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Vielfältiger Raps: Futter, Kraftstoff, Blüten

Lesezeit: 6 Minuten

Landwirt Michael Kister nutzt eigenes Rapsöl im Traktortank. Die Nebenprodukte aus der Ölmühle verfüttert er an die Mastschweine. Aber auch im Ackerbau ist die Frucht für ihn wichtig.


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Wenn Michael Kister ein gelbes Rapsfeld sieht, freut er sich dreifach: In den Blüten finden die Bienen Nahrung. „Mit einem Hektar Raps lassen sich auch 1400 l Öl als Kraftstoff für Traktoren gewinnen“, berichtet der Landwirt aus dem bayerischen Markt Nordheim (Mittelfranken). Und als Drittes fällt in der Ölmühle Rapskuchen an, den der Mäster an seine Mastschweine verfüttert.


Auf 120 ha baut Kister Weizen, Gerste und Ackerbohnen für die Schweinefütterung an. Den Mais in der Fruchtfolge verkauft er an eine benachbarte Biogasanlage. Der Rapsanteil in der Fruchtfolge beträgt 20 bis 30%. Für Kister ist das wichtig: „In den tonigen Böden ist der Vorfruchtwert nicht ganz unerheblich. Der Weizen als Folgefrucht ist gesünder und besser im Ertrag als nach Zuckerrüben oder Mais“, lautet seine Erfahrung. In Zukunft will er aus dem gleichen Grund auch vermehrt Gerste nach Raps anbauen.


Rapsöl für Traktoren


Kister legt viel Wert auf regionale Produkte. Daher nutzt er das meiste aus dem Raps gewonnene Öl als Kraftstoff in den Traktoren. Im Jahr setzt er 15000 l Rapsöl und ca. 3500 Liter Diesel ein. Den fossilen Kraftstoff tankt er hauptsächlich für kleine Hoftraktoren, Rübenroder und Mähdrescher.


Erfahrungen mit Rapsöl als Kraftstoff hat der Betrieb seit 2001, als sein Vater den ersten Traktormotor für den Rapsölbetrieb umrüsten ließ. Dieses ist nötig, weil Rapsöl andere Fließ- und Verbrennungseigenschaften als Diesel hat. Hierbei passt eine Fachwerkstatt das Niederdruck-Kraftstoffsystem, die Motorsteuerung und die Abgasnachbehandlung an.


Geförderte Umrüstung


Die Umrüstung bei einem Fendt 716 kostete ihn im Jahr 2006 rund 7500 €. Die nächste Anschaffung erfolgte im Jahr 2015. Das Land Bayern hatte damals das Programm „Rapstrak200“ aufgelegt, das Ende 2017 auslief. Es unterstützte Land- und Forstwirte bei der Anschaffung einer pflanzenöltauglichen Maschine oder bei der Umrüstung. Kister investierte in einen Fendt 828. Auch dieser Schlepper läuft seit 5500 Betriebsstunden problemlos. Zu den Anschaffungskosten von 180000 € kamen für die Umrüstung 8700 € dazu, die Förderung über „Rapstrak200“ betrug 7000 €.


Für Landwirt Kister hat sich der Pflanzenölbetrieb nach knapp 20 Jahren auch wirtschaftlich ausgezahlt. Das wird am Beispiel des ersten umgerüsteten Schleppers deutlich: Nach 10500 Betriebsstunden hat er rund 150000 l Kraftstoff verbraucht. Bei einem Preisvorteil von ca. 20 ct/l von Rapsöl gegenüber Diesel im Schnitt der 14 Einsatzjahre hat er etwa 30000 € gespart. Davon abzuziehen sind die Umrüstkosten sowie 1200 € für zusätzliche Wartungstermine. „Der Eintrag von Rapsöl ins Motoröl war damals ein Thema, daher mussten wir das Öl alle 250 h wechseln“, erklärt Kister.


Aktuell ist der Preisunterschied wegen der coronabedingten, günstigen Dieselkosten kaum noch vorhanden. Grund ist die höhere Steuerrückerstattung bei fossilem Diesel von 21 ct/l. Bei Rapsöl gibt es eine Rückvergütung von 45 ct/l. Denn Pflanzenöl und Biodiesel sind in der Land- und Forstwirtschaft nahezu vollständig von der Energiesteuer befreit. Damit kostet ihn Rapsöl derzeit etwa 90 ct/l.


Rapskuchen ersetzt Soja


Doch nicht nur der Preisvorteil ist ein Grund, warum der Landwirt bislang auf Rapsöl setzte. Bei der Rapsverarbeitung in der Ölmühle fällt auch Rapskuchen an, der sich als Eiweißfuttermittel verwenden lässt. „Er ersetzt Soja-Importe aus Südamerika und ist gentechnikfrei“, nennt er die Vorteile. Zudem steigt damit die regionale Wertschöpfung, weil drei Landwirte davon profitieren:


  • der Rapsanbauer,
  • der Betreiber der Ölmühle (in diesem Fall die Ölmühle vom „Weinmannshof“ in Ipsheim),
  • Landwirt Kister, der Rapsöl und Presskuchen im Betrieb mit 3000 Mastschweineplätzen nutzt.


Er kauft zu den eigenen Mengen im Jahr etwa 100 t Raps dazu. „Wir pressen auch noch Kraftstoff für zwei andere Landwirte und stellen Futteröl für weitere Tierhalter her“, begründet er.


Meldungen an den Zoll


Den Raps lässt er im Lohn bei der Ölmühle „Weinmannshof“ pressen. Für Lohnlagerung und Pressung hat er einen speziellen Preis ausgehandelt. Üblich sind aber 6,50 €/t.


Das Öl wird in zwei Tanks mit je 10000 l getrennt nach Kraftstoff und Futteröl bei der Ölmühle gelagert. „Das schreibt der Zoll so vor. Er war bei Bekanntwerden unserer geschäftlichen Aktivitäten mit eigener Kraftstofferzeugung nach DIN-Norm sofort mit einer Vorortkontrolle am Hof und hat ganz genau sehen wollen, wo Futteröl und Kraftstoff gelagert und verkauft werden“, begründet er dieses. In IBC-Containern (1000 l) holt er das Öl für den Betrieb ab. Monatlich meldet er die verbrauchten Mengen an das Zollamt in Nürnberg.


Im Jahr verfüttert er ca. 150 t Presskuchen an die Mastschweine. Er holt dafür mehrmals im Jahr jeweils 15 t per Anhänger beim Ölmüller ab. Den Rapskuchen lagert er in Futtersilos, in denen er sonst auch Soja bevorratet. Dann geht der Kuchen über die Schrotmühle in den Futtermischer. Nach Kisters Erfahrung ist der Transport über Elevatoren, Schnecken und Spiralen ohne Probleme möglich. Lagerung und Transport ähneln der von Sojaschrot. Einziger Unterschied: In der Futterkammer riecht es leicht nach Rapsöl.


Mehr Phosphat in der Gülle


Was er noch festgestellt hat: Die Futteraufnahme und die Zunahmen bleiben im Vergleich zur Sojafütterung gleich, dafür wird der Magerfleischanteil ab einem Einsatz von über 10% Rapskuchen in der Ration weniger. Auch scheiden die Tiere mehr Phosphat aus, da der Phosphorgehalt im Kuchen höher ist als bei Soja.


Heute hat er die Eiweißversorgung im Futter zu ca. 92% auf heimische Futtermittel umgestellt. „An den restlichen 8% arbeiten wir mit hoher Anstrengung, damit wir die Futtermittel komplett aus der Region beziehen wie z.B. Rapskuchen, Ackerbohnen, Erbsen, usw. anstatt importiertem genverändertem Soja“, erklärt er.


Damit hat Raps für den Betrieb in mehrfacher Hinsicht eine zentrale Bedeutung. Kister hofft, das die Politik das Potenzial anerkennt und beispielsweise die Steuerermäßigung für Biokraftstoffe in der Land- und Forstwirtschaft beibehält. Denn die beihilferechtliche Genehmigung der EU für die Steuerentlastung reiner Biokraftstoffe endet nach aktueller Gesetzeslage am 31. Dezember 2020. Auch der Deutsche Bauernverband hat sich jüngst für eine Verlängerung eingesetzt.


hinrich.neumann@topagrar.com

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