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Was bringt das „ideale Protein“?

Lesezeit: 5 Minuten

Durch den gezielten Einsatz von essenziellen Aminosäuren und Phytase im Futter sinken die Nährstoffausscheidungen weiter. Das zeigen aktuelle Versuche aus Sachsen-Anhalt.


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Unser Autor


Dr. Manfred Weber, LLG Iden


Dr. Manfred Weber, LLG Iden


Dr. Manfred Weber, LLG Iden


Der Spielraum beim Thema Nährstoffverwertung aus der Tierhaltung wird zusehends enger. Viele Betriebe müssen ihren Nährstoffanfall noch weiter reduzieren. Denn sowohl in der Düngeverordnung als auch in der TA Luft wurden die Grenzwerte in den letzten Jahren immer weiter verschärft.


In der TA Luft wird die nährstoffangepasste Fütterung sogar erstmals für bestimmte Betriebsgrößen verbindlich vorgeschrieben. Davon betroffen sind Tierhalter mit mehr als 750 Sauen bzw. 2000 Mastschweinen. Sie müssen ihre Schweine künftig nach den im DLG-Band 199 festgelegten Richtwerten „stark N- und P-reduziert“ füttern. In der Endmast darf der Proteingehalt dann maximal 13,5% betragen und der Phosphorgehalt 4%.


Ziel ist das Ideale Protein


In der Praxis zeigt sich, dass die nährstoffreduzierte Fütterung in der Regel sehr gut funktioniert. Zahlreiche Betriebe setzen das Konzept bereits seit Jahren erfolgreich um.


Speziell beim Protein kommt es allerdings darauf an, wie man die Reduzierung angeht. Denn das Schwein hat keinen Bedarf an allgemeinem Protein, sondern nur an essenziellen Aminosäuren. Wenn das Tier entsprechend seiner Leistungsstufe mit ausreichend essenziellen Aminosäuren versorgt wird, spielt der Gesamtproteingehalt im Futter nur eine untergeordnete Rolle. Dieser sollte aus Sicherheitsgründen allerdings nicht unter ein Mindestmaß von 13% Gesamtprotein in der Vor- und 12% in der Endmast fallen.


Damit im Grenzbereich nichts schiefgeht, muss das Futter optimal an die Bedürfnisse der Tiere angepasst werden. In diesem Zusammenhang spielt das „ideale Protein“ eine entscheidende Rolle. Dabei handelt es sich um ein Protein, das aus verschiedenen Aminosäuren zusammengesetzt und optimal auf den Bedarf des Tieres abgestimmt ist. Den Schweinen werden die Aminosäuren also genau in der Menge und Kombination zugeführt, wie ihr Organismus sie benötigt. Beim Mastschwein sieht das Verhältnis der jeweiligen Aminosäuren zum Lysin in etwa so aus:


  • Lysin: 100
  • Methionin/Cystin: 55
  • Threonin: 65
  • Tryptophan: 18
  • Valin: 67
  • Isoleucin: 54


Phytase knackt Phosphatring


Beim Phosphor ist die Situation ähnlich wie beim Protein. Auch hier gilt: Das Schwein hat keinen Bedarf an Gesamtphosphor im Futter, sondern an verdaulichem Phosphor. Das Problem: Der Großteil des Phosphors in pflanzlichen Futtermitteln ist an Phytate gebunden. Diese Verbindung kann das Enzymsystem des Schweins allerdings nicht knacken. Deshalb kann das Tier oft nur einen Bruchteil des im Futtermittel enthaltenen Phosphors nutzen. Im Ge-treide z.B. liegt der verwertbare Anteil nur zwischen 30 und 60%.


Die Verdaulichkeit des pflanzlichen Phosphors steigt, wenn dem Futter das Enzym Phytase zugesetzt wird. Je nach Phytat-P-Gehalt und Menge der zugesetzten Phytase werden vom Phosphor zwischen 1 und 1,4 g je kg Futter mehr genutzt. Das entspricht fast der Hälfte des täglichen Bedarfs! Dadurch kann die Menge an mineralischem Phosphor deutlich reduziert oder komplett eingespart werden.


Wie viel weniger geht?


In einem Fütterungsversuch in der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau in Iden, Sachsen-Anhalt, wurde überprüft, inwieweit Einsparungen beim Protein und Phosphor möglich sind, wenn dem Futter gezielt freie Aminosäuren und Phytase zugesetzt werden.


Im Vorfeld des Versuchs wurden zunächst die eingesetzten Komponenten auf ihre Inhaltsstoffe, insbesondere auf ihren Aminosäurengehalt, untersucht. Die Analysen wurden von der Firma Evonik mit der neuen NIRS-Technologie durchgeführt. Dadurch war es möglich, die Rationen unter Einsatz von sechs freien Aminosäuren so zu konzipieren, dass sie annähernd dem idealen Protein entsprachen.


Für den Fütterungsversuch wurden daraufhin folgende Versuchsgruppen gebildet:


  • Gruppe A: Fütterung laut DLG-Standardempfehlung. Protein: Vormast 18,5%, Mittelmast 16%, Endmast 15%. Phosphor: 0,48% P in Vormast bzw. 0,35% in Mittel- und Endmast. ▶
  • Gruppe B: Austausch von Sojaschrot gegen Rapsschrot und Ackerbohnen (RP-Gehalte: 16,9/13,8/12,3%). Kein mineralischer P-Zusatz ab der Mittelmast (P-Gehalte: 0,49 bis 0,27%).
  • Gruppe C: Extreme Proteinabsenkung ab Vormast (16,1/13,6/12,3). Verzicht auf mineralischen P-Zusatz ab Mittelmast (0,47 bis 0,27%).
  • Gruppe D: Extreme Proteinabsenkung ab Mittelmast (18,5/13,6/12,3). Ohne mineralischen P-Zusatz ab Mittelmast (0,47 bis 0,27%).


Kein Leistungsabfall


Wie in Übersicht 1 zu sehen, unterschieden sich die biologischen Leistungen nicht signifikant. In der Tendenz schnitten aber die Tiere etwas besser ab, die nach DLG-Standardwerten bzw. erst ab der Mittelmast proteinreduziert gefüttert wurden. Die Tageszunahmen lagen um knapp 30 g höher. Beim Futterverbrauch und beim Futteraufwand gab es ebenfalls keine signifikanten Unterschiede, wobei die nach Standardwerten versorgten Tiere die besten Ergebnisse erreichten.


Nahezu identisch fielen die Ergebnisse in Bezug auf die Schlachtleistungen aus. In allen vier Fütterungsgruppen schwankte die Ausschlachtung um 80%, der Muskelfleischanteil lag bei ca. 60%. Signifikant waren die Unterschiede nicht. Die Ergebnisse belegen, dass die Mast- und Schlachtleistungen bei zum Teil deutlicher Nährstoffreduktion und Zugabe von freien Aminosäuren und Phytase stabil gehalten werden können.


Positiv fielen die Ergebnisse auch im Hinblick auf die Nährstoffausscheidungen der Tiere aus. Die Übersichten2 und 3 zeigen das. Im Vergleich zu den Nährstoffausscheidungen bei der Fütterung nach dem DLG-Konzept „sehr stark N-/P-reduziert“ waren deutliche Einsparungen möglich. Das gilt auch für Mischungen ohne Sojaextraktionsschrot. Die niedrigsten Ausscheidungen gab es in Gruppe C, in der die Proteinabsenkung bereits in der Vormast erfolgte.


Die Kosten der Fütterungsstrategie mit freien Aminosäuren und Phytaseeinsatz liegen aufgrund der hohen Proteinfuttermittelpreise nur unwesentlich höher.


marcus.arden@topagrar.com

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