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Wundertüte Zukaufferkel?

Lesezeit: 9 Minuten

Mäster wollen Einstalltiere, die in der Mast problemlos durchlaufen. Eine gute Ferkelauswahl ist deshalb wichtig. Worauf Sie achten sollten, erklären Josef Klüppel und Samuel Westerheide vom Erzeugerring Westfalen.


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Eigentlich ist die Formel ganz einfach: Verluste, Vermarktung, Zunahmen – erfüllen die zugekauften Ferkel in diesen drei Punkten die Erwartungen des Mästers, will er sie auch wieder haben.


Klingt einfach, ist es häufig aber nicht. Genau deshalb ist der Ferkel-bezug auch bei vielen Mästern ein Dauerthema. Worauf sollten Sie bei der Ferkelwahl tatsächlich Wert legen? Was sollten top Ferkel mitbringen? Welche Ferkel passen am besten zu welchem Vermarktungsweg?


Welche Impfungen sind wichtig?

In der Regel sind es gesundheitliche Probleme, oft kombiniert mit zu hohen Totalverlusten, die dazu führen, dass Mäster mit „ihren“ Ferkeln unzufrieden sind. Daher verwundert es auch nicht, dass die Ferkelgesundheit an erster Stelle im Ranking dessen steht, was ein gutes Mastferkel mitbringen muss.


Dieser Trend hat sich seit Einführung der staatlichen Antibiotikadatenbank weiter verstärkt. Denn wer seine Ferkel häufig behandeln muss, riskiert ins vierte Quartil abzurutschen, einen Maßnahmenplan einreichen zu müssen und kontrolliert zu werden.


Zum Schutz vor Lungenkrankheiten und -läsionen ist die Impfung gegen Mykoplasmen sehr wichtig. Bei Kümmern und Atemwegsproblemen hilft die Circo-Impfung sehr gut. Deshalb sind Myko- und Circo-geimpfte Mastferkel längst Standard, besonders in viehdichten Regionen.


Interessant ist, dass manche Mäster aktuell eher Ferkel nachfragen, die zweimalig gegen Mykoplasmen geimpft wurden. Ihre Begründung: Durch die Two-Shot-Impfung nimmt das Risiko ab, dass es zu Impfversagern kommt. Zudem kann durch die Boosterung der Schutz über die gesamte Mast besser sichergestellt werden.


Des Weiteren nehmen in jüngster Zeit die Nachfragen nach PRRS-geimpften Ferkeln zu. Und zwar nach solchen Einstalltieren, die eine PRRS-Ferkelimpfung erhalten haben und nicht nur indirekt über die Muttersau immu-nisiert wurden. Besonders Mäster, die bereits einen PRRS-Einbruch in der Mastphase durchlitten haben, legen großen Wert auf solche Tiere.


Neben Lungen-Krankheiten, Durchfällen und PRRS-Einbrüchen bereiten manchen Mästern derzeit Gelenkentzündungen Sorgen. Denn lahme Schweine haben Schmerzen, nehmen nicht so viel Futter auf und wachsen langsamer. Und die Schlachthöfe begutachten zunehmend kritischer, ob die Tiere auch tatsächlich transportfähig waren. Deshalb achten immer mehr Landwirte bewusst auf stabile Fundamente bei ihren Einstalltieren.


Wie gesund sind die Tiere?

Ein Dauerthema ist zudem der Salmonellenstatus. Es gibt Fälle, in denen die Ferkel bereits Salmonellentiter in die Mast mitgebracht haben. Genau aus diesem Grund sollten bereits die Ferkelerzeuger und sogar die Jungsauenaufzüchter den Salmonellenstatus ihrer Herde kennen und bei Problemen frühzeitig gegensteuern.


Es ist aber auch möglich, dass der Maststall nicht gründlich genug gereinigt und desinfiziert wurde und so die Salmonellen darin weiter zirkulieren können. Werden jetzt Salmonellen-negative Ferkel eingestallt, infizieren sie sich ruckzuck mit dem Erreger. Ob die Ferkel die Salmonellen schon mitbringen oder sich erst im Maststall infizieren, kann man letztlich nur mit einer Beprobung der Ferkel bei Ankunft klären.


Grundsätzlich sollten Mäster über Beprobungen stets dann nachdenken, wenn sie erstmalig eine neue Ferkelherkunft einstallen oder ungelöste Gesundheitsprobleme im Bestand zirkulieren. Je nach Krankheitsverdacht entnimmt der Tierarzt beim Abladen Blut- und/oder Kotproben sowie Umgebungsproben im gereinigten und desinfizierten Maststall. In der Regel reicht ein Stichprobenumfang von 12 bis 14 Tieren aus.


Aufschluss über den Gesundheitsstatus der Zukauftiere geben sogenannte Gesundheitszertifikate bzw. Ferkelpässe, beispielsweise der Westfalenpass, das Ems-Vechte-Hase-Screening (EVH), das EGF-Monitoring etc. Die Zertifikate bzw. Pässe bieten auch eine gute Übersicht, wann die Ferkel mit welchem Impfstoff geimpft wurden.


Die Inhalte sind grundsätzlich verlässlich, denn der Ferkelerzeuger bürgt mit seiner Unterschrift dafür. Eine Garantie für top Ferkel sind sie jedoch nicht, denn auch kranke Ferkel können damit ganz gut dastehen. Nichtsdestotrotz nimmt die Bedeutung dieser Nachweise aktuell wieder zu. Sie sind beispielsweise hilfreich, wenn ein Problem im Mastbestand auftaucht und man mittels Detektivarbeit die Ursache erforschen will. Als Beispiel brachte ein Ferkelpass in einem Fall ans Tageslicht, dass die Impfung zum falschen Zeitpunkt gesetzt wurde.


Alle aus einem Betrieb?

Aus Gesundheitsgründen stirbt das Interesse an Mischpartien. Mit dem Credo „alle Ferkel aus einem Betrieb“ minimieren die Mäster am besten das Risiko, dass sich die Ferkel bereits untereinander mit verschiedenen Erregern anstecken.


Aus demselben Grund bevorzugen auch immer mehr Landwirte wenige Liefertermine. Je seltener sie neue Ferkel einstallen, umso geringer ist die Gefahr, neue Erreger in den Stall ein-zuschleppen. Das befeuert natürlich den Trend zu großen Lieferpartien. Nachteilig wirkt sich dieses Einstall-regime allerdings auf die Risikostreuung aus. Muss ein Mäster alle seine Schweine in nur wenigen Wochen verkaufen, kann ihn eine Tiefpreisphase kalt erwischen.


Das zeigt: Ob stall- oder abteilweise Rein-Raus, die Mäster müssen immer zwischen Hygienevorteilen, Markt-risiko und der Verfügbarkeit von passenden Partiegrößen abwägen. Betreibt man z.B. „nur“ einen 1500er-Maststall an der Hofstelle, empfiehlt es sich, diesen mit drei bis vier Altersgruppen zu belegen. Damit kann man sein Markt-risiko noch gut streuen.


Pachtställe mit 500 bis 1500 Mastplätzen, die fernab der Hofstelle liegen, werden wiederum häufig im Rein-Raus betrieben. So können die Mäster den Aufwand reduzieren und die Arbeiten z.B. fürs Einstallen, Ausstallen, Reinigen und Desinfizieren gut bündeln.


Positiv auf die Tiergesundheit wirken sich auch kurze Transportwege aus. Denn hier darf man sich nicht blenden lassen: Längere Transporte z.B. aus Dänemark machen den noch jungen Tieren sehr zu schaffen. In der Regel können sie auch während des Transports nicht gefüttert werden und kommen dann geschwächter beim Mast-betrieb an als Ferkel, die nur eine kurze Reisezeit hinter sich haben.


Passt die Vermarktung?

An zweiter Stelle nach der Gesundheit stehen die Mast- und Schlachtleistungen der Einstalltiere. Masttageszunahmen von 800 g streben die meisten Mäster heutzutage an. Dieses Leistungsniveau sollten inzwischen die meisten Ferkel auf dem freien Markt mitbringen.


Mäster, die mit ihren Tieren hingegen 900 g tägliche Zunahmen erreichen wollen, sollten sich eher nach Duroc-Herkünften oder Nachkommen von wuchsbetonten Endstufenebern umsehen.


Weitaus wichtiger als das Zunahmeniveau ist aber eine geschickte Vermarktung. Hier kann der Mäster bares Geld verdienen – oder eben liegen lassen. Deshalb ist es unerlässlich, dass die zugekauften Ferkel auch zum Vermarktungsweg passen.


An erster Stelle steht die Frage, wohin und nach welchem System vermarktet werden soll. Bei der AutoFOM-Vermarktung sind fleischreiche Herkünfte am besten aufgehoben. Die flachen Duroc-Anpaarungen straft das AutoFOM-Gerät in der Regel stark ab. Hier ist eine Vermarktung nach Magerfleischanteil besser geeignet.


Bei der Metzgervermarktung wiederum, wie sie z.B. in Süddeutschland noch häufig zu finden ist, sollte man den Schwerpunkt auf fleischreiche und weniger auf wüchsige Tiere legen, z.B. auf Nachkommen von einem fleisch-reichen Piétrain-Eber.


Mäster, die aufgrund knapper Vieheinheiten in der Anzahl der jährlich vermarktbaren Schweine begrenzt sind, sollten ebenfalls fleischreiche Genetiken bevorzugen. Noch wichtiger ist jedoch, auf Zukaufgewichte von mehr als 30 kg zu achten. Auch eine längere Leerstandszeit kann ratsam sein.


Und in puncto Ebermast gilt: Eberferkel sollten Landwirte dann mästen, wenn die Abnahme seitens des Schlachthofes gesichert ist.


Übrigens: Die Zeiten, in denen die Mäster nicht wussten bzw. sich nicht dafür interessierten, welche Genetik hinter den Ferkeln in ihrem Stall steckt, gehören zunehmend der Vergangenheit an. Inzwischen fragen manche Mäster sogar gezielt Endstufeneber nach oder möchten nur Nachkommen von z.B. top-Genetik-Ebern beziehen. Ganz gezielt beeinflussen können die Mäster den Ebereinsatz natürlich nur in Direktbeziehungen.


Ist der Zuschlag okay?

Selbstverständlich geht es beim Ferkeleinkauf auch immer ums Geld. Welcher Zuschlag ist angemessen? Das fragen sich Mäster immer wieder.


Laut Erhebungen des Erzeugerrings Westfalen werden in der Region Westfalen derzeit für eine ca. 300 Ferkel umfassende Partie, inklusive Impfungen und frei Hof, Zuschläge von circa 6 bis 12 € auf die Nord-West-Notierung bezahlt. Meist gilt: Je größer die Partie, desto höher der Zuschlag – und umgekehrt.


Übrigens: Fordert der Mäster ausdrücklich eine zusätzliche Impfung, z.B. gegen PRRS, muss er dafür die Kosten übernehmen.


3- oder 4-mal D?

Als i-Tüpfelchen bei der Ferkelauswahl können Mäster zudem noch folgende Punkte beachten:


  • Uniformität: Je homogener die Mastschweine sind, umso zügiger kann der Stall bei der Vermarktung geräumt werden. Deshalb sollten Mäster darauf achten, dass die Gewichte der Einstalltiere nicht zu stark streuen. In homogenen Lieferpartien sind die kleinsten Ferkel maximal 5 kg leichter als der Mittelwert, die größten Tiere maximal 5 kg schwerer.
  • Futter und Technik: Mäster mit Flüssigfütterung beziehen im Idealfall Ferkel, die auch an der Flüssigfütterung aufgezogen wurden. So kennen die Tiere die Technik bereits und können in der Mast schneller durchstarten.


Hilfreich ist auch zu wissen, mit welchen Futterkomponenten die Ferkel vorab gefüttert wurden bzw. von welchem Mischfutterhersteller der Ferkelerzeuger das Futter bezieht. So ist eine gezielte Abstimmung der Vormastration auf das letzte Ferkelaufzucht-futter möglich.


  • 3- oder 4-mal D: Ob die „Nationalität“ der Einstalltiere eine Rolle spielt, hängt bislang stark davon ab, ob sie für den Vermarkter relevant ist. Zumal Importferkel als „Aufgezogen in Deutschland (D)“ gelten, wenn sie mit einem Gewicht von unter 30 kg in einen deutschen Maststall eingestallt werden.


Seit die Mäster den Status auf dem Lieferschein ankreuzen müssen, machen sie sich jedoch eher Gedanken zur Herkunft ihrer Einstalltiere.


  • Ringelschwanz: Die Mast von Ferkeln mit intaktem Ringelschwanz ist bislang selten Thema bei Mästern. Dennoch ist es empfehlenswert, sich damit auseinanderzusetzen und Erfahrungen mit sehr kleinen Gruppen von unkupierten Ferkeln zu sammeln.


Wie das Angebot überprüfen?

Bekommt ein Mäster ein Ferkelangebot unterbreitet, stellt sich ihm natürlich die Frage, ob die Ferkel wirklich das halten, was der Ferkelerzeuger bzw. Händler verspricht. Um das vorab zu „überprüfen“, haben Mäster folgende Optionen:


  • Sie können belegbare Zahlen aus anderen Mastbetrieben fordern, die diese Ferkel bereits einsetzen. So lässt sich nachvollziehen, was die Tiere in der Mast und am Haken leisten.
  • Zudem kann man den Sauenhalter fragen, ob man sich die Ferkel vorab anschauen darf. Stimmt er zu, geht man am besten gemeinsam durch den Aufzuchtstall. Wie sehen die Ferkel aus? Wie sauber präsentieren sich der Betrieb und der Stall? Wie antwortet der Sauenhalter auf Fragen? Mithilfe dieser Punkte verschafft man sich einen Eindruck, ob die Ferkel passen könnten.
  • Empfehlenswert ist auch, mit anderen Mästern zu sprechen oder zu anderen Mastbetrieben zu fahren, die bereits diese Herkunft mästen. Auch hier bekommt man einen Eindruck vom Leistungsvermögen der angebotenen Ferkel.
  • Mastberater werden ebenfalls häufig zu ihrer Einschätzung befragt. Sie kennen die Leistungen vieler Herkünfte aus ihrem Beratungsalltag.

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