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Zähne schleifen: Gut für Sau und Ferkel!

Lesezeit: 7 Minuten

Ob das Schleifen der Eckzähne von Saugferkeln sinnvoll ist oder nicht, wird in der Fachwelt oft diskutiert. Wenn man es richtig macht, ist es aktiver Tierschutz, betont Dr. Eckhard Meyer, Lehr- und Versuchsgut Köllitsch.


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Trotz aller rechtlichen Hürden zeigen viele wissenschaftliche Studien: Durch das Kürzen der Ferkelschwänze kann man das für die Tiere äußerst schmerzhafte Schwanzbeißen effektiv verhindern. Ob auch das Abschleifen der Eckzähne zum Wohle der Tiergesundheit und des Tierschutzes notwendig ist, darüber diskutieren Wissenschaftler nach wie vor.


Rein rechtlich ist das Kürzen der Eckzähne ein Graubereich. Denn die Maßnahme ist zwar genau wie das Kürzen der Schwänze laut Tierschutzgesetz innerhalb der ersten vier Lebenstage ohne Betäubung (§5 Abs. 3) erlaubt, aber nur, wenn dies für die vorgesehene Nutzung des Tieres zu dessen Schutz oder zum Schutz anderer Tiere unerlässlich ist (§6 Abs. 1). Und das ist es nur, wenn z.B. Verletzungen am Gesäuge oder bei Wurfgeschwistern entstanden sind, die durch die Zähne verursacht wurden.


Verletzungen am Gesäuge entstehen, wenn das Drüsengewebe zur Stimulation des Milchflusses intensiv bearbeitet wird. Und die Gesichter der Wurfgeschwister werden in Mitleidenschaft gezogen, wenn sich die Saugferkel um die besten Milchzitzen streiten.


Nur Zahnspitze kappen:

Hervorgerufen werden die Probleme hauptsächlich durch die scharfen, nadelförmigen Spitzen der Eckzähne. Die Probleme sind zudem oft wesentlich größer als von Tierschützern gerne behauptet wird. Denn die Wunden sind für die Tiere nicht nur schmerzhaft, sie heilen auch erst in der Ferkelaufzucht ab und sind eine ideale Eintrittspforte für Erreger.


Effektiv verhindern lassen sich die Verletzungen nur durch das Abschleifen der Zahnspitzen. Entscheidend ist dabei aber, dass der Eingriff richtig durchgeführt wird, betonen Tierärzte. Wer zu viel Zahnschmelz wegschleift, verletzt den empfindlichen Pulpabereich. Das ist die blutgefässreiche Gewebemasse des Zahnes. Und das passiert schnell. Denn die Zahnsubstanz der Milchzähne ist relativ klein. Die Höhe beträgt bei Ferkeln durchschnittlich nur 1,3 mm, bei einigen Tieren auch nur 1 mm. Wer mehr Substanz wegschleift, öffnet Krankheitserregern Tür und Tor.


4000 Ferkel ausgewertet:

Im Praxisalltag ist das korrekte Schleifen der winzigen Eckzähne gar nicht so leicht. Tests bestätigen das. Bei 700 untersuchten Milchzähnen war die Pulpa in 90% der Fälle eröffnet. Es wurde also zu viel Zahnschmelz weggeschliffen. Bei erfahrenen Tierhaltern waren zwar deutlich weniger Zähne betroffen, der Anteil lag mit 30% aber dennoch relativ hoch. Die Person, die die Maßnahme durchführt, hat also großen Einfluss darauf, wie gut der Eingriff gelingt.


Trotz der Problematik muss aber auch klar gesagt werden, dass das Schleifen besser ist als das früher oft praktizierte Abkneifen der Zähne mit der Zange. Denn hier splittert die Zahnsubstanz häufig sehr stark, teilweise bis auf den Knochen. Allerdings ist das Abkneifen weniger stressig für die Tiere, da der Eingriff viel schneller beendet ist.


Neben der Frage, inwieweit das Zähneschleifen tierschutzrelevant ist, stellt sich für viele Landwirte natürlich auch die Frage, ob das Schleifen einen Einfluss auf die biologischen Leistungen, wie zum Beispiel die Zunahmen während der Säugezeit, hat. Die Antworten sollte eine Untersuchung in zwei säch-sischen Betrieben mit unterschied-lichem Leistungs- und Gesundheits-niveau geben.


Im Lehr- und Versuchsgut Köllitsch (LVG) wurden 1041 Ferkel der Kreuzung (Large White x DL) x Pi untersucht. Bei 467 Ferkeln aus 46 Würfen wurden die Zähne am dritten Lebenstag nicht geschliffen, bei 574 Ferkeln aus 56 Würfen (Zeitgefährten) kam das Zahnschleifgerät „Dremel Modell 800“ am dritten Lebenstag zum Einsatz. Besonderes Augenmerk wurde darauf gelegt, dass nur die Spitzen der Eckzähne gekürzt werden. Die Zunahmen der Saugferkel wurden im Versuchsgut mittels Waage festgehalten.


Zeitlich versetzt nahmen 2752 Ferkel der Herkunft (Dänische Landrasse x Yorkshire) x Duroc in einem Praxisbetrieb an der Auswertung teil. Die 909 mit dem Dremel-Gerät behandelten Ferkel und die 1843 nicht behandelten Tiere waren im Praxisbetrieb keine Zeitgefährten. Der Eingriff erfolgte in insgesamt vier aufeinanderfolgenden Versuchsdurchgängen. Im zweiten Betrieb wurden nicht die Tageszunahmen der Saugferkel festgehalten, sondern die Rückenspeckdicke der Sauen gemessen. Ziel war, zu prüfen, ob das Schleifen die Säugeleistung – gemessen am Speckdickeverlust – beeinflusst.


Kein Einfluss auf die Zunahmen:

Wie in Übersicht 1 auf Seite S5 dargestellt, hatte das Abschleifen der Zähne keinen signifikanten Einfluss auf die Zunahmen der Saugferkel im LVG Köllitsch. Mit 237 bzw. 230 g lagen die Gewichtszunahmen in beiden Gruppen dicht beieinander. Das Resultat bestätigt die Ergebnisse aus der Literatur.


Auffällig sind allerdings die höheren Absetzgewichte der Ferkel mit ungeschliffenen Zähnen. Die Analyse ergab, dass dafür in erster Linie das um 100 g höhere Geburtsgewicht verantwortlich war. Damit bestätigt sich auch hier wieder: Das Geburtsgewicht ist neben der Geburtsgeschwindigkeit der wichtigste Vitalitätsfaktor für die nachfolgenden Leistungen.


Die etwas schlechteren Leistungen der Tiere mit abgeschliffenen Zähnen sind auch nicht durch ein möglicherweise zu tiefes Abschleifen der Zähne zu erklären. Denn stichprobenartige Untersuchungen bestätigten, dass die Pulpa nicht verletzt war und somit keine Infektionsöffnungen am Zahn geschaffen wurden, die unter Umständen der Auslöser für die geringeren Leistungen hätten sein können.


Auch im Praxisbetrieb konnte die Aussage bestätigt werden, dass das Zähneschleifen keinen Einfluss auf die Leistungen hat. Der Verlust an Rückenspeck bei den Sauen, der ein Indiz für die Säugeleistung ist, war in beiden Gruppen annähernd gleich hoch.


Neben dem Aspekt der biologischen Leistungen wurde der Einfluss des Zähneschleifens auf die Tiergesundheit analysiert. Dazu wurden in beiden Betrieben Schäden an den Zitzen und am Gesäuge erfasst und beschrieben. In der letzten Säugewoche wurden außerdem die Verletzungen an den Gesichtern der Ferkel bonitiert. Sämtliche Boniturarbeiten wurden von ein und derselben Person durchgeführt. Das Boniturschema für die Gesichtsverletzungen sah wie folgt aus:


  • Note 1: keine Verletzung;
  • Note 2: nur einzelne rote Punkte;
  • Note 3: flächige Gesichtsverletzungen, blutend oder verschorft;
  • Note 4: großflächige Verletzungen, blutend oder verschorft.


Im LVG Köllitsch hatten 13% der Sauen blutige Verletzungen am Gesäuge, die offensichtlich von den Ferkeln verursacht wurden. In 62% der Fälle säugten die Sauen Ferkel mit geschliffenen Zähnen, wie Übersicht 2 zeigt. Das Ergebnis überraschte. Ruft das Abschleifen der Eckzähne möglicherweise sogar mehr Verletzungen hervor? Ausgeschlossen werden konnte das nicht 100%ig. Bei näherer Betrachtung zeigte sich aber, dass die Schleifarbeit durch die Lehrlinge des LVG nicht optimal war. Denn wird bei der Zahnbehandlung nicht sauber gearbeitet, entstehen scharfe Grate. Und diese sind dann die Ursache der Verletzungen.


Auf das „Wie“ kommt es an:

Ein völlig anderes Bild zeigte sich im Praxisbetrieb. Bei mehr als 40% der Sauen wurden Läsionen am Gesäuge festgestellt. Diese Verletzungen wurden in über 60% der Fälle signifikant abgesichert von Ferkeln mit spitzen Zähnen verursacht. Die Mitarbeiter haben demnach gute Schleifarbeit geleistet, denn nur in ca. 30% der Fälle traten Gesäugeverletzungen trotz abgeschliffener Zähne auf.


Durch das leichte Abtragen der Zahnspitzen traten in beiden Betrieben statistisch abgesichert weniger Gesichtsverletzungen auf. Der Anteil an Ferkeln komplett ohne Verletzung im Gesicht stieg durch das Abschleifen im LVG Köllitsch um etwa 10% und im Praxisbetrieb um knapp 20% an (siehe Übersicht 3). In beiden Betrieben wirkte sich das Abschleifen demnach positiv auf die Tiergesundheit aus!-ar-


Durch das leichte Abtragen der Zahnspitzen traten in beiden Betrieben statistisch abgesichert weniger Gesichtsverletzungen auf. Der Anteil an Ferkeln komplett ohne Verletzung im Gesicht stieg durch das Abschleifen im LVG Köllitsch um etwa 10% und im Praxisbetrieb um knapp 20% an (siehe Übersicht 3). In beiden Betrieben wirkte sich das Abschleifen demnach positiv auf die Tiergesundheit aus!-ar-


Auf den nächsten Seiten lesen Sie Tipps, wie Sie handgelenkschonend arbeiten und die Zähne richtig abschleifen.

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