Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Maisaussaat Erster Schnitt 2024 Rapspreis

Aus dem Heft

top agrar-Seminar: Die Fragen der Praktiker

Lesezeit: 10 Minuten

Ende Januar veranstalteten das LVFZ Schwarzenau und top agrar bereits zum dritten Mal das Seminar „Profi-Tipps für den Abferkelstall“. Landwirte und Berater diskutierten dabei viele spannende Fragen aus dem Betriebsalltag.


Das Wichtigste zum Thema Schwein mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Wie gehe ich beim Wurfausgleich am besten vor?


Beim Wurfausgleich gilt: So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig Ferkel versetzen. Ein Patentrezept für alle Betriebe gibt es aber nicht. Dennoch sollte man folgende Grundsätze beachten:


  • Jedes Ferkel muss bei seiner eigenen Mutter Kolostrum aufgenommen haben. Der Wurfausgleich startet dann frühestens 12 Stunden nach der Geburt des letzten Ferkels.
  • Man darf nur gesunde und satte Ferkel versetzen.
  • Die Neu-Würfe sollten in puncto Ferkelgewicht möglichst ausgeglichen sein.
  • Man sollte gut beobachten, ob die Sau umgesetzte Ferkel auch annimmt.


„Der Wurfausgleich muss zudem gut geplant werden“, empfiehlt Otto Schwemmer vom LVFZ Schwarzenau. Das heißt, dass man sich vorab genau überlegt, wie viele Ferkel eine Sau überhaupt aufziehen kann bzw. soll. Dabei berücksichtigt man das Alter, die Gesäugequalität, die Milchleistung und die Aufzuchtleistung aus dem Vorwurf.


Hartmut Dittmann, Betriebsleiter am LVFZ Schwarzenau, verwendet zur Planung des Wurfausgleichs eine Ferkelverteilliste. Bereits einige Tage vor der Abferkelung trägt er hier die spätere SOLL-Ferkelzahl je Sau ein. Ergänzt um den Abferkeltag und die IST-Ferkelzahl je Wurf gibt die Liste vor dem Versetzen dann einen guten Überblick, an welcher Sau zu viele Ferkel sind und wo noch welche fehlen.


Wann kann ich Oxytocin einsetzen und wann Depotocin?


Oxytocin und Depotocin bzw. Longacton sind Wehenmittel, die man bei stockenden Geburten, Wehenschwäche und zur Anregung des Milchflusses einsetzt. Oxytocin wirkt kurzfristig für etwa 10 bis 15 Minuten und wird in einer Menge von 1 bis 2 ml je Sau verabreicht. Man kann es z.B. einsetzen, wenn der Geburtsabstand zwischen zwei Ferkeln mehr als 30 Minuten andauert.


Depotocin hingegen wirkt über einen längeren Zeitraum von vier bis sechs Stunden und wird in einer Dosierung von 0,5 bis 1 ml je Sau gespritzt. Man kann es verwenden, wenn die Sau unter einer Wehenschwäche leidet.


Generell gilt, dass Wehenmittel nur wirken, wenn den Muskeln zur Kontraktion ausreichend Calcium zur Verfügung steht. In Notfällen kann also eine zusätzliche Gabe eines Calciumpräparats sinnvoll sein. Das sollte aber die Ausnahme bleiben!


„Wenn Oxytocin und Depotocin nicht anschlagen, prüft man zunächst das Calcium-Phosphor-Verhältnis im Futter. Es sollte möglichst eng sein“, rät Tierarzt Dr. Stefan Gedecke aus Wonsees.


Auch Monzal sollte man nur im Notfall einsetzen. Das Mittel kann Uteruskrämpfe lösen und wirkt maximal zwei bis sechs Stunden. Man verabreicht 1 ml je 60 kg Körpergewicht.


Wichtig: Wehenmittel wirken nur kurz vor, während und unmittelbar nach der Geburt. Um den Milchfluss noch Tage nach der Geburt anzuregen, sind sie wirkungslos, weil Milchdrüse und Gebärmutter zu diesem Zeitraum bereits nicht mehr empfänglich dafür sind.


Wie viel Biestmilch sollte ein Ferkel erhalten?


Im Idealfall nimmt ein Ferkel nach der Geburt 300 g Biestmilch auf. Minimal sollten ihm 200 g zur Verfügung stehen. Sauen bilden das Kolostrum jedoch in unterschiedlicher Menge und Qualität. Die Spanne liegt zwischen 1,5 kg und 4,5 kg Kolostralmilch je Sau. Im Durchschnitt produziert eine Sau 3,3 kg bis 3,7 kg. Bei großen Würfen mit z.B. 15 oder 16 lebend geborenen Ferkeln stehen also im ungünstigsten Fall pro Ferkel weniger als 200 g Kolostrum zur Verfügung.


„Das zeigt, wie wichtig es ist, die Biestmilch möglichst gleichmäßig auch auf die letztgeborenen Ferkel zu verteilen“, betont Dr. Eckhard Meyer vom sächsischen Lehr- und Versuchsgut Köllitsch. Denn die letztgeborenen Ferkel haben genauso wie die erstgeborenen ein höheres Verlustrisiko.


In der Praxis werden deshalb häufig die erstgeborenen Ferkel kurzzeitig in eine Art „Korb“ auf die Heizplatte gesetzt (Split Suckling). Diese Maßnahme zeigt laut den Erfahrungen in Köllitsch jedoch kaum Wirkung.


Denn die Sauen säugen ihre Ferkel in den ersten 24 Stunden nach der Geburt bis zu 48 Mal. Um also auch den Nachzüglern Platz und Ruhe zu geben, um am Gesäuge ihre Biestmilchmenge aufzunehmen, müssten die erstgeborenen Ferkel mindestens vier Stunden weggesperrt werden. Das ist aber viel zu lang!


Alternativ zum Split Suckling kann man den kleinen und letztgeborenen Ferkeln auch abgemolkene Sauen-Kolostralmilch verabreichen. Ersatzprodukte, z.B. Kuhkolostrum, geben den Ferkeln ebenfalls Energie, sind aber niemals so gut wie die Biestmilch der Sauen.


Was kann ich gegen harten Kot der Sauen im Abferkelstall tun?


Werden die Sauen vom Wartestall in den Abferkelstall umgestallt, fehlt ihnen von heute auf morgen die aus der Gruppenhaltung gewohnte Bewegung. Verbunden mit einem Wechsel vom Trage- auf das Säugefutter können sie so unter Verstopfungen oder zu hartem Stuhl leiden. Deshalb ist es wichtig, den Futterwechsel so fließend wie möglich zu gestalten und gleiche Komponenten im Trage- und Säugefutter zu verwenden.


Sinnvoll kann der Einsatz eines Geburtsvorbereitungsfutters sein, das vom Einstallen in den Abferkelstall bis zwei oder drei Tage nach der Geburt gefüttert wird. Grundsätzlich sollte das Geburtsvorbereitungsfutter ausreichend Protein und Rohfaser enthalten sowie ein enges Calcium-Phosphor-Verhältnis aufweisen.


Es gibt verschiedene Möglichkeiten ein solches Futter zusammenzustellen. Entweder kauft man es als Fertigfutter zu, oder man mischt zur Hälfte Trage- und Säugefutter. Das lässt sich vor allem bei der Flüssigfütterung leicht umsetzen.


Darüber hinaus ist es möglich, das Säugefutter mit zusätzlicher Rohfaser auszustatten, z.B. Weizenkleie, Zuckerrübenschnitzel oder Apfeltrester. Die Rohfaser kann man bei der Trockenfütterung beispielsweise von Hand als sogenanntes Top-Dressing in die Tröge geben. Alternativ bietet sich als Geburtsvorbereitungsfutter auch an, Rohfaserkomponenten mit einem Energiekonzentrat zu mischen.


Grundsätzlich gibt es also kein Patentrezept für ein Geburtsvorbereitungsfutter. Jeder Betrieb muss das für seine Sauen passende finden.


Am Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Schweinehaltung in Schwarzenau hat man gute Erfahrungen mit ganzen Weizenkörnern gemacht, die mit einem Anteil von 30% dem Laktationsfutter beigemischt werden. Dieses Geburtsvorbereitungsfutter erhalten die Sauen dann vom 108. Trächtigkeitstag bis zwei Tage nach der Geburt.


Die Sauen scheiden die Weizenkörner unverdaut über den Kot aus. „Das verhindert Verstopfung und harten Kot sehr gut“, schildert Fütterungsexperte Dr. Wolfgang Preißinger von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft die Erfahrungen aus Schwarzenau und von einigen Praxisbetrieben.


In der Flüssigfütterung kann man die ganzen Weizenkörner jedoch nicht einsetzen, da sie die Leitungen verstopfen würden. Wem es zudem schwerfällt, ganze Körner zu verschwenden, kann als Alternative auch gequetschte Gerste einsetzen. Wichtig: Probleme mit Durchwuchs gibt es trotz der ganzen Körner in der Gülle keine, da sie ihre Keimfähigkeit im Verdauungstrakt des Schweins verloren haben.


Warum haben die Ferkel trotz Behandlung Coli-Durchfälle?


Coli-Durchfall bei Saugferkeln kann man leicht mit dem Durchfall verwechseln, der durch den Erreger Clostridium perfringens Typ A ausgelöst wird. Denn beide Bakterien verursachen einen gelblichen Durchfall am ca. zweiten bis fünften Lebenstag.


Clostridien perfringens Typ C wiederum sorgen für einen übelriechenden, schaumigen, teils sogar blutigen Durchfall bei den Saugferkeln. Wie die Übersicht zeigt, können auch Viren oder Kokzidien Durchfall beim Ferkel auslösen. Das zeigt, wie wichtig eine sichere Diagnose ist, bevor es zu einer vorbeugenden Mutterschutzimpfung oder Behandlung kommt.


Die Haut meiner Ferkel und Läufer ist sehr blass. Was kann ich tun?


Wenn Sie infektiöse Ursachen für die Blässe ausschließen können, sollten Sie unbedingt die Eisengabe überprüfen. Ferkel benötigen je kg Zuwachs etwa 60 mg Eisen. Zur Geburt verfügen sie über eine Eisenreserve von 30 mg/kg Körpergewicht. Und über die Sauenmilch nehmen sie täglich lediglich 1 mg Eisen auf.


Das zeigt, dass Ferkel unbedingt auf eine Eiseninjektion angewiesen sind – besonders dann, wenn sie sehr frohwüchsig sind. Deshalb sollte man den Ferkeln spätestens am dritten Tag nach der Geburt Eisen spritzen – entweder in die Nackenmuskulatur oder in die Kniefalte.


Dabei hat sich gezeigt, dass die Empfehlung von 200 mg je Ferkel für frohwüchsige Genetiken nicht mehr ausreicht. „Ich empfehle daher 300 mg Eisen je Ferkel zu verabreichen“, erklärt Dr. Lothar Richter, Fachtierarzt für Schweine beim Tiergesundheitsdienst Bayern. Diese Menge kann man entweder auf einmal injizieren oder auf zwei Gaben aufteilen. Die zweite Gabe könnte man z.B. parallel zur Einmal-Impfung gegen Mykoplasmen in der dritten Lebenswoche geben.


Zeigen die blassen Ferkel und Läufer zusätzlich Ohrrandnekrosen, kann als Ursache auch eine Eperythrozoonose infrage kommen. Dabei handelt es sich um eine Krankheit, die durch den Erreger Mycoplasma suis ausgelöst wird – früher auch Eperythrozoon suis oder Rickettsien genannt. Die Erreger leben und vermehren sich als Parasit in den roten Blutkörperchen der Schweine und zersetzen diese. Deshalb werden die Tiere blass, teils gelblich, kümmern und weisen Ohrrandnekrosen auf. Die Sterblichkeitsrate ist mit weniger als 1% jedoch sehr gering.


Der Erreger wird über Ektoparasiten (Schweinelaus, Räudemilbe), das Spritzbesteck, das Kupiergerät oder das Kastriermesser auf die Schweine übertragen. Zudem geben ihn befallene Mütter über die Gebärmutter an die Ferkel weiter. Ein weiterer Übertragungsweg von Tier zu Tier sind auch blutige Beißereien.


Infizierte Schweine sollte man mit einem Langzeit-Oxytetrazyklin und – zeitlich getrennt – einer zusätzlichen Eisengabe behandeln. Ganz eliminieren lässt sich der Erreger dadurch aber nicht.


„Die Eperythrozoonose tritt aktuell sogar wieder häufiger auf. Eine mögliche Ursache könnte darin liegen, dass Bestandsbehandlungen bei Sauen mit Tetrazyklinen seltener durchgeführt werden“, schildert Dr. Lothar Richter seine Erfahrungen.


Wieso rauschen die Sauen anders, seit ich automatisch beifüttere?


Einige Betriebe füttern die Ferkel schon sehr früh mithilfe flüssiger Beifutter an – teilweise bereits ab dem zweiten Lebenstag. Um Arbeitszeit zu sparen, setzen manche Sauenhalter dabei auf automatische Cup-Systeme oder neue Sensor-Flüssigfütterungen im Miniaturformat. Das hilft, große Würfe aufzuziehen, steigert die Absetzgewichte und entlastet die Sauen.


Berater und Praktiker berichten jedoch, dass manche Sauen bei intensiver Beifütterung bereits in der dritten Säugewoche eine Laktationsrausche zeigen, die aber nicht immer erkannt wird. „Mithilfe der modernen Beifutterkonzepte erreichen die Saugferkel hohe Futteraufnahmen. Das ist positiv, es birgt aber die Gefahr, die Ferkel von den Sauen weg zu erziehen“, warnt Dr. Eckhard Meyer. Die Ferkel rufen dann zu wenig Milch ab, was hoch fruchtbare Sauen zur Rausche veranlasst, so die Beobachtungen des Experten.


Dieser Effekt kann auch beim intensiven Ammenmanagement auftreten. Und zwar dann, wenn ein gut entwickelter Wurf gegen einen Wurf mit kleinen Ferkel ausgetauscht wird. Nimmt der neue Wurf deutlich weniger Milch ab als der ursprüngliche, kann eine (hoch fruchtbare) Sau in die Rausche kommen. Die Gefahr ist dabei offensichtlich umso höher, je länger die Säugezeit vorangeschritten ist.


Wird die Laktationsrausche bei einer vierwöchigen Säugezeit nicht erkannt, rauscht die Sau meist erst 10 bis 14 Tage nach dem Absetzen erneut. In der Woche nach dem Absetzen duldet sie dann nicht bzw. kommt hier die terminorientierte Besamung „zu früh“.


Manche Betriebe sind deshalb dazu übergegangen, die Sauen in der dritten und/oder vierten Säugewoche sowie sofort nach dem Absetzen auf Brunstsymptome zu kontrollieren und die Besamung gegebenenfalls vorzuziehen.


Das Liegeverhalten der Saugferkel ist sehr unterschiedlich – warum?


Manchmal liegen in ein und demselben Abteil einige Würfe dichtgekauert auf einem Haufen im Ferkelnest, während andere Würfe weit abseits des Nestes ruhen – und das obwohl die Ferkel ähnlich alt und gesund sind. „Dann ist es höchste Zeit, die Temperatur aller Wärmenester in einem Heizkreislauf zu überprüfen“, rät Katrin Szczepanski, stellvertretende Leiterin einer 620er-Sauenanlage. Dazu kann man ein Infrarot-Thermometer verwenden.


Denn durch zu viel Luft und/oder durch zu wenig Wasser in der Warmwasserleitung können die Temperaturen zwischen einzelnen Heizplatten eines Kreislaufes stark schwanken. Das spiegelt sich dann im Liegeverhalten der Ferkel wider.Regina Imhäuser

top agrar besser machen. Gemeinsam
Sie sind Schweinehalter oder lesen regelmäßig den top agrar Schweine-Teil und/oder die SUS? Dann nehmen Sie an einem kurzen Nutzerinterview teil.

Die Redaktion empfiehlt

top + Top informiert in die Maisaussaat starten

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.