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Volle Power für ein besseres Image

Lesezeit: 6 Minuten

Thomas Ostendorf ist „Öffentlichkeitsarbeiter“ mit Leib und Seele. Sein Handy hat der Sauenhalter dafür immer am Mann. Doch auch abseits des Internets krempelt er für ein besseres Image der Schweinehaltung gerne die Ärmel hoch.


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Der Mann hinter dem Handy:

Thomas Ostendorf bezeichnet sich selbst gerne als „Otto-Normal-Landwirt“. In Ochtrup im Münsterland bewirtschaftet der 40-Jährige mit seiner Familie einen konventionellen Betrieb mit 350 Sauen inklusive Ferkelaufzucht. „Als Otto-Normal-Landwirt kann ich über mich, meinen Betrieb und meine Sicht auf die Landwirtschaft unverkrampft reden – an politisch korrekte Formulierungen brauche ich mich da nicht halten“, argumentiert der toughe Westfale.


Überhaupt: Lautstark danach rufen, dass der Verband gefälligst mehr Öffentlichkeitsarbeit machen muss, das liegt Thomas Ostendorf fern. „Als Landwirt bin ich Unternehmer, und nicht Unterlasser“, so sein Credo.


Etwas unternehmen, sich einmischen: Das tut Thomas Ostendorf beinahe täglich – sei es mit seinem Handy in den Sozialen Medien oder live auf seinem Betrieb. Für die Öffentlichkeitsarbeit schlägt er viele Wege ein. „Wir Landwirte waren zu leise in den letzten 20 Jahren, wir verstecken uns zu viel“, findet der Sauenhalter.


Die Präsenz vor Ort, im Netz und in den Medien ruft natürlich auch so manchen schnippischen Kommentar von Berufskollegen auf den Plan. Thomas Ostendorf hat gelernt, damit umzugehen. „Ich habe ein dickes Fell“, sagt er schmunzelnd. Und: „Ja, ich bin ein Wichtigtuer, denn ich tue Wichtiges!“


Ferkel hinter Glas:

„Schauen Sie in einen Ferkelstall!!!“ Fußgänger und Radfahrer, die an der Hofauffahrt des Betriebes Ostendorf vorbeikommen, können diese Einladung jederzeit wörtlich nehmen. Denn seit zwei Jahren gewährt ihnen ein bodentiefes, 1 m breites und 1,5 m hohes Fenster einen Einblick in ein Ferkelaufzuchtabteil. Für das sogenannte „Einsichten-Fenster“ der i.m.a. hat Thomas Ostendorf einen Zuschuss von 1000 € erhalten.


Zum Small Talk für zwei bis drei Minuten oder als Einstieg für einen guten Dialog: Das Fenster eignet sich ideal, um über Schweinehaltung unkompliziert ins Gespräch zu kommen. „Alles, was hinter dem Fenster passiert, ist absolut real. Wir können nichts verschleiern – das schätzen die Besucher“, weiß Thomas Ostendorf. Der Landwirt hat neben dem Fenster sogar extra einen Lichtschalter angebracht, mit dem Besucher das Licht im Abteil für kurze Zeit einschalten können.


Wie viele Menschen bereits einen Blick auf die Ferkel hinter der Scheibe geworfen haben, weiß Ostendorf nicht. „Die Dunkelziffer ist hoch“, schätzt der Landwirt. Fakt ist jedoch, dass die Besucherfrequenz im Sommer deutlich höher ist. Denn an der Hofauffahrt führt die 100-Schlösser-Route vorbei, eine im Münsterland beliebte Radfahrroute. „So mancher Radfahrer holt sich bei uns dann seine Legitimation für ein saftiges Schnitzel am Abend“, erklärt Thomas Ostendorf lachend.


Messe-Auftritt mit Papp-Sau:

Seit 2009 ist die Sau aus Pappe von Thomas Ostendorf das Highlight auf der Messe „Berufe begreifen“ in der Stadthalle Ochtrup. Die Messe findet seit zehn Jahren jährlich Anfang März von 8.00 bis 15.30 Uhr für die Neuntklässler der Ochtruper Haupt- und Realschulen statt. Ziel ist, dass die Schüler verschiedene Berufe kennen- und durch eine Tätigkeit begreifen lernen, die man in diesem Beruf später regelmäßig ausübt.


Selbstverständlich geht es auch am Stand von Thomas Ostendorf praktisch und handfest zu: Ohrmarken einziehen, die Papp-Sau besamen und die verschiedenen Ackerfrüchte in einem Getreiderad benennen – der Landwirt und sein Mitarbeiter haben an diesem Tag alle Hände voll zu tun und die Lacher meist auf ihrer Seite.


„Ich sehe den Tag nicht nur, um den Ausbildungsberuf Landwirt schmackhaft zu machen, sondern auch als Öffentlichkeitsarbeit bei Schülern und Lehrern“, erklärt Ostendorf. Längst haben sich daraus feste Kontakte und weiterführende Aktionen entwickelt. Beispielsweise als der Ferkelerzeuger mit dem Schweine-Mobil auf dem Schulhof Unterricht hielt.


Kritische Gespräche:

Neben Gesprächen mit Verbrauchern und Aktionen mit Schülern scheut Thomas Ostendorf auch die Auseinandersetzung mit Kritikern nicht. So besuchten im Herbst 2015 zwei Vertreter der Verbraucherorganisation „Foodwatch“ seinen Betrieb. Der Kontakt war zuvor über den Kurznachrichtendienst Twitter zustande gekommen (mehr darüber lesen Sie auch auf Seite 27).


Der Tag selbst war geprägt von Gesprächen über moderne Schweinehaltung und natürlich auch von gutem Essen. „Wir dürfen die Menschen nicht belehren wollen, sondern müssen übers Gefühl kommen“, so der Leitgedanke von Thomas Ostendorf, „und da gehört ein gutes Essen am Kaminfeuer nun mal dazu.“


Im Vorfeld des Treffens fragte der Landwirt deshalb auch ganz selbstverständlich nach, ob denn Vegetarier oder Veganer unter den Foodwatch-Besuchern seien. „Für die Grundstimmung ist das tausendmal besser als ungefragt den Protestgrill anzuwerfen“, betont Ostendorf. Der Tag endete übrigens mit einer gemeinsamen Pressemitteilung des Landwirts und Foodwatch. Allein das hat Seltenheitswert.


Auf vielen Kanälen zu Hause:

Neben einem Twitter-Account besitzt Ostendorf auch eine eigene Homepage (www.hof-ostendorf.de) und betreibt unter seinem Namen eine Facebook-Seite. „Die Homepage ist meine Visitenkarte im Netz“, sagt der Landwirt. Wie eine Visitenkarte in Papierform sollte sie seiner Meinung nach zur Standardausrüstung jedes Betriebes gehören.


Auf seiner Facebook-Seite informiert er über alltägliche Geschehnisse auf seinem Hof. Vieles auf Facebook und Twitter entstehe spontan, so der Sauenhalter. Interessante Bilder seien dabei sogar wichtiger als ausgefeilte Texte.


„Auf den Bildern werden aber nie meine Kinder mit dem Gesicht zu sehen sein“, erklärt Thomas Ostendorf mit Nachdruck. Schließlich wollen er und seine Frau nicht, dass ihren Kindern das später mal auf die Füße falle. „Das Internet ist zwar schnelllebig, vergisst aber nichts!“


Geschichten selbst erzählen:

Mit Fernsehteams hat Thomas Ostendorf ebenfalls Erfahrungen gemacht. ProSieben-Galileo und die WDR-Lokalzeit haben bereits auf seinem Betrieb gedreht. „Für nur wenige Minuten Sendezeit muss man da schnell einen halben Tag investieren“, informiert der Landwirt über den Zeitaufwand.


Doch die Mühe lohne sich seiner Meinung nach: „Wenn wir die Geschichten über die Landwirtschaft nicht selbst erzählen, erzählt sie jemand anders.“ Davon ist Ostendorf überzeugt. Deshalb scheut er sich auch nicht, selbst die Zeitung anzurufen, wenn etwas Interessantes oder Witziges auf seinem Betrieb passieren wird. Das war beispielsweise beim Foodwatch-Besuch der Fall.


Selbstverständlich war Ostendorf auch Teil einer Serie über die Landwirtschaft in der Ochtruper Tageszeitung. „Dafür hat die Redakteurin sogar eine Auszeichnung bekommen“, erzählt der Sauenhalter erfreut.


Schüler, Sänger, Senioren:

Von der Schulklasse über den Senioren-Club und Männerchor bis zu den Kreistags-Grünen: Thomas Ostendorf empfängt Gruppen jeglicher Zusammensetzung auf seinem Betrieb. Viele werden über Mund-zu-Mund-Propaganda auf ihn aufmerksam. Über das Einsichten-Fenster können sie unkompliziert einen Blick „hinter die Kulissen“ werfen. Geht es für die Besucher direkt in den Stall, sind Overalls und Plastik-Überziehschuhe natürlich Pflicht.


Für Schulklassen ist der Hof Ostendorf besonders Ende Juni ein beliebtes Ausflugsziel. „Kurz vor den Sommerferien rennen die mir die Bude ein“, sagt Thomas Ostendorf salopp und lacht. Längst hat er sich mit einem benachbarten Milchviehhalter zusammengeschlossen, sodass die Schüler neben Schweinen auch Milchkühe erleben können.Regina Imhäuser

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