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Zellulose für gutes Klima

Lesezeit: 5 Minuten

Stalldecken kann man unterschiedlich isolieren. Sauenhalter Matthias Stiehl schwört auf die Einblasdämmung. top agrar erklärt, welche Vorteile das für ihn bringt.


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Der Klimawandel lässt die Sommermonate immer heißer werden. Das kann für Schweine sehr belastend sein, da sie überschüssige Wärme nur über die Zunge abgeben können. Sauenhalter Matthias Stiehl aus Naumburg-Heimarshausen (Hessen) kann das bestätigen. „Im Sommer hat sich unser Abferkelstall immer sehr stark aufgeheizt, das macht gerade den Ferkel führenden Sauen zu schaffen“, berichtet der Landwirt.


Dabei dachte Stiehl, dass sein Stall gut isoliert ist. Die Stalldecke war ursprünglich mit 6 cm dicken Polyurethan-Platten (PUR) mit Alukaschierung verkleidet worden. Diese sind in H-Profilen eingefasst. „Mittlerweile gibt es aber neue Erkenntnisse zur Deckenisolierung“, erklärt Stiehl.


Zusammen mit Bauberater Wilfried Brede vom Serviceteam Alsfeld suchte er nach der besten Lösung. „Wir hatten in einem anderen Stallgebäude schon gute Erfahrungen mit Zellulose als nachträgliche Einblasdämmung gemacht, die auf die PUR-Platten aufgebracht wurde. Daher entschieden wir uns auch jetzt dafür“, erläutert Stiehl.


Dämmung aus Altpapier


Das Dämmmaterial wird aus zerfasertem Altpapier hergestellt. Dem Papier wird 5 bis 20% Borsalz zugegeben. „Dadurch erhält es die Brandschutzklasse B2. Außerdem wirkt Borsalz gut gegen Schimmel und Schadnagerbefall“, erklärt Brede. Denn die Zuschlagstoffe verfangen sich im Fell der Mäuse. Wegen des schlechten Geschmacks meiden die Tiere die Dämmung. Bei der Herstellung erhalten die Flocken zudem eine dreidimensionale Struktur. „Das soll nach Herstellerangaben für eine Volumenbeständigkeit sorgen, das Material sackt nicht in sich zusammen“, sagt der Berater.


Das Einblasen der Flocken kann man als Landwirt nicht selbst erledigen, sondern sollte es auch wegen des Garantieanspruchs Fachfirmen überlassen. Zum Einblasen verwenden sie Maschinen mit Luftschlauch, um das Material gleichmäßig zu verteilen. Zu beachten ist auch, dass die Dämmstoffflocken für den Transport hochverdichtet und in PE-Säcken oder Pressformen angeliefert werden. Die Einblasmaschine muss daher so ausgestattet sein, dass sie das Material auflockert oder sogar per Häckselwerk zerkleinert.


Die Dichte im eingebauten Zustand beträgt 30 bis 80 kg pro Kubikmeter. „Je höher die Dichte ist, desto besser“, sagt Brede.


Ein weiterer großer Vorteil der Zellulose ist, dass sie auch in unzugängliche Zwischenräume eingeblasen werden kann. Dafür ist lediglich eine Eindüs-öffnung von 25 mm nötig. Wegen der Staubbildung muss das Bedienpersonal zwingend Atemschutzgeräte tragen.


Dick auftragen


Die zusätzliche Papier-Deckendämmung sollte zum besseren Wärmeschutz vor allem im Sauenstall mindestens 20 cm dick sein. Zudem kann die Dämmung nach Bredes Erfahrung nicht nur auf vorhandene PUR-Platten aufgebracht werden. „Bei einem Stallneubau kann man unter die Binder auch ein Trapez- oder Wellblech aus Aluminium schrauben und darauf die Dämmung auftragen“, sagt er.


Je nach Wunsch des Landwirts können die Bleche 0,35 bis 0,70 mm dick sein. Diese Variante ist aus Bredes Sicht günstiger als eine Unterkonstruktion mit Kunststoffprofilplatten (GFK).


Er rät außerdem, dass die Bleche mit Alu-Bohrschrauben mit entsprechend großen Schraubköpfen befestigt werden. Werden sie dagegen nur geklammert oder genagelt, können dünnere Bleche schneller ausreißen.


Damit sich kein Schwitzwasser an den Alutrapezblechen bildet, sollten die Stöße mit einer entsprechenden Versiegelung versehen sein. „Ist das fachkundig gemacht, ist keine Dampfsperre zwischen Dämmung und Wand nötig“, erklärt der Berater.


Kostengünstiger Dämmstoff


Welche Kosten Zellulose verursacht, zeigt die Übersicht auf Seite S24. Hier hat Experte Wilfried Brede verschiedene Dämmmaterialien miteinander verglichen. „Für einen sauberen Kostenvergleich ist es nötig, vergleichbare U-Werte zu haben“, sagt er.


Der U-Wert ist ein Maß für die Qualität des Dämmmaterials. Damit gemeint ist der Wärmedurchgangskoeffizient. Er gibt den Wärmestrom durch ein Bauteil abhängig vom Temperaturgefälle zwischen warmer Seite und kalter Seite in der Einheit Watt/(m²xKelvin) an. Je höher der U-Wert, desto schlechter ist die Dämmwirkung.


Die in der Übersicht aufgelisteten Schaumplatten haben einen ähnlichen U-Wert von 0,33 bis 0,35, obwohl sie unterschiedlich dick sind. Die Zellulose dagegen hat mit 14 cm Dicke bereits einen U-Wert von 0,27, was für eine bessere Dämmwirkung spricht. Trotzdem liegen die Kosten für die Zellulose bezogen auf 1500 m2 deutlich darunter.


Gute Erfahrung


Nach mittlerweile neun Jahren Einsatzerfahrung kann Landwirt Matthias Stiehl genau sagen, inwieweit die Herstellerangaben zutreffen:


  • Die Dämmwirkung ist sehr gut. „Wir haben schon im ersten Jahr im Sommer deutlich weniger Wärme im Stall gehabt als früher“, sagt der Landwirt.
  • Die Dämmung hatte keinen Einfluss auf die Lüfterlaufzeit: Deren Betriebszeit hat Stiehl nicht reduziert, um den Luftaustausch aufrecht zu erhalten.
  • Die Dämmung ist nicht zusammengesackt, das Volumen ist beständig.
  • Er hat in den neun Jahren keine Maus in der Dämmung gefunden und auch keine Trittspuren auf der Oberfläche gesehen.
  • Stiehl hat die Dämmung auf einer Aludecke aufgebracht, die wandschlüssig montiert ist. Die Fugen zwischen den Aluplatten hat er außerdem mit Polyurethan-Dichtmasse („Sikaflex“) abgedichtet. Daher lässt sich die Decke von unten auch mit dem Hochdruckreiniger säubern, ohne dass das Dämmmaterial nass wird.
  • An der Traufseite des Daches haben sich Lochplatten als Windbrecher bewährt. „Ohne diesen Schutz wird die Dämmung hochgeweht“, erklärt Brede. Ein Kaninchendraht zur Abwehr von Tieren wie Marder oder Waschbären reicht daher nicht aus, weil er bei Sturm noch zu viel Wind durchlässt. Die Trauföffnung sollte zudem maximal 5 cm hoch sein. Bei größeren Schlitzen pustet starker Wind zu schnell hindurch.


Landwirt Stiehl würde das Material jederzeit wieder wählen. Neben den Ställen hat er es inzwischen auch im Haus zwischen den Dachsparren eingeblasen und dort auch gute Erfahrungen gemacht.


hinrich.neumann@topagrar.com

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