Bei einem Wettbewerb unter Architekturstudenten wurden Konzepte für einen Tierwohl-Maststall mit eigener Schlachtung und Direktvermarktung gesucht. top agrar stellt die drei Sieger-Entwürfe vor.

Schweinehalter müssen zurzeit viel Kritik einstecken. Der Ruf nach mehr Tierwohl, Auslauf für die Schweine, mehr Regionalität und einer geringeren Belastung der Umwelt wird immer lauter. Das zwingt auch bei den Haltungsverfahren zum Umdenken.

Neue, frische Ideen gesucht

Auf der Suche nach neuen, frischen Ideen für den Stallbau haben die Stiftung LV Münster und das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) im letzten Jahr einen Ideenwettbewerb für Studierende der Architektur ausgeschrieben. „Vom Stall bis zur Theke – Tierwohl bis zum Ende gedacht“ lautete das Motto des Wettbewerbs, an dem sich 49 Architekturstudentinnen und -studenten der Universitäten Braunschweig, Darmstadt, München und Stuttgart beteiligten.

Gesucht wurde ein Konzept für einen 500er Tierwohl-Maststall, der in verschiedene Funktionsbereiche untergliedert ist und den Tieren ausreichend Platz bzw. Beschäftigung bietet. Abgerundet werden sollte das Konzept durch ein angegliedertes Schlachthaus und einen Hofladen. Als Referenz diente eine Hofstelle nahe Münster.

Zum Auftakt des Ideenwettbewerbs trafen sich die Architekturstudenten, ihre Professoren, etliche Stallbauexperten und 15 junge Landwirte im Mai 2019 zu einem dreitägigen Workshop. Hier erfuhren sie viel über technische und rechtliche Grundlagen, die für den Bau von Schweineställen gelten und diskutierten erste Entwürfe mit jungen Landwirten und Beratern. Abgabetermin für die Entwürfe war im September 2019. Nach einer Vorprüfung durch das KTBL wählte eine siebenköpfige Jury aus Architekten, Stallbauexperten und Landwirten die interessantesten Entwürfe aus.

Mitte Januar wurden in Berlin von BMEL-Staatssekretär Uwe Feiler die besten Konzepte prämiert. Die besten Entwürfe konnten anschließend in der Ausstellung „Architektur für Schweine“ im renommierten „Aedes Architecture Forum“ Berlin besichtigt werden. Aufgrund des großen Interesses sind bereits Folgeausstellungen in Dortmund, München und Wien geplant.

videos und Fotos Online

Videos und Fotos vom Auftakt-Workshop, den besten Entwürfen und von der Ausstellung in Berlin finden Sie auf der top agrar-Homepage in der Rubrik „Heft+“. Hier nun einige Eindrücke von den drei Siegerentwürfen.

henning.lehnert@topagrar.com

Völlig losgelöst von der Praxis, nicht genehmigungsfähig und arbeitstechnisch eine Katastrophe: So urteilen vermutlich viele Praktiker, wenn sie die Stallbauentwürfe der jungen Architekturstudenten betrachten.

Das ist verständlich. Doch es war auch gar nicht das Ziel der Initiatoren, dass am Ende Entwürfe stehen, die sich 1:1 in die Praxis übertragen lassen. Querdenken war erwünscht. Die Entwürfe sollten ganz bewusst den technischen und arbeitswirtschaftlichen Blickwinkel verlassen dürfen. Denn wenn sich die Schweinebranche neu aufstellen soll, sind frische, unkonventionelle Ideen wichtig. Und das Konzept, angehende Architekten, junge Landwirte und Ausstellungsbesucher miteinander ins Gespräch zu bringen, ist 100%ig aufgegangen.