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Warmer Empfang für die neuen Läufer

Lesezeit: 11 Minuten

Ein guter Start entscheidet oftmals über den gesamten Mastverlauf. Wie Sie Läufern den Weg in die Mast ebnen, erläutert Ulrich Averberg, Landwirtschaftskammer NRW.


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Das Umstallen in den Maststall ist für die neuen Läufer Stress pur: Sie haben mitunter einen langen Transport hinter sich, müssen mit den Buchtengenossen eine neue Rangordnung auskämpfen, bekommen anderes Futter, womöglich noch durch ein neues Fütterungssystem, und, und und ...


Damit sich die Tiere zügig eingewöhnen und reibungslos „durchstarten“ können, sollten Sie ihnen daher einen optimalen Empfang bereiten. Klären Sie noch vor dem Ausstallen der letzten Mastschweine, wann die neuen Ferkel kommen sollen. Auf diese Weise können Sie die Servicezeiten fürs Reinigen etc. optimal aufeinander abstimmen.


Die neuen Läufer sollten auf keinen Fall das Endmastfutter des letzten Durchgangs fressen müssen. Verfüttern Sie deshalb den Inhalt der Futterrohre an die letzten Mastschweine, und füllen Sie die Rohre von Flüssigfütterungen anschließend mit einem Wasser-Säure-Gemisch. Zum Start der neuen Mastgruppe wird das Standwasser dann in die Gülle geleitet.


Lüftung umstellen:

Ist nur ein Futtersilo vorhanden, kann es sogar sinnvoll sein, die letzten Mastschweine mit neuem, frischem Vormastfutter zu füttern. Unter dem Strich handelt es sich dabei nur um wenige Dezitonnen. Sprechen Sie die Inhaltsstoffe aber unbedingt mit Ihrem Fütterungsberater ab.


Nachdem die letzten Mastschweine den Stall verlassen haben, wird die Heizkanone aus dem Abteil genommen, sofern dies nicht schon nach der Vormast geschehen ist. Die Kanone wird entstaubt und repariert. Außerdem muss die Lüftungsanlage umgestellt werden (z.B. Solltemperatur senken), damit es keine Fehlalarme gibt. Denn Fehlalarme verleiten dazu, die Alarmanlage ganz abzuschalten. Und später wird dann häufig vergessen, die Anlage rechtzeitig wieder zu aktivieren.


Wichtig ist, dass die Ventilatoren nicht zu lange abgeschaltet bleiben. Denn sonst bildet sich Kondenswasser im Abteil, das zu Schäden führt. Bei Einzelabsaugung werden die Lüfter in der Leerstehphase so eingestellt, dass sie exakt gegen die Lüftungsklappen arbeiten. Auf diese Weise geht auch im Winter nicht zu viel Wärme verloren. Das Gleiche gilt für Zentralabsaugungen, wenn im Rein-Raus belegt wird.


Nach dem Verkauf der Nachläufer sind die Abteile meist recht trocken. Und in den Ecken haben sich Kothaufen angesammelt, weil die Resttiere den Kot nicht mehr ausreichend durch die Spalten treten. Dieser Kot wird mit Schaufel und Besen entfernt. Kotschlitze in den Buchten erleichtern diese Arbeit. Laut „Sendener Protokoll“ sind Kotschlitze in Mastställen zulässig, allerdings nur im Randbereich der Bucht. Und sie dürfen maximal 9cm breit sein.


Bevor der Hochdruckreiniger zum Einsatz kommt, muss der Schmutz gut eingeweicht werden. Professionelle Einweichanlagen, die mit Hoch- oder Niederdruck-Vernebelung arbeiten, benö-tigen dazu wenig Wasser. Das Wasser dringt tief in den Schmutz ein, sodass der sich leicht entfernen lässt.


Natürlich kann man auch mit dem Hochdruckreiniger oder einem Rasensprenger einweichen. Das ist jedoch erstens zeitaufwendiger. Und zweitens verbinden sich die groben Tropfen aufgrund der Adhäsionskräfte nicht so gut mit dem Schmutz. Sie perlen eher oberflächlich ab – ähnlich wie bei einem Sommergewitter, wenn die Regentropfen über den trockenen Staub rollen.


Viel Wasser, wenig Druck:

Nach dem Einweichen erfolgt die Vorreinigung. Das kann entweder mit einem großvolumigen Wasserschlauch (1 Zoll) oder dem Hochdruckreiniger erfolgen. Wobei man eine große Düse verwenden und reichlich Abstand halten sollte, um zu vermeiden, dass Schmutz zurück-spritzt. Wichtig ist auch, dass die Gülle nicht zu hoch unter den Spalten steht.


Nach dem Entfernen des gröbsten Schmutzes werden die Ablaufrohre der Fütterung mit einer Spülmaus und die Lüftungsschächte gesäubert. Ist der gröbste Schmutz weg, wird das Abteil mit Einweichschaum behandelt. Der Schaum soll die Fett- und Eiweißschichten „knacken“.


Nach entsprechender Einwirkzeit kommt dann der Hochdruckreiniger zum Einsatz. Am besten arbeiten Sie in zwei Waschgängen. Zunächst werden Spalten und Trennwände gründlich gesäubert. Im zweiten Gang arbeiten Sie sich dann von oben nach unten vor, d.h. von der Stalldecke über Wände und Abtrennungen bis zu den Spalten.


Achten Sie besonders auf die kritischen Bereiche, wie z.B. Abluftschächte, Oberseiten der Futterrohre, Futterbehälter, Trogecken und -unterseiten sowie die Zwischenräume zwischen den Spalten. Es hat sich bewährt, mit wenig Druck und großer Wassermenge zu arbeiten. In der Praxis findet man inzwischen viele HD-Reiniger, die einen Durchfluss von 30 bis 40 Litern Wasser pro Minute aufweisen und mit etwa 150 bar arbeiten. Sie sind den „alten“ Maschinen mit 200 bar und 15 Litern Wasser/Minute deutlich überlegen.


Nach dem Reinigen muss der Stall schnell trocknen. Das geschieht am besten mit einer hohen Luftwechselrate.Bis desinfiziert werden kann, können notwendige Reparaturen und Wartungsarbeiten durchgeführt werden. Dazu gehören z.B. Pflege und Austausch von Beschäftigungsmaterialien. Zudem werden die Stellmotoren der Lüftungsklappen kontrolliert, kaputte Tränken erneuert, Schäden an der Aufstallung repariert, defekte Lampen ausgetauscht und die Heizung kontrolliert.


Sind die Oberflächen abgetrocknet, kann desinfiziert werden. Entscheiden Sie gemeinsam mit Ihrem Tierarzt auf Basis der Bestandsprobleme und der Schlachtbefunde, gegen welche Keime desinfiziert werden soll. Wählen Sie dann aus der DVG-Liste ein geeignetes und von der DLG geprüftes Mittel aus und beachten Sie die Anwendungshinweise des Herstellers.


Wichtig ist, dass die Dosierung und die nötige Einwirkdauer eingehalten werden. Pro Quadratmeter zu desinfizierender Fläche müssen 0,4 Liter Desinfektionslösung aufgebracht werden. Am besten berechnen Sie die Flächen pro Abteil, inklusive der Buchtenabtrennungen, oberen Wände und Decken, und vermerken die Flächen auf einer laminierten Desinfektionskladde. Auf diese Weise haben Sie immer griffbereit, wie viel Desinfektionslösung Sie für die einzelnen Abteile benötigen.


Kurz und kräftig aufheizen:

Nach dem Auftragen der Desinfektionslösung sollten Sie die Lüftung wieder ausschalten, damit die Lösung lange einwirken kann. Erst nach Ablauf der Mindest-Einwirkzeit kann der Stall dann trockengelüftet werden. Oft wird Trocknen mit Heizen in Verbindung gebracht. Effektiver als das Heizen ist jedoch ein hoher Luftwechsel. Nur bei tiefen Temperaturen muss man auf Kältefehler und Frostsicherheit achten.


In einem Versuch der Landwirtschaftskammer NRW wurde nachgewiesen (siehe Übersicht auf der nächsten Seite), dass es genauso effektiv ist, den Spaltenboden zwölf Stunden bei 40°C zu erwärmen wie 48 Stunden bei 30°C. Bei der 40°C-Variante spart man allerdings rund ein Drittel Energie. Denn der Zeitraum, in dem Wärme durch die Gebäudehülle verloren gehen kann, ist geringer. Deshalb sollten die Abteile vor dem Einstallen der neuen Läufer kurzzeitig aber effektiv geheizt werden.


Wichtig ist, dass die Spaltenelemente mindestens 25°C warm sind – und zwar bis in den Kern hinein. Denn sonst verlieren die Ferkel ihre Körperwärme an den Beton, und das kann viele negative Auswirkungen zur Folge haben:


  • Durch Kot und Urin bleiben die Spalten länger feucht, und es bilden sich mehr Schadgase;
  • Um die Schadgase aus dem Stall zu fördern, ist eine höhere Luftrate erforderlich. Das kostet Heizenergie;
  • Der kalte Boden entzieht den Ferkeln Energie. Die Tiere fressen weniger und gedeihen nicht optimal.


Frische Luft, frisches Wasser:

Vereinbaren Sie mit dem Lieferanten, dass er sich ein bis zwei Stunden vor der Ankunft auf Ihrem Hof telefonisch ankündigt. Auf diese Weise bleibt Ihnen genug Zeit für den Endspurt. Als erstes müssen Sie die Verbrennungsluft vom Heizen aus dem Stall lüften. Denn die Ferkel brauchen bei ihrer Ankunft viel frische Luft. Wenn das Abteil nachhaltig bis auf 40°C aufgeheizt wurde, macht es nichts, wenn sich die Stallluft bis zum Eintreffen der Ferkel etwas abkühlt. Entscheidend ist, dass die Kerntemperatur der Spalten passt!


Neben frischer Luft brauchen die Ferkel auch frisches Wasser. Lassen Sie deshalb das Standwasser aus den Leitungen. Bei Nippeltränken hat sich die Wäscheklammer-Methode bewährt. Klem-men sie Wäscheklammern auf die Tränkenippel und lassen das Wasser so lange laufen, bis nur noch kaltes, frisches Wasser kommt. Bei Schalentränken kann man den Wasserfluss auch mit einem Stein auslösen. Kontrollieren Sie bei der Gelegenheit auch gleich die Funktion der Tränke.


Sind alle Arbeiten erledigt, kann bis zum Eintreffen der Ferkel wieder die Heizung angestellt werden. Zudem wird die Lüftung in Betrieb genommen. Hier stellt man entweder Tag 1 der Lüftungskurve ein. Oder Solltemperatur, Regelbereich, Heizungsanschaltung und Mindest- bzw. Maximalumluft werden auf den Startwert eingestellt.


Bei Ankunft der Ferkel sollte es im Abteil lieber etwas zu warm als zu kalt sein. Runterregeln kann man die Temperatur immer. Aber wenn die Tiere aber erst einmal ausgekühlt sind, können die Folgen fatal sein.


Aktives Einstallen:

Kommen die Ferkel an der Verladerampe Ihres Betriebes an, sollten Sie im Smalltalk mit dem Fahrer einige Fragen klären: Wie war das Wetter während der Fahrt? Wie lange hat der Transport gedauert? Wurden beim Verladen viele Ferkel aussortiert? Waren einige krank?


Die Antworten des Fahrers liefern Ihnen wichtige Informationen und können Ihnen viel Ärger ersparen. Hat der LKW z.B. lange im Stau gestanden, sind die Ferkel ausgehungert. Sie müssen deshalb langsam angefüttert werden, damit sie sich nicht überfressen und es zu Durchfällen kommt. Und wenn der Fahrer unterwegs mit Schnee und Eis zu kämpfen hatte, sind die Ferkel womöglich ausgekühlt. Deshalb sollte es im Abteil besonders warm sein.


Wenn die Ferkel direkt vom Ferkel-erzeuger angeliefert werden, verläuft das Gespräch an der Verladerampe natürlich anders. Auch hier geht es darum, wertvolle Hintergrundinformationen zu bekommen. Aber versuchen Sie nicht, mithilfe der Informationen nachträglich den Preis zu drücken! Denn wenn der Sauenhalter erst einmal schlechte Erfahrungen gemacht hat, wird er künftig nicht mehr so redselig sein.


Ziel des Gespräches ist es, die Läufer optimal zu empfangen. Bei Verdauungsproblemen kann z.B. der Einsatz diätetischer Futterkomponenten, Vitamine oder Raufutter sinnvoll sein. Und bei Infektionen können sich die Tierärzte des Mästers und des Ferkelerzeugers untereinander abstimmen.


Durch die Informationen verschafft sich der Mäster einen Informationsvorsprung von zwei bis drei Tagen. Er muss nicht warten, bis die Ferkel erste Krankheitsanzeichen aufweisen, sondern kann bereits vorher gegensteuern.


Frühzeitig sortieren:

Sortieren Sie die Ferkel gleich bei der Ankunft nach Geschlecht, Größe und Gewicht. Die schwächsten Ferkel werden in einer speziellen Bucht gesammelt. Auf diese Weise bleiben ihnen die kräftezehrenden Kämpfe ums Futter mit größeren Buchtengenossen erspart, man kann die Tiere intensiver beobachten und ihnen bei Bedarf eine Sonderbehandlung zukommen lassen. Dazu gehören z.B. Vitamingaben, mehr Wärme oder ein längeres Verabreichen des Vormastfutters.


Um das Verkoten der Buchten zu vermeiden, bleiben anfangs – solange die Läufer noch klein sind – einige Buchten unbelegt. Entscheidend ist, dass die leeren Buchten gleichmäßig übers Abteil verteilt sind, damit die Lüftung trotzdem störungsfrei funktioniert. Außerdem müssen die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. Achten Sie deshalb darauf, dass auch zu Mastbeginn genug Tränken vorhanden sind. Das Tier-Tränke-Verhältnis muss 12:1 betragen.


Spezielles Begrüßungsfutter?

Zum Einstieg in die Mast haben sich hochwertige Vormastfutter bewährt. Teilweise kommen auch spezielle Begrüßungsfutter oder die letzte Flatdeckmischung zum Einsatz, um den Tieren die Eingewöhnung zu erleichtern. Moderne Herkünfte besitzen ein hohes Wachstumspotenzial, das bereits in der frühen Vormast ausgeschöpft werden sollte. Die Tiere sind in der Lage, von Beginn an täglich 1,50 kg oder mehr zu fressen. Und wenn die Magen-Darm-Gesundheit in Ordnung ist, spricht auch nichts dagegen, ihnen diese Mengen anzubieten.


Gesundheitlich labile Ferkel füttert man in den ersten Tagen dagegen besser rationiert. Schrittweise kann die Futtermenge dann bis zur ad libitum-Aufnahme gesteigert werden.


Der Futterverbrauch liefert wertvolle Hinweise darauf, wie gesund die Tiere sind und wie erfolgreich der Mastdurchgang verläuft. Um die Verbrauchsdaten auswerten und mit früheren Durchgängen vergleichen zu können, müssen die Daten sauber dokumentiert werden.


Futtermengen erfassen:

Regelmäßig einmal pro Woche werden die verbrauchten Futtermengen in einem (Excel-) Datenblatt festgehalten. Auf diese Weise können Sie individuell für Ihren Betrieb und Ihre Ferkelherkunft eine Futterkurve erstellen. Und der Vergleich der aktuellen Futterkurve mit früheren Durchgängen zeigt schnell, welche Buchten die Zielvorgabe nicht erreichen. Auf diese Weise können Sie zeitnah reagieren und die Lüftung, die Fütterung oder die Tiergesundheit optimieren.


Stallkarten, die auf dem Zentralgang an die Abteiltür geheftet werden, erleichtern den Überblick und die Dokumentation. Wird für jeden Durchgang ein Buchtenplan geführt (siehe Bild oben), fallen Buchten, in denen immer wieder Probleme wie Beinschäden oder Schwanzbeißer auftreten, sehr schnell auf. Hier kann dann ganz gezielt nach Ursachen gesucht werden. Am besten heften Sie die Buchtenpläne nach jedem Durchgang ab. Auf diese Weise wird schnell deutlich, wo sich Problembuchten befinden.-lh-

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