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Aus dem Heft

Volles Rohr Keime

Lesezeit: 5 Minuten

Zwei Minuten Arbeitsaufwand für 85g höhere Tageszunahmen: Es lohnt sich, nach dem Ausstallen der Mastschweine die Trogausläufe der Flüssigfütterung zu reinigen. Interessante „Rohr-Einblicke“ liefern Prof. Marc Boelhauve und Henrike Freitag, FH Südwestfalen.


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Haben Sie schon mal in die Trog-​ausläufe Ihrer Flüssigfütterung geblickt? Falls nein, sollten Sie das unbedingt tun. Es lohnt sich.


Am besten klappt das mit einer kleinen Digitalkamera, die Sie vor die Öffnung halten können. Kostengünstiger geht es auch mit einem Spiegel und einer Taschenlampe. Perfekt, aber natürlich kostspieliger ist ein Endoskop mit Videokamera. Doch ganz egal, für welche Variante Sie sich entscheiden: Sie alle zeigen, dass die Futterauslaufrohre nach dem Ausstallen richtig dreckig sind. Warum ist das so? Die Ablagerungen können mehrere Ursachen haben:


  • Häufig verlaufen die Rohre hinter dem Ventil zunächst waagerecht. Dadurch ist die Fließgeschwindigkeit des Flüssigfutters gering.
  • Das Nachspülwasser kann die Reste in den Trogausläufen kaum beseitigen.


Schlaraffenland für Keime:

Die Futterreste im Rohr haben eine hohe Energiedichte und sind damit ein idealer Nährboden für Keime. Hinzu kommt die Feuchtigkeit des Flüssigfutters und die hohe Luftfeuchtigkeit im Abteil. Sie begünstigen das Keimwachstum in den Trogausläufen zusätzlich. Ein Schlaraffenland für Bakterien! Besonders paradiesisch wird es für die Keime, wenn die Bucht geräumt wurde. Dann können sie ungehindert wachsen und sich vermehren.


Ohne Reinigung trifft diese Keimpopulation die neu eingestallten Ferkel wie eine Bombe. Denn die jungen Tiere sind durch den Stress nach dem Transport und dem Ausfechten einer neuen Rangordnung besonders anfällig für Infektionen.


Deshalb sollten Sie die Trogauslaufrohre unbedingt auch von innen reinigen, wenn Sie das Abteil nach dem Ausstallen insgesamt säubern und desinfizieren.


Allerdings reicht die normale Hochdruckreinigerlanze dafür nicht aus. Damit erreicht man nur die letzten zehn Zentimeter des Trogauslaufrohres. Das ist nicht nur zu wenig, es verschlimmert sogar die Situation, weil noch mehr Feuchtigkeit in die einzelnen Futterrohre gelangt.


Empfehlenswert für die Rohrreinigung sind Rotationsdüsen, auch als „Spülmäuse“ bekannt. Sie säubern rotierend die gesamte Rohrinnenfläche. Man sollte sie nicht direkt am Hochdruckreiniger anschließen, sondern mit einem Aufsatz auf das Handgerät schrauben. So kann man den Start-/Stoppvorgang besser regulieren und verhindern, selbst allzu nass zu werden.


Achten Sie beim Kauf der Düsen auf die Leistungsdaten des Hochdruckreinigers. Denn es gibt Rotationsdüsen, die nur für begrenzte Wassermengen pro Minute geeignet sind. Fragen Sie beim Hersteller nach, welche Düsen für Ihren Hochdruckreiniger geeignet sind.


Tipp: Testen Sie die Düsen in Ihrem Stall. Denn manche Düsen verursachen im Einsatz sehr schrille Geräusche.


Vier Reinigungsstufen getestet:

Was die Reinigung bringt, hat die FH Südwestfalen in Praxisuntersuchungen erforscht. Dabei wurden vier Stufen untersucht:


  • Kontrolle ohne jegliche Reinigung,


  • Reinigung der Trogauslaufrohre mit einer Rotationsdüse ohne Reinigung der Hauptleitung,


  • Reinigung der Hauptleitung mit 24-stündiger Einwirkung von 5%iger Natronlauge und anschließendem intensiven Spülen, ohne Reinigung der Trogausläufe, und


  • Reinigung der Trogauslaufrohre und der Hauptleitung.


Vor und nach der Reinigung wurden die Keimgehalte mikrobiologisch erfasst (Tupferproben, anschließend Anzucht im Labor). Zudem hat man die Einstalltiere bei der Ankunft und nach vier Wochen einzeln gewogen. Übrigens: Pro Rohr dauerte die Reinigung mit der Rotationsdüse etwa zwei Minuten.


Die Ergebnisse: Der Vergleich der ungereinigten mit den gereinigten Trogausläufen zeigt, dass die Reinigung die Gesamtkeimzahl um mehr als 99% reduziert hat (siehe Übersicht 1 auf Seite S 21). Auch die coliformen Keime („Darmkeime“) konnten um fast 100% verringert werden (siehe Übersicht 2 auf Seite S 21).


Durch die Reinigung verringert sich also die Gefahr, dass das Erstfutter auf dem Weg durch das Rohrsystem die alten Keimbomben mitnimmt. Das „sauberere“ Einstallfutter danken die jungen Tiere mit höheren Tageszunahmen in den ersten vier Wochen (siehe Übersicht 3). Bis zu 85 g nahmen die Schweine täglich mehr zu, die in den Abteilen mit den komplett gereinigten Leitungen standen.


Zwischendurch reinigen?

Angesichts dieser guten Leistungen stellt sich die Frage, ob man die Trogausläufe zusätzlich auch während des Mastdurchgangs reinigen sollte.


Eine Zwischenreinigung im belegten Stall empfiehlt sich jedoch nicht. Das hat keinen Effekt auf die Schweine, da die Keime nicht mehr auf empfängliche Tiere wie zur Einstallung treffen. Zudem sind die Schweine an diese Keime bereits gewöhnt.


Auch zeigen Untersuchungen, dass der Keimgehalt im laufenden Betrieb nur sehr langsam ansteigt. Er explodiert erst, wenn beim Leerstand kein Futter mehr durch die Rohre transportiert wird.


Trogreinigung anschließen:

Nach der Reinigung der Rohre befinden sich die keimreichen Reste im Trog. Deshalb ist es wichtig, dass Sie im Anschluss auch die Tröge gründlich reinigen!


Wenn das Abteil bereits gereinigt wurde, sollten Sie vermeiden, die keimhaltige Flüssigkeit mittels Laubbläser oder Hochdruckreiniger aus dem Trog durch die Bucht zu schießen. So würde die bereits saubere Bucht mit den Keimen übergossen.


Tipp Nasssauger:

Am einfachsten ist es, die Flüssigkeit mit einem Industrie-Nasssauger aus dem Trog zu entfernen. Solche Sauger kann man in unterschiedlichen Größen für den Schweinestall erwerben. Alternativ können Sie das schmutzige Wasser auch über einen entsprechenden Ablauf im Trog in den Güllekeller ablassen.


Anschließend erfolgt die Desinfektion des gesamten Abteils. Die Innenseite der Trogauslaufrohre brauchen Sie aber nicht extra zu desinfizieren.


Kontakt: regina.imhaeuser@topagrar.com

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