er bewirtschaftet einen Betrieb mit 350 Sauen inklusive Ferkelaufzucht und 1100 Mastplätzen. Bisherige Bekämpfungsmaßnahmen erzielten auf dem Betrieb kaum einen Erfolg. Die von Geerdes bislang verwendeten Köderboxen aus Metall haben sich im letzten Sommer so stark erhitzt, dass die Ratten die Box selten aufgesucht und kaum Köder gefressen haben. „Der geringe Köderverbrauch hat uns dann einen geringen Schadnagerbefall vorgetäuscht“, erklärt Geerdes. Das nahm der 47-Jährige zum Anlass, Bünker zu kontaktieren.


Schlupflöcher aufdecken


Beim ersten Betriebsbesuch haben die beiden zunächst das gesamte Betriebsgelände inspiziert. Denn Bünker hat ein wachsames Auge für die Laufwege, Schlupflöcher und Nistplätze der Ratten entwickelt. Vor allem Güllesysteme, Futtersilos sowie Hohlräume und Zwischendecken bieten den Tieren eine optimale Behausung.


Bei Ansgar Geerdes konnte der Schädlingsbekämpfer den Befallsherd schnell identifizieren: Die Maschinenhalle und insbesondere die Futtersilos boten den Ratten vor allem nach der Getreideernte im Sommer ideale Futterplätze und Rückzugsmöglichkeiten.


In Absprache mit Geerdes hat Bünker insgesamt 18 Rattenhotels auf dem Betriebsgelände platziert, um die Nager bereits von außen abzufangen. Im Stall übernimmt Geerdes die Schadnagerbekämpfung aus Biosicherheitsgründen weiterhin selbst. Außerhalb des Stalls hat er diese Aufgabe jedoch an Georg Bünker übergeben.


Bereits am ersten Tag nach dem Aufstellen sind die Ratten in die Holzboxen eingezogen und Bünker konnte sofort mit der Beköderung starten. Nach etwa einem Monat war die Rattenplage getilgt. Seitdem kommt der Schädlingsbekämpfer einmal im Monat vorbei, um die Kisten zu kontrollieren und Köder nachzulegen. „Für mich ist ein rascher Tilgungserfolg das einzig wichtige bei der Rattenbekämpfung“, ist Ansgar Geerdes von Bünkers Konzept überzeugt. Da das Konzept der Rattenhotels gut funktioniert, will er den Service von Georg Bünker auch künftig nutzen.


Den bislang verwendeten Metallköderboxen hat Ansgar Geerdes abgeschworen: „Der Vorteil der Holzkisten ist, dass sie zu jeder Jahreszeit von den Nagern gut angenommen werden.“


caroline.juecker@topagrar.com

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