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Über 30 Ferkel sind keine Utopie

Lesezeit: 7 Minuten

Sauenhalter Thierry Bazin aus der Bretagne zieht über 30 Ferkel pro Sau und Jahr auf. top agrar hat recherchiert, worin das Rezept seines Erfolges liegt.


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Wir kümmern uns sehr intensiv um die neugeborenen Ferkel“, antwortet Thierry Bazin (44) auf die Frage, wie er es schafft, schon seit drei Jahren über 30 Ferkel abzusetzen. Der Lohn für die intensive Betreuung sind Saugferkelverluste von unter 10 %. Bei im Schnitt 14 lebend geborenen Ferkeln je Wurf ist dies eine reife Leistung.


Bazin hält 400 Sauen und mästet rund die Hälfte der Ferkel selbst. Um die Arbeit zu schaffen, hat der Betriebsleiter aus Dolo bei Rennes zwei Mitarbeiter fest angestellt. Sein Ziel ist, die Saugferkelverluste dauerhaft unter 7 % zu senken.


Biestmilchaufnahme wird kontrolliert


In den ersten Tagen kümmern sich Bazin und seine Mitarbeiter intensiv um die neugeborenen Ferkel. Die Tiere werden mit einem Trocken-Desinfektionspulver eingerieben, damit sie schnell trocknen. „Ansonsten kühlen die Ferkel aus“, so der Betriebsleiter. Deshalb werden auch zwei Wärmelampen zur Geburt in die Abferkelbucht gehängt – eine hinter die Sau und eine über dem Ferkelnest. Zusätzlich werden der Bereich hinter der Sau und das Ferkelnest mit einer dicken Pappe ausgelegt, so dass die Ferkel nicht so kalt liegen und weniger Energie verlieren.


In den Augen von Bazin ist es ebenso wichtig, dass die Ferkel so schnell wie möglich Energie aufnehmen. Und da gibt es nur eine Möglichkeit: „Jedes Ferkel wird von uns an die Zitzen gehalten. Nur so können wir sichergehen, dass vor allem die kleinen Ferkel genug Biestmilch aufnehmen“, erläutert Bazin.


Um diese Arbeit zu vereinfachen, werden bei großen Würfen die schwersten Ferkel separiert. So haben Bazin und seine Mitarbeiter die nötige Ruhe und Platz, die kleinen Ferkel anzulegen. Die schwachen Ferkel bekommen in den ersten vier bis fünf Tagen noch Hilfe und werden mehrmals an die Zitzen gesetzt.


Durch einen konsequenten Wurfausgleich lässt sich diese Arbeit gut bündeln. „Wir sammeln die kleinsten Ferkel eines Wurfes ab und setzen sie an eine Jungsau. Entsprechend werden größere Ferkel wieder hinzugesetzt“, beschreibt Bazin die Vorgehensweise in seinem Betrieb.


Allerdings müssen die Ferkel bis dahin zwei bis drei Mal Biestmilch aufgenommen haben. Bei den tagsüber geborenen Würfen, beginnt die Sortierung gleich am ersten Tag. Die Ferkel, die nachts geboren werden, bleiben noch bis 16.00 Uhr am folgenden Tag bei der Sau. Erst dann beginnen die Mitarbeiter auch hier mit dem Wurfausgleich. Dabei wird darauf geachtet, dass das Versetzen zwei Tage nach dem Abferkeln abgeschlossen ist. Wobei nach Möglichkeit nur jedes Ferkel einmal versetzt wird. Insgesamt bleiben bei den Sauen immer 13 bis 14 Ferkel, auch bei den Jungsauen.


Allerdings werden in dem Betrieb während der Abferkelung keine Nachtwachen gehalten und keine Ferkel an Ammen versetzt. Obwohl fast 50 % der Sauen nachts abferkeln, bleibt der Betriebsleiter bei diesem Konzept. „Die Geburt ist gut vorbereitet, und die Sauen sind sehr ruhig. Deswegen können wir sie in der Nacht allein lassen. Viel wichtiger ist, dass wir uns am nächsten Morgen sofort um die Neugeborenen kümmern und sie ans Gesäuge legen“, so Bazin.


Der Einsatz von Ammensauen kommt für den Betriebsleiter aus hygienischen Gründen nicht in Frage. Alle Sauen einer Gruppe werden abgesetzt und nicht in ein anderes Abteil umgestallt.


Gesäugequalität verbessert


Die intensive Betreuung der Ferkel findet hauptsächlich in den ersten Tagen nach der Geburt statt. „Da wir unsere Herde im Ein-Wochen-Rhythmus fahren, lässt das Zeitmanagement auch keine andere Möglichkeit zu. Danach müssen die Sauen selbst in der Lage sein, ihre Nachkommen großzuziehen“, erläutert der Landwirt.


Mittlerweile kann Thierry Bazin die Sauen beruhigt sich selbst überlassen. Denn die Verlustrate der Ferkel nach den ersten vier Lebenstagen ist gering.


Doch das war nicht immer so: Durch die Maßnahmen rund um die Geburt überlebten die Ferkel zwar die ersten Tage. Danach fielen sie aber ab, und der Betrieb hatte zu hohe Saugferkelverluste zu beklagen. Der Grund: Die Gesäugequalität war der begrenzende Faktor und deshalb reichte die Milchleistung der Sauen nicht aus, um alle Ferkel aufzuziehen.


Die Forderung von Bazin und seinen Berufskollegen damals war klar: Sie brauchten Sauen mit mindestens 14, besser 16 funktionsfähigen Zitzen – und das über mehrere Laktationen. „Unsere Kreuzungssauen aus Large White und Land-rasse des Zuchtunternehmens Nucleus verfügen mittlerweile über sieben bis acht funktionsfähige Striche pro Gesäuge-leiste“, freut sich der Sauenhalter. Wenn die Ferkel die ersten, entscheidenden Tage – teils auch mit menschlicher Hilfe – überstanden haben, schaffen es die Sauen von allein, die Ferkel großzuziehen.


Der Betriebsleiter betont jedoch auch, dass die Würfe bis vor einigen Jahren deutlich ungleichmäßiger waren und der Anteil kleinerer Ferkel höher war. „Homogenere Würfe und eine geringere Anzahl Ferkel, die mit weniger als einem Kilo Lebensgewicht auf die Welt kommen, sind unserer Ziele“, erläutert Benoît Josselin vom Zuchtunternehmen Nucleus.


Fütterung angepasst


Damit auch die Sauen die Laktation gut überstehen und so wenig Körpermasse verlieren wie möglich, werden sie bereits einen Tag nach der Geburt drei Mal täglich gefüttert. Diese drei kleinen Mahlzeiten werden so weit gesteigert, dass die Sauen bis zum Wochenende rund fünf Kilo fressen. Eine Woche nach der Geburt nehmen sie dann 6,5 bis 7,5 kg Futter auf.


Auch bei den Ferkeln wird ab der zweiten Säugewoche dafür gesorgt, dass sie bereits mit der Futteraufnahme beginnen. „Die Ferkel bekommen einen Schoko-Cornflakes-Mix, der später mit Prestarter verschnitten wird. Pro Wurf setzten wir davon etwa zehn Kilo ein“, freut sich Bazin über die gute Beifutteraufnahme der Saugferkel. Zur weiteren Entlastung der Sauen setzt der Landwirt die zwei bis drei schwersten Ferkel einige Tage vor dem eigentlichen Termin ab.


„Verlieren einige Sauen bei der hohen Milchleistung dennoch zu viel Substanz, bringen wir sie während der Trächtigkeit konsequent wieder in Kondition“, erklärt der Landwirt. Denn nach dem Absetzen werden die Sauen der Größe nach aufgestallt und entsprechend ihrer Körperkondition gefüttert. Die schmalen Sauen bekommen in den ersten 28 Tagen nach dem Absetzen etwa 20 bis 30 % mehr Futter. Nach der ersten Trächtigkeitsuntersuchung, die vier Wochen nach der Belegung erfolgt, werden die Sauen dann noch einmal nachsortiert. Außerdem werden alle zwei Wochen die Volumendosierer justiert. So wird sichergestellt, dass die Tiere mit der passenden Kondition wieder zur Abferkelung kommen. Dabei verlässt sich der Landwirt auf sein geschultes Auge und die Erfahrung mit der Sauenlinie in seinem Bestand.


Preistief durch Leistungssteigerung abfangen


Die Leistungen im Betrieb sind schon seit einigen Jahren auf höchstem Niveau. Und das müssen sie nach Aussagen von Thierry Bazin auch sein. Denn die momentane Preiskrise kann seiner Meinung nach nur durch hohe Leistungen kompensiert werden.


Hohe Leistungen erzielt der Betrieb jedoch nicht nur in der Ferkelerzeugung, sondern auch in der Aufzucht und Mast. Die Auswertungen von April 2008 bis März 2009 weisen tägliche Zunahmen von 712 g von Beginn der Ferkelaufzucht bis zu einem Gewicht von 115 kg auf. Über diesen Zeitraum liegt die Futterverwertung bei 2,54 kg Futter pro Kilogramm Zuwachs.


Viel entscheidender sind die Verluste: Sie liegen von der Ferkelaufzucht bis zum Mastende bei gerade mal 3,5 %! „Diese guten Leistungen können nur gesunde Tiere erbringen, die ausreichend Biestmilch aufgenommen haben und mit genügend Sauenmilch versorgt wurden“, ist sich Bazin sicher.


In Zukunft will der Betriebsleiter die Sauen- und Mastkapazitäten erweitern. Die vorhandenen Mastställe auf der eigenen Hofstelle sollen für die Sauen- und Ferkelplätze umgenutzt werden. Um die Mastkapazitäten auszuweiten, wird Bazin einen zugekauften 200 er-Sauenstall in naher Zukunft zu Mastställen umbauen.


Wir fassen zusammen


Thierry Bazin betreibt in der Bretagne mit zwei Mitarbeitern einen 400 er-Sauenbetrieb inklusive Ferkelaufzucht und 40 % eigener Mast. Mittlerweile setzt Bazin fast 32 Ferkel pro Jahr ab. Diese Leistungen erreicht er durch eine intensive Betreuung der neugeborenen Ferkel, konsequenten Wurfausgleich und optimales Fütterungsmanagement bei den Sauen.


Durch den züchterischen Fortschritt sind die Würfe homogener geworden. Zudem weisen die Sauen mittlerweile mindestens 14, oftmals sogar 16 funktionsfähige Zitzen auf. Dadurch wurde die Milchleistung gesteigert, und die Sauen sind in der Lage, knapp 12,7 Ferkel pro Wurf großzuziehen. Ute Schulze Westerath

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