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Weniger Nährstoffe, erfolgreich mästen

Lesezeit: 8 Minuten

Schweine lassen sich auch mit abgesenkten Stickstoff- und Phosphorgehalten im Futter erfolgreich mästen. Wie das geht, erklärt Fütterungsexperte Dr. Gerhard Stalljohann von der LWK Nordrhein-Westfalen.


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Viele Schweinemäster stecken in einem Dilemma. Die Erlöse reichen bei Weitem nicht aus, um die Kosten zu decken. Der vorliegende Entwurf zur Novellierung der Dünge-verordnung bringt zusätzlich Druck.


Die Planungen sehen vor, die Phosphorüberschüsse deutlich zu begrenzen. Aktuell darf der P-Überschuss im sechsjährigen Mittel 20 kg nicht übersteigen, in Zukunft soll dieser Wert halbiert werden. Auch bei Stickstoff sind Verschärfungen geplant. Bis zum Jahr 2020 soll der N-Überschuss weiterhin bei maximal 60 kg liegen dürfen, danach nur noch bei 50 kg pro Jahr. In Gebieten mit nitratbelastetem Grundwasser soll die Obergrenze künftig auf 40 kg reduziert werden.


N- und P-reduziert füttern:

Für die Schweinemäster hätten die neuen Werte dramatische Folgen, da sich der Kampf um Ackerflächen zur Verwertung der Gülle weiter verschärfen wird. Oberstes Ziel in der Schweinemast muss daher sein, die Nährstoffausscheidungen der Tiere weiter zu senken. In diesem Zusammenhang gibt es derzeit zwei Strategien, die sich in Praxisbetrieben bewähren:


  • Stickstoff- und Phosphor-reduziert (N-/P-reduziert) füttern: Hier werden die mittleren Rohprotein- und Phosphorgehalte im Vergleich zu einer „nicht N-/P-reduzierten Universalmast mit Vormast“ um 0,5%-Punkte bzw. 0,05%-Punkte reduziert.
  • Stark N-/P-reduziert füttern: Im Vergleich zur einphasigen Mast wird der Rohproteingehalt im Mittel um 1,5%-Punkte und der Phosphorgehalt um 0,075%-Punkte abgesenkt.


In beiden Fällen ist das Ziel, die Tiere so zu versorgen, dass möglichst wenig Stickstoff (N) und Phosphor (P) über den Kot und Harn ausgeschieden werden, die Tiere aber trotzdem optimal versorgt sind.


In Übersicht 1 ist eine Beispielmischung für eine N-/P-reduzierte, zweiphasige Fütterung mit Vormast dargestellt. Alle drei Mastmischungen sind getreidebetont, neben Weizen und Gerste enthalten die Rationen Triticale und Roggen als Energieträger. Als Eiweißkomponenten wurden Soja- und Rapsextraktionsschrot ausgewählt. Die Mineralfutter sind speziell auf die jeweiligen Mastabschnitte zugeschnitten und mit den entsprechenden Aminosäuren ergänzt. Damit der Bedarf an verdaulichen Aminosäuren sowie Phosphor in beiden Varianten gesichert ist, erfolgt eine höhere Ergänzung freier bzw. kristalliner Aminosäuren. Zur besseren Verwertung des in pflanzlichen Komponenten organisch gebundenen Phosphors wurde Phytase zugesetzt.


In allen drei Mastabschnitten wird 1% Pflanzenöl zugesetzt, um die angestrebten Energiegehalte von 13,2 bzw. 13,0 MJ ME je kg zu erreichen. Der Gehalt an dünndarmverdaulichem (pcv) Lysin, das als maßgebliche Größe für die Rationsoptimierung herangezogen wird, beträgt 0,77, 0,68 und 0,60 g pcv Lysin je MJME.


Die Futterkosten liegen bei 56,40 € je Mastschwein. Im Vergleich zu einer Universalmast lassen sich ca. 2 € je Tier einsparen.


Weniger Güllefläche nötig.

Wie sich die Nährstoffausscheidungen entwickeln, ist in Übersicht2 auf Seite S16 dargestellt. Durch das Absenken der Nährstoffgehalte fallen die Stickstoff-ausscheidungen auf 4,3 kg je Mastschwein, das sind 4% weniger als bei einer Universalmast mit höheren Sicherheitszuschlägen. Parallel dazu sinken die P-Ausscheidungen, und zwar auf 0,68 kg je Tier. Das entspricht einer Einsparung von 14% gegenüber der bislang häufig noch durchgeführten Universalfütterung mit Vormast bis 40 kg.


Die geringeren Ausscheidungen wirken sich natürlich auf den Flächen-bedarf aus: Unterstellt man die derzeit in der aktuell gültigen Düngeverordnung gasförmigen N-Verluste aus dem Stall in Höhe von 30%, errechnet sich ein Flächenbedarf auf Basis Stickstoff in Höhe von 48 ha für 1000 Mastplätze. Dies sind 2 ha weniger als bei einer Universalmast mit Sicherheitszuschlägen. Werden, wie in der Novellierung der Düngeverordnung geplant, künftig nur noch 20% gasförmige N-Verluste angesetzt, steigt der Flächenbedarf auf 55 ha für 1000 Mastplätze an.


Bezieht man den Flächenbedarf auf Phosphatbasis, sind nach derzeitiger Regelung und einem unterstellten P-Entzug von 80 kg P2O5 je ha bei N-/P-reduzierter Fütterung 53 ha notwendig.


N und P stark absenken?

Schweinemäster, die die Nährstoffausscheidungen noch stärker absenken möchten, können die Tiere stark N-/P-reduziert füttern. Bei dieser Strategie wird auf Sicherheitszuschläge fast vollständig verzichtet.


Die noch punktgenauere Versorgung der Mastschweine erfordert natür-lich extrem ausgefeilte Futterrationen. Wichtig ist z.B., vier- statt dreiphasig zu füttern, um den Nährstoffansprüchen der Tiere in allen Gewichtsabschnitten gerecht zu werden. Entsprechende Futterrationen für eine vierphasige Mast sind in Übersicht3 dargestellt.


Die Futterrationen unterscheiden sich nicht von den Mischungen der N-/P-reduzierten Fütterungsstrategie. Die Anteile der Eiweißkomponenten sind jedoch noch weiter abgesenkt worden, um geringere N-Ausscheidungen zu erreichen. Besonders deutlich wurden die P-Gehalte abgesenkt. Denn neueste Ergebnisse aus Fütterungs-versuchen zeigen, dass durch einen gezielten Phytaseeinsatz sowie durch die Weiterentwicklung von Phytaseenzymen eine noch schärfere Brutto-Phosphor-Absenkung im Futter möglich ist, ohne Leistungseinbußen befürchten zu müssen. Weiterhin fällt auf, dass die Mineralfutter 10 statt 8% Lysin sowie etwas mehr Methionin und Threonin enthalten.


Die Futterkosten sinken bei aktuellen Preisen für Aminosäuren auf 55 € je Mastschwein, da der Anteil der vergleichsweise teuren Eiweißkomponenten nochmals reduziert wurde.


Wie sich die starke Absenkung der Stickstoff- und Phosphorgehalte auf die N- und P-Ausscheidungen sowie den Flächenbedarf auswirkt, ist in Übersicht 2 zu sehen. Mäster können die N-Ausscheidungen auf 3,87 kg je Mastschwein bzw. um 13,6% senken. Beim Phosphor sind sogar Einsparungen von 20,3% möglich. Die P-Ausscheidungen liegen bei 0,63 kg je Tier.


Die geringeren tierischen Ausscheidungen reduzieren den Flächenbedarf weiter. Werden in beiden Fütterungs-varianten gleiche biologische Leistungen unterstellt, sinkt der Flächenbedarf um rund 5 ha je 1000 Mastplätze gegenüber der N-/P-reduzierten Variante bzw. um 7 bis 13 ha gegenüber der Universalmast!


Keine Blindflüge!

Mäster, die sich dafür entscheiden, „auf den Punkt zu füttern“, müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie keine Fehler mehr bei der Versorgung ihrer Mastschweine machen dürfen. Denn ein Sicherheitsnetz, wie bislang üblich, gibt es nicht mehr!


Damit die nährstoffreduzierte Fütterung in der Praxis klappt, sind u.a. folgende Punkte zu beachten:


  • Der exakte Nährstoffbedarf der Mastschweine muss auf Basis regelmäßiger Leistungskontrollen ermittelt werden. Betriebe, die am Limit füttern, sollten ihre Schweine mehrmals probewiegen. Wichtig dabei: Prüfen Sie, ob die Waage korrekt funktioniert!
  • Das Futter muss untersucht werden. Stimmen die Inhaltsstoffe? Passt die Futterqualität? Stimmt der Vermahlungsgrad? Zu feines Futter fördert Magenschleimhautreizungen, weil der Futterbrei im Magen nicht geschichtet wird. Im Mastfutter sollte der Anteil an Partikeln, die kleiner als 1 mm sind, zwischen 50 und 65% liegen, der Anteil von unter 0,5 mm-Partikeln bei maximal 35%.
  • Wichtig ist auch, die Fütterungstechnik zu überprüfen. Dosiert die Fütterung die vorgegebenen Mengen richtig aus? Sind die Automaten korrekt eingestellt? Wie hoch sind die Futterverluste?
  • Regelmäßig überprüft werden muss die Futterhygiene. Qualitätsmängel führen zu sinkenden Futteraufnahmen. Auch die Magen-Darm-Gesundheit leidet, und die Nährstoffverdauung geht zurück, weil z.B. Mikroben geschädigt werden.
  • Die Wasserversorgung muss passen, tägliche Kontrollen der Tränkestellen sind ein Muss.


Nicht mit Faser geizen!

Die gezielte Faserversorgung rückt in jüngster Vergangenheit immer mehr in den Mittelpunkt bei der Rationsoptimierung. Denn die Faser hat großen Einfluss auf die Darmfunktion und damit auf das Wohlbefinden der Schweine. Beobachtungen in der Praxis deuten darauf hin, dass weniger Aggressionen auftreten, wenn z.B. faserarme CCM-Partien gezielt mit faserreicher Maissilage ergänzt werden.


Entscheidend bei der Faserergänzung ist der Anteil an aNDFom (Neutrale Detergenzienfaser), weil diese Fraktion auch fermentierbare Anteile in den pflanzlichen Fasern enthält. Das ist bei ADFom (saure Detergenzienfaser) nicht der Fall.


Komponenten mit hoher bakterieller Fermentierbarkeit sind wichtig für die Bakterien im Dickdarm, weil diese einen höheren Anteil ihrer Nahrung hieraus ziehen können. Der aNDFom-Anteil sollte in Mastmischungen auf jeden Fall 12%, in sauren Mischungen besser 13% betragen. Bei pH-neutralen Mischungen sollte er bei 14% liegen. Der Anteil an ADFom sollte wegen seiner schlechteren Fermentierbarkeit 6% nicht überschreiten.-ar-


Komponenten mit hoher bakterieller Fermentierbarkeit sind wichtig für die Bakterien im Dickdarm, weil diese einen höheren Anteil ihrer Nahrung hieraus ziehen können. Der aNDFom-Anteil sollte in Mastmischungen auf jeden Fall 12%, in sauren Mischungen besser 13% betragen. Bei pH-neutralen Mischungen sollte er bei 14% liegen. Der Anteil an ADFom sollte wegen seiner schlechteren Fermentierbarkeit 6% nicht überschreiten.-ar-


Komponenten mit hoher bakterieller Fermentierbarkeit sind wichtig für die Bakterien im Dickdarm, weil diese einen höheren Anteil ihrer Nahrung hieraus ziehen können. Der aNDFom-Anteil sollte in Mastmischungen auf jeden Fall 12%, in sauren Mischungen besser 13% betragen. Bei pH-neutralen Mischungen sollte er bei 14% liegen. Der Anteil an ADFom sollte wegen seiner schlechteren Fermentierbarkeit 6% nicht überschreiten.-ar-


Was beim Einsatz von Nebenprodukten unbedingt zu beachten ist, erfahren Sie ab Seite S18.


In der nächsten top agrar-Ausgabe zeigen wir Ihnen, wie Sie die Nährstoffausscheidungen bei Mastschweinen mithilfe der „betriebsindividuellen Stallbilanz“ noch weiter reduzieren und die Flächenproblematik zusätzlich entschärfen können.

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