Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Aus dem Heft

top agrar-SerieZukunft Schwein - Zukunft Schwein: Welche Strategie ist richtig?

Lesezeit: 9 Minuten

Wer jetzt die Weichen richtig stellt, wird auch in Zukunft erfolgreich Schweine halten können. top agrar zeigt, worauf es in der Ferkelerzeugung und Schweinemast ankommt.


Das Wichtigste zum Thema Schwein mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Drei Zukunftsfragen beschäftigen wachstumswillige Schweinehalter derzeit besonders:


1. Kann ich auch in Veredlungshochburgen noch wachsen?


2. Soll ich mich spezialisieren oder doch lieber ins Geschlossene System wechseln?


3. Wie soll ich meine Produktion in Zukunft ausrichten – weiter auf konventionelle Haltung setzen, an der Initiative Tierwohl bzw. Tierschutzlabeln teilnehmen oder sogar auf Bioproduk-tion umstellen?


top agrar beantwortet diese drei wichtigen Zukunftsfragen in einer neuen Serie. In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns zunächst mit der Standortfrage.


Wo produzieren?

Die Kernfrage, die sich immer mehr Schweinehalter stellen, lautet: Ist es wirtschaftlich überhaupt noch zu vertreten, in viehdich-ten Regionen weitere Wachstumsschritte zu planen? Oder muss ich mit meiner Produktion in eine Region mit extensiver Tierhaltung wechseln, wenn ich den Bestand weiter aufstocken will?


Anhand verschiedener Zukunfts-szenarien zeigen wir auf, wie sich der Gewinn in der Ferkelerzeugung bzw. Schweinemast im Jahr 2024 in Intensiv- bzw. Extensivgebieten darstellt. In Übersicht 1 sind die Eckdaten der Fer-kelerzeugung für die Intensivregion zu finden.


  • In der Ist-Situation hält der Betrieb 300 Sauen und verkauft 28 Ferkel pro Sau und Jahr (oberes Leistungsniveau). Sauenhaltung und Ferkelaufzucht laufen steuerlich landwirtschaftlich, die Platzvorgaben im Stall entsprechen den Vorgaben der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung, Raufutter wird nicht vorgelegt.
  • In der Variante „Zukunft 1“ steigt die Zahl der verkauften Ferkel in zehn Jahren auf 31 pro Sau und Jahr.
  • In der Variante „Zukunft 2“ sind 20 % höhere Platzvorgaben und die Vorlage von Raufutter unterstellt, weil die Politik das in Zukunft vielleicht gesetzlich vorschreiben könnte. Da der Betrieb keine weitere Baugenehmigung für einen neuen Stall erhält, muss die Herde auf 240 Sauen abgestockt werden.
  • Im nächsten Fall stockt der Betrieb durch den Neubau von Stalleinheiten auf 510 Sauen auf, pachtet 10 ha dazu und betreibt die Sauenhaltung gewerblich (Zukunft 3).
  • Das Szenarium „Zukunft 4“ ist identisch, allerdings werden nur 28 Ferkel pro Sau und Jahr verkauft.
  • In der Variante „Zukunft 5“ steigt die Sauenzahl auf 700 Tiere und es werden 40 ha hinzugepachtet.


Die Daten für die Sauenhaltung in Extensivregionen finden sich in Übersicht 2. Unterstellt sind identische Bestandsgrößen und Leistungen, die Flächenausstattung hingegen ist etwas besser, da die Situation in Extensiv­regionen in der Regel entspannter ist. Steuerlich betrachtet sind die Betriebe mit denen in den Intensivregionen identisch aufgestellt.


Die in allen Berechnungen unterstellten Kalkulationsdaten sind im Kasten auf Seite S 10 zu finden. Unter anderem ist hier aufgeführt, welche Kosten aus dem Ackerbau (Pacht) die Veredlung zu tragen hat.


Sauen: Chancen im Nordwesten.

Wie in Übersicht 3 dargestellt, kann der Sauenhalter in der Intensivregion bei einem Leistungsniveau von 28 verkauften Ferkeln pro Sau und Jahr und 68 € Ferkelerlös (landwirtschaftlich pauschalierend inklusive Anteil aus Altsauenverkauf) unter Berücksichtigung aller Produktionskosten inklusive Arbeits- und Gebäudekosten derzeit einen Gewinn von knapp 67 500 € bzw. 225 € je Sau erwirtschaften (Ist-Betrieb).


Wird der Betrieb in den nächsten zehn Jahren in gleicher Weise fortgeführt, kann er bei einer unterstellten Leistungssteigerung von 28 auf 31 verkaufte Ferkel pro Sau und Jahr seinen Gewinn deutlich auf ca. 122 000 € bzw. 406 € je Sau erhöhen (Zukunft 1). Die in der Kalkulation unterstellten Kostensteigerungen durch höhere Pacht- und Gülleverwertungskosten werden somit durch die höhere Leistung aufgefangen.


Muss den Schweinen dagegen aufgrund neuer Haltungsvorgaben 20 % mehr Platz im Stall zur Verfügung gestellt werden, und wird gleichzeitig die Stallerweiterung aufgrund von Genehmigungsproblemen verweigert, bleibt dem Unternehmer nichts anderes übrig, als die Herde auf 240 Sauen abzustocken (Zukunft 2). Unter Berücksichtigung steigender Leistungen gelingt es ihm dennoch, den Gewinn im Vergleich zur Ist-Situation um knapp 20 000 € auf ca. 84 000 € bzw. 350 € je Sau zu steigern. Im Vergleich zu Variante „Zukunft 1“ fällt der Gewinn jedoch ab, da die verbleibenden Festkosten (Gebäude und Arbeit) von weniger Sauen getragen werden müssen.


In den folgenden Neubauvarianten (Zukunft 3 bis 5) ist unterstellt, dass die Ferkelerzeugung bis zum Absetzferkel steuerlich gewerblich läuft. Die Ferkel-aufzucht wird dagegen landwirtschaftlich pauschalierend betrieben, da sich dadurch die beste steuerliche Erlössituation errechnet. Da der Altsauenerlös wegen der Gewerblichkeit netto gerechnet ist, sinkt der Erlös je Ferkel leicht ab.


Die Aufstockung der Sauenherde durch den Neubau zusätzlicher Sauenplätze von 300 auf 560 Sauen (510 produktive Sauen) bringt zwar gegenüber der Variante „Zukunft 1“ einen Gewinnsprung auf knapp 167 000 € (Zukunft 3), pro Sau rutscht das Ergebnis aber auf 327 € ab. Das Problem ist, dass die Behörden in der Baugenehmigung in der Regel die Gesamtzahl der Sauenplätze zugrunde legen und nicht die produktiven Tiere. Und da rund 10 % Reserveplätze einkalkuliert werden müssen, kann der Betrieb nur mit 510 produk-tiven Sauen wirtschaften.


Hinzu kommt, dass aufgrund der neuen Vorschriften im Baugesetzbuch zusätzlich 10 ha Futterfläche nachzuweisen sind. Das treibt die Kosten in die Höhe, da für Neuverträge 400 € von der Veredlung getragen werden müssen.


Welche Folgen ausbleibende Leistungssteigerungen in der Ferkelerzeugung haben können, zeigt das Beispiel „Zukunft 4“. Stockt der Betrieb auf 510 produktive Sauen auf, verharrt aber bei 28 verkauften Ferkeln, sackt der Gewinn deutlich auf ca. 78 000 € ab. In den Intensivregionen mit hohen Kosten für die Gülleverwertung ist die Bestandserweiterung in der Sauenhaltung also überhaupt nur noch möglich, wenn die biologischen Leistungen deutlich steigen.


In der Variante „Zukunft 5“ wird unterstellt, dass der Sauenbestand auf 750 Tiere bzw. 700 produktive Tiere wächst. Der Gewinn liegt bei gut 213 000 € bzw. 304 € je Sau. Gegenüber der Ausgangssituation in Variante „Zukunft 1“ sind das „nur“ 91 000 € mehr, umgerechnet pro Sau jedoch 102 € weniger. Das Problem in diesem Fall ist, dass der Betriebsleiter 40 ha Fläche teuer zupachten müsste, das belastet die Veredlung. Umgerechnet erhöhen sich die Produktionskosten pro Sau allein durch die Zupacht um knapp 30 € pro Tier.


Extensivregion:

Vergleicht man die Einkommenschancen der in den Veredlungshochburgen tätigen Sauenhalter mit denen, die in den Extensivgebieten produzieren, zeigt sich, dass Betriebe in Ostdeutschland oder in Ackerbauregionen, wo die Viehhaltung bislang eher eine untergeordnete Rolle spielt, wirtschaftlich gesehen auf Dauer nahezu die gleichen Ergebnisse haben werden (siehe Übers. 4). Das liegt u. a. daran, dass die Altsauen-erlöse in den Extensivregionen geringer sind, weil Fer-kelerzeuger auf Schlachthofseite für ihre ausscheidenden Tiere weniger Abnehmer zur Verfügung haben.


Wirtschaftliche Vorteile werden in Extensivregionen künftig allerdings die Sauenhalter haben, die Wachstumsschritte planen (siehe Zukunft 3 und 5). Im Vergleich zu den Intensivregionen werden sie höhere Gewinne einfahren, da sie keine Gülleverwertungskosten in Höhe von ca. 30 € pro Sau zu tragen haben. Und sollte die Gülleverwertung in Intensivregionen noch teurer werden als hier unterstellt, oder ändern sich die steuerlichen Vorgaben, haben wachstumswillige Sauenhalter in Extensivregionen Vorteile.


Mast muss umziehen.

Während leistungsstarke Ferkelerzeuger auch in Zukunft in Intensivregionen durchaus Entwicklungschancen haben, stellt sich die Situation in der Schweinemast ungleich problematischer dar, wie die folgenden Auswertungen belegen.


In den Übersichten 5 und 6 sind die Eckdaten der verschiedenen Berechnungsvarianten aufgeführt. Der um 3 € je Schwein geringere Erlös in der Extensivregion resultiert aus der Tat­sache, dass der Weg zum Schlachthof länger ist und auch die Schlachter sich unter­einander weniger Konkurrenz liefern als in den Intensivregionen mit einem relativ dichten „Schlachthofnetz“. Und die etwas geringeren Mastleistungen in den Extensivregionen spiegeln sich in überregionalen Auswertungen wider.


Wie Übersicht 7 zeigt, erzielt der Schweinemäster in der Ist-Situation bei einem Bruttoerlös von 175 € je Schwein einen Betriebsgewinn von ca. 59 300 € bzw. 30 € pro Mastplatz.


Versetzt man den bestehenden Be­­trieb in die Zukunft und unterstellt dabei eine um 0,2 verbesserte Umtriebsleistung, steigt der Gewinn nur leicht auf ca. 66 700 € bzw. 33,70 € pro Mastplatz (Zukunft 1). Neben den inflationsbedingt höheren Kosten und Erlösen wirken sich hier die steigenden Gülleverwertungs- und Flächenkosten ge­­winnmindernd aus. Das heißt: Steigende biologische Leistungen in der Mast führen zu deutlich geringeren Gewinn-sprüngen als in der Sauenhaltung.


Muss der Mäster jedem Schwein 20 % mehr Platz zugestehen, und kann er den Betrieb aufgrund von Genehmigungsschwierigkeiten nicht erweitern, sinkt der Gewinn trotz einer um 0,2 Punkte höheren Umtriebsleistung deutlich auf rund 43 400 € bzw. 26,30 € pro Mastplatz (Zukunft 2). Gegenüber dem Ist-Betrieb wirken vor allem die steigenden Pachtkosten aus dem Ackerbau gewinnmindernd. Muss die Veredlung auf Dauer 200 € aus dem Ackerbau tragen, belastet das jeden Mastplatz mit 5 € zusätzlich. Zudem belasten die von 8 auf 15 € je m3 steigenden Gülleverwertungskosten das Ergebnis, weil für 256 Tiere Gülle abgegeben werden muss.


Dramatisch spitzt sich die Situation zu, wenn der Mäster seinen Bestand um 1 450 auf 3 430 Mastplätze ohne zusätz­liche Ackerfläche aufstockt, also einen Teil seiner Schweine gewerblich mästen muss (Zukunft 3). In diesem Fall bricht der Gewinn auf gut 21 000 € bzw. 6,30 € pro Mastplatz ein, da für die Schweine aus dem neuen Stall der Pauschalierungsvorteil wegfällt. Außerdem schießen die Gülleverwertungskosten um satte 10 € pro Mastplatz in die Höhe.


Kein Gewinn lässt sich auf Dauer mit der Mast in Intensivgebieten mehr erzielen, wenn der Bestand aufgestockt wird, die biologischen Leistungen aber nicht „mitwachsen“ (Zukunft 4).


Tiefrote Zahlen schreibt die Mast in Zukunft, wenn diese teilweise gewerblich laufen muss, 70 ha Fläche hinzugepachtet werden müssen und gleichzeitig ein Abluftfilter zum Einsatz kommt (Zukunft 5). In diesem Fall macht der Betrieb fast 21 000 € bzw. 5,20 € je Mastplatz Verlust. Die Neubaukosten in Verbindung mit den steigenden Gülleverwertungskosten sowie der teure Betrieb des Abluftfilters machen die Mast des gesamten Betriebes unwirtschaftlich.


Mast gehört in Extensivgebiete.

Besser stellt sich die Situation für Mäster in Extensivgebieten dar. Wie Übersicht 8 zeigt, lassen sich in allen Zukunftsvarianten höhere Gewinne pro Mastplatz erzielen. Als Hauptgründe sind die nicht vorhandenen Gülleverwertungskosten, die niedrigeren Pachtkosten und der Pauschalierungsvorteil zu nennen, da die Mast landwirtschaftlich betrieben werden kann bzw. Vieheinheiten von Kooperationspartnern zur Verfügung gestellt werden.


Ganz deutlich wird außerdem, dass insbesondere diejenigen Mäster von den Vorteilen der Extensivregionen profitieren werden, die künftig weitere Wachstumsschritte planen und ihre Bestände aufstocken (siehe Zukunft 3 bis 5). Hier sehen die Gewinnerwar-tungen wesentlich besser aus als in den Intensivregionen. Auch hier sind die nicht vorhandenen Verwertungskosten für die Gülle das Zünglein an der Waage.


Allerdings zeigt sich auch in Extensivregionen, dass der Luftwäscher trotz guter weiterer Voraussetzungen (landwirtschaftlich pauschalierend, keine Gülleverwertungskosten) den Gewinn wieder deutlich einschränkt. -ar-

top agrar besser machen. Gemeinsam
Sie sind Schweinehalter oder lesen regelmäßig den top agrar Schweine-Teil und/oder die SUS? Dann nehmen Sie an einem kurzen Nutzerinterview teil.

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.