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„Wichtig ist, die Ferkel ins Nest zu locken“

Lesezeit: 6 Minuten

Dirk Niemann hat vor einem Jahr 108 Bewegungsbuchten in Betrieb genommen. Für das Öffnen oder Schließen einer Bucht braucht er weniger als eine halbe Minute.


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Als Dirk Niemann 2014 von 400 auf 800 Sauen aufstockte, stand für ihn schnell fest, dass er in seinen neuen Abferkelstall Bewegungsbuchten einbauen würde. „Die Technik wird in zehn Jahren sowieso Pflicht“, sagt der 29-jährige Sauenhalter aus Ankum im Osnabrücker Land überzeugt, „dafür will ich gerüstet sein.“ Zudem wollte er seinen Sauen auch im Abferkelbereich mehr Tierwohl bieten, nachdem er gesehen hatte, dass ihnen die Bewegung im Wartestall gut tut.


Die Entscheidung, welche Bewegungsbucht es genau sein sollte, traf er indes weniger schnell. Doch er definierte Kriterien, die die Bucht zu erfüllen hatte. So war ihm wichtig, dass der Ferkelschutzkorb unkompliziert geöffnet und geschlossen werden kann. „Nur dann wird das auch gemacht“, betont Dirk Niemann.


Darüber hinaus sollte sich als Schutz stets ein Seitenteil zwischen dem Tier und ihm befinden. Großen Wert legte er auch darauf, dass das Ferkelnest am Gang liegt und damit gut erreichbar ist. Auch wollte er nur ein Seitenteil bewegen, um den Schutzkorb zu öffnen und zu schließen, und nicht beide. Um die für seine Ansprüche passende Bucht zu finden, fuhr Niemann ins Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp nach Schleswig-Holstein und zum Bildungs- und Beratungszentrum Wehnen in Niedersachsen. In den dortigen Versuchsställen sind verschiedene Bewegungsbuchten eingebaut, die der junge Landwirt genau unter die Lupe nahm. „Auf einer Messe kann sich jede Bucht noch so gut präsentieren. Wichtig ist letztlich, sie im belegten Zustand zu schließen – und zwar dann, wenn die Sau nicht frisst“, empfiehlt er aus eigener Erfahrung.


Seine Kriterien sah Dirk Niemann am besten von der Kombi-Fix Bewegungsbucht der Firma En-Sta umgesetzt, sodass er damit seine vier neuen Abferkelabteile mit je 27 Buchten in vier Reihen ausstattete. Jede Bewegungsbucht ist 2,7 m breit und 2,4 m tief, bietet also 6,5 m2 Platz. Der Ferkelschutzkorb steht parallel zum Gang. Das 1,2x0,6 m große Ferkelnest liegt gangseitig neben dem Trog der Sau und besitzt eine Abdeckung.


Roste mit Hoch-Tief-Profil:

Die Unterzüge für den Boden der Bucht sind im Abstand von 40/40/40/20/30/30/40 Zentimetern angeordnet. Auf den beiden 30er-Unterzügen, d.h. unter der Sau, liegt ein 0,6 m breiter Gussrost. Im Bewegungsbereich der Sau ist ein Kunststoff-Sauenrost mit schmalen Schlitzen verlegt. Er besitzt ein sogenanntes Hoch-Tief-Profil, um den laufenden Sauen möglichst viel Halt und Trittsicherheit zu bieten. Wandseitig neben dem Ferkelschutzkorb liegt noch ein 0,4 m breiter Ferkelrost. Da die Sau diesen Bereich nie betritt, kommt er ohne besonderes Profil aus.


Im Vergleich zu seinen 4,5 m2 großen, konventionellen Abferkelbuchten gab Niemann für die Bewegungsbucht rund 1200 € mehr aus. Die Mehrkosten kamen zustande, weil mehr Raum umbaut und mehr Roste verlegt werden mussten. Und weil der „Ferkelschutzkorb“ aufgrund des höheren Materialaufwandes generell etwas teurer ist.


Eine Woche geschlossen:

Der junge Betriebsleiter fährt seine Sauenherde im Ein-Wochen-Rhythmus mit vier Wochen Säugezeit. Jeden Donnerstag stallt er eine Sauengruppe in den Abferkelstall ein. Die Ferkelschutzkörbe bleiben zunächst geöffnet, sodass sich die Tiere bewegen können. Am Montagabend schließt Niemann oder einer seiner zwei Mitarbeiter die Schutzkörbe. Die meisten Abferkelungen finden dann von Donnerstag bis Sonntag statt. In diesem Zeitraum wird das Abteil auf rund 25°C aufgeheizt. Das sind etwa 2°C mehr als in den konventionellen Abferkelabteilen. „Die Ferkel können sich in den Bewegungsbuchten schneller verlaufen. Durch die höhere Abteiltemperatur will ich sie besser vor dem Auskühlen schützen“, erklärt Dirk Niemann.


Am folgenden Freitag öffnet er dann die Schutzkörbe der Buchten, sodass die Sauen bis zum Ende der Säugezeit frei laufen können. Zu diesem Zeitpunkt sind auch die Erstbehandlungen der Saug-ferkel komplett abgeschlossen. Lediglich am 20. Lebenstag stehen noch die One Shot Mykoplasmen-, Circo- und PRRS-Impfungen an. Um die Ferkel dafür besser fangen zu können, schließt Niemann die Schutzkörbe erneut kurzzeitig.


Für das Öffnen oder Schließen der 27 Ferkelschutzkörbe eines Abferkelabteils benötigt der Landwirt nach eigenen Angaben rund 10 Minuten, wenn die Sauen dabei fressen. Zum Öffnen klappt er zunächst die Saloontür des Schutzkorbes auf und entsichert dann das schwenkbare Seitenteil. Dieses zieht er anschließend mit einem extra Tor nach außen und sichert beide Teile mit einem Klappsplint.


Keine höheren Verluste:

Ein Jahr sind die Bewegungsbuchten bei Niemann nun in Betrieb. Im Vergleich zu den konventionellen Abferkelbuchten haben sich die Saugferkelverluste von rund 12% nicht verändert. Ganz entscheidend dafür ist jedoch, die Ferkel ins Nest zu ziehen.


„Wenn die Ferkel gerne und häufig im Nest liegen, ist die Gefahr gering, dass sie von der frei laufenden Sau getreten oder erdrückt werden“, begründet Dirk Niemann. Der Junglandwirt schaut deshalb täglich nach dem Liegeverhalten der Ferkel und justiert, falls erforderlich, die Nesttemperatur nach. Jeweils sieben Nester hat er in Reihe geschaltet. Besonders an heißen Tagen ist es jedoch schwierig, die Ferkel ins abgedeckte Nest zu locken. Niemann möchte deshalb eine Hochdruckkühlung nachrüsten, um die Abferkelabteile im Sommer kühler fahren zu können.


Stärken und Schwächen:

Die Stärken der Bewegungsbuchten sieht der junge Landwirt ganz klar im besseren Wohlfühlfaktor. Die Sauen bewegen sich mehr, ihr Kreislauf kommt dadurch besser in Schwung. Zudem hat er den Eindruck, dass sie in den Bewegungsbuchten besser fressen als bei konventioneller Aufstallung. Auf die Körperkondition der Sauen und die Absetzgewichte der Ferkel hat das jedoch keinen sichtbaren Einfluss. Zufrieden ist Niemann auch damit, dass die Sauen auf den Rosten sehr trittsicher sind und nur äußerst selten in den Trog koten.


Insgesamt sind die Sauen aber schmutziger als in den konventionellen Buchten, weil sie sich leichter in ihren Kot legen können. Auch die Geburtshilfe ist aufgrund der Parallelaufstallung schwieriger, nennt er eine weitere Schwäche. Zudem dauert das Reinigen eines Abferkelabteils mit 27 Bewegungsbuchten länger. Er braucht ca. 8,5 Stunden, rund ein Drittel länger als in den Abteilen mit konventionellen Buchten. „Die höheren Arbeitskosten werden am Ende aber nur bezahlt, wenn der Verbraucher bereit ist, für mehr Tierwohl tiefer in die Tasche zu greifen“, sagt Dirk Niemann mit Nachdruck.


Regina Imhäuser

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