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Was hilft gegen ­Essigfliegen?

Lesezeit: 7 Minuten

Nicht nur Stubenfliegen, sondern auch Essigfliegen ­übertragen im Stall gefährliche Krankheiten und stören erheblich das Wohlbefinden der Tiere. Wie Sie die Plagegeister bekämpfen, erläutert Tier-arzt Dr. Andreas Palzer*).


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Auch in Ihrem Stall ist sie sicher schon vorgekommen – die kleine Es­sigfliege. Meist tritt sie massenhaft auf. Dann beunruhigen die Insekten die Schweine stark. Dadurch leidet unter anderem die Futteraufnahme der Tiere. Unterbleibt die Bekämpfung, kann die Essig- wie auch die Stubenfliege hoch ansteckende Krankheiten übertragen, so zum Beispiel PRRS und Dysenterie.


Essigfliegen sind ein reines Hygieneproblem


Essigfliegen können massenhaft in Sauen-, Ferkelaufzucht- oder Mastbetrieben auftreten. Sie können in einem Stall ohne weiteres gemeinsam mit Stubenfliegen vorkommen. Denn sie beeinträchtigen sich bei ihrer Vermehrung und Ausbreitung nicht. Voraussetzung für das Auftreten von Essigfliegen ist eine Flüssigfütterung mit einem hohen Anteil an gärenden Futterkomponenten wie zum Beispiel CCM. Denn die Larven ernähren sich hauptsächlich von Hefen, die sich in gärenden Futterresten bilden. Hier findet die Essigfliege im Gegensatz zur Stubenfliege ideale Brutstätten. Die Eiablage findet aber auch an feuchten Stellen statt.


Die Bekämpfung von Essigfliegen ist nur dann erfolgreich möglich, wenn Sie die Hygiene und das Stallklima verbessern sowie eine systematische Bekämpfung vorneh­men. Durch folgende Maßnahmen verlieren die Essigfliegen weitgehend ihre Futtergrundlage und ihre Brutstätten:


Regelmäßig gärende Futterreste in und um Tröge, in leeren Buchten und auf Gängen entfernen;


Futterautomaten richtig einstellen, damit sich auf der Schwimmschicht der Gülle wenig Futterreste ansammeln;


Hohlräume unter Trögen zumauern und zwischen Gummimatten und Futterautomaten mit Bitumen versiegeln;


Tröge auf Spalten oder Rosten an­statt auf planbefestigten Flächen platzieren;


Lüftung richtig einstellen, um feuch­te Fensterbänke etc. zu vermeiden.


So bekämpfen Sie die Essigfliege chemisch


Neben den Hygienemaßnahmen kann die Bekämpfung der Essigfliege nur gelingen, wenn Sie den Vermehrungszyklus unterbrechen. Eine gute Möglichkeit ist die Anwendung eines Larvizids gegen Fliegenlarven und die Anwendung eines Adultizids gegen erwachsene Fliegen. Die verschiedenen Wirkstoffgruppen und gängige Wirkstoffe finden Sie in der Übersicht 2 auf Seite S 22. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass es bei den zugelassenen Wirkstoffen einen großen Umbruch gibt. Denn die Zulassung von Biozidprodukten in Deutschland wird derzeit an die EU-Vorgaben angepasst. Einige „alte“ Wirkstoffe dürfen bereits nicht mehr in den Verkehr gebracht werden, und andere könnten ihre Zulassung ebenfalls noch verlieren. Am besten besprechen Sie die Auswahl eines geeigneten Wirkstoffs mit Ihrem Tierarzt. Wichtig ist, dass Sie bei der Anwendung der Insektizide die vom Hersteller empfohlene Dosierung der Präparate einhalten.


Der Einsatz eines Larvizids ist notwendig, weil rund 85 % des Fliegenproblems auf verborgene Eier, Larven und Puppen zurückgehen. Larvizide sind Fraßgifte. Sie verhindern die Häutung der Larve oder bewirken die Rückbildung der Puppe zur Larve. Beides führt dazu, dass die Larven zugrunde gehen. Gängige Präparate sind „Neporex“ mit dem Wirkstoff Cyromazin oder „Baycidal“ mit dem Wirkstoff Triflumuron.


Larvizide sind in der Regel als Gra­nulat oder Pulver verfügbar. Die beste Wirkung erzielen Sie, wenn Sie das Präparat in Wasser auflösen und dann direkt auf die verschiedenen Brutplätze der Essigfliege ausbringen. Dazu können Sie eine Gießkanne verwenden. Sofern Sie größere Ställe oder zugleich die Larven der Stubenfliege bekämpfen wollen, ist der zeitsparende Einsatz eines Dosier-wagens zweckmäßig.


Futterreste auf der Schwimmdecke unterhalb von festen Flächen in Trognähe müssen Sie ebenfalls mit dem Larvizid benetzen. Dafür bieten die Hersteller von Dosierwagen spezielle Ausbringlanzen an, mit denen Sie das Präparat durch die Spalten hindurch versprühen können. Das Ausgießen oder Versprühen des Larvizids ist dem Ausstreuen vorzuziehen. Denn so erzielen Sie eine bessere Wirkung.


Mit der Behandlung sollten Sie im März/April beginnen. Larvizide können Sie auch im belegten Stall anwenden. Die Behandlungsintervalle sind stark vom Hygienemanagement und vom Stallklima abhängig. Sie variieren daher von zwei bis drei Wochen bis zu Abständen von mehreren Monaten. Bei einer einmaligen Ausbringung eines Larvizids belaufen sich die Kosten inklusive Mehrwertsteuer auf etwa 0,32 € bis 0,35 € pro Mastplatz.


Alternativ können Sie die Larven nach dem Waschen des Stalls auch mit Alzogur ausmerzen. Das Präparat ist für Schweine jedoch sehr giftig. Daher dürfen Sie es ausschließlich im leeren Stall ausbringen und müssen es nach der Anwendung gründlich abspülen. Alzogur packt im Gegensatz zu den Larviziden auch die Fliegeneier. Wichtig ist, dass Sie Alzogur nicht nur in der Gülle verrühren, sondern auch oberhalb der Spalten ausbringen. Denn nur so erreichen Sie alle Brutstätten der Essigfliege. Die Kosten dieser Maßnahme belaufen sich bei einem Mastdurchgang und 5 bzw. 10 cm Restgülle auf etwa 0,17 bzw. 0,34 € pro Platz (brutto).


Larvizide und Adultizide nur kombiniert einsetzen


Grundsätzlich sind neben den Larven zeitgleich auch die adulten Fliegen zu bekämpfen. Gängige Adultizide mit Langzeitwirkung sind „Spy“ mit dem Wirkstoff Spinosad oder „QuickBayt“ mit dem Wirkstoff Imidacloprid. Die Präparate sind als Granulat verfügbar und müssen zur Anwendung in warmem Wasser aufgelöst werden. Die Lösung verstreichen Sie am besten mit einem Pinsel auf den von den Essigfliegen bevorzugten Sitz- und Ruheplätzen. Dies sind Futterleitungsrohre und Wände in unmittelbarer Nähe der Fütterungsbereiche sowie Flächen rund um Fütterungsanlagen und Tröge.


Wichtig ist, dass Sie alle Flächen bestreichen, auf denen sich die Essigfliegen aufhalten. Nur so kommen alle Fliegen mit dem Präparat in Kontakt. Denn die träge Essigfliege bewegt sich nur hin und wieder im typischen Schwebeflug fort, um später meist wieder ihren alten Platz aufzusuchen. Für eine bessere Wirkung können Sie das Streichmittel mit etwas Essig versetzen, der die Fliege anlockt. Das Streichen des Präparats ist dem Sprühen vorzuziehen, weil der Wirkstoff so in einer dickeren Schicht aufgetragen wird und besser wirken kann. Die Bruttokosten für die zweimalige Anwendung eines Streichmittels belaufen sich auf rund 0,25 € bis 0,30 € pro Mastplatz.


Eine Alternative zu den Adultiziden mit Langzeitwirkung ist der Einsatz von Präparaten auf Pyrethrum-Basis. Diese Kontaktgifte töten die adulten Fliegen schlagartig ab. Um das Nachlegen von Eiern nachhaltig zu verhindern, ist das Präparat zwei bis dreimal im Abstand von ca. drei Tagen anzuwenden, am besten mit einem Kaltnebel-Gerät. Eine zweimalige Anwendung eines Präparats auf Pyrethrum-Basis kostet etwa 0,05 € pro Mastplatz (inkl. MwSt.).


Essig- und Stubenfliegen gemeinsam bekämpfen


Sind neben der Essigfliege auch Stubenfliegen ein Problem, können Sie beide Fliegenarten in einem Abwasch mit denselben Präparaten bekämpfen. Beim Ausbringen des Larvizids müssen Sie allerdings beachten, dass die Stubenfliege andere Brutstätten hat als die Essigfliege. So legt die Stubenfliege ihre Eier bevorzugt im Bereich der kotverschmierten Spalten und auf der Schwimmschicht der Gülle ab.


Bei den Adultiziden sprechen die Stubenfliegen im Gegensatz zu den Essigfliegen gut auf die enthaltenen Lockstoffe an. Daher können Sie gegen Stubenfliegen zusätzlich zu den Streichmitteln auch Streuköder einsetzen. Stellen Sie die Köder am besten an warme oder helle und zugfreie Stellen. Denn dort halten sich die Stubenfliegen bevorzugt auf.


Fazit


Essigfliegen können in Schweineställen massenhaft auftreten und sind zu bekämpfen. Denn wie Stubenfliegen übertragen sie gefährliche Krankheiten und beunruhigen die Schweine erheblich. Das A und O ist das Entfernen gärender Futterreste und damit der Hauptbrutstätten. Zudem ist die Lüftung richtig einzustellen. Die ergänzende Bekämpfung erfolgt mit einem Larvizid oder mit Alzogur. Zeitgleich sollten Sie gegen die erwachsenen Fliegen ein Langzeit-Adultizid oder ein Adultizid auf Pyrethrum-Basis einsetzen.


*) Tierarztpraxis Scheidegg, Scheidegg im Allgäu

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