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Zeltdach: Teurer, aber effektiv

Lesezeit: 7 Minuten

Für die Abdeckung von Güllebehältern gibt es verschiedene Lösungen. Wir stellen die Vor- und Nachteile sowie die Kosten vor.


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Weniger Ammoniak-Emissionen, Geruchsminderung oder Klimaschutzauflagen: Schweinehalter stehen immer häufiger vor der Aufgabe, bestehende Güllelager abdecken zu müssen. Entscheidende Vorschrift dafür ist die Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft 2002). Sie gilt für „immissionsschutzrechtlich genehmigungsbedürftige Tierhaltungsanlagen nach dem BImSchG“. Darunter fallen u.a. Ställe mit Plätzen für mehr als 1500 Mastschweine oder 560 Sauen. Aber auch einzeln stehende Güllebehälter mit mehr als 6500 m3 ​Volumen gehören dazu.


„Aber auch Schweinehalter mit bestehenden Ställen, die nach Baurecht genehmigt sind, müssen eventuell einen Behälter nachträglich nachrüsten, wenn die Vorbelastung hoch ist und die Emissionsgrenzwerte sonst überschritten würden“, erklärt Dr. Horst Cielejewski, Stallbauexperte bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.


Für die Abdeckung von Lagerbehältern gibt es verschiedene Möglichkeiten, die sich hinsichtlich Investitions- und Betriebskosten sowie Emissionsminderung zum Teil erheblich unter-​scheiden. Aus Sicht der Genehmi-​gungsbehörden ist vor allem der Grad der Emissionsminderung wichtig: Die TA Luft schreibt vor, dass Güllelager (Flüssigmistbehälter) so abzudecken sind, dass 80% Emissionsminderung erreicht werden.


In der Praxis sind heute folgende Abdeckungen anzutreffen:


  • Leichtschüttungen,
  • Schwimmkörper,
  • Schwimmfolie,
  • Zeltdach.


Auch Strohhäcksel ist eine mögliche Abdeckung (siehe Kasten), hat bezüglich Effizienz gegenüber den anderen Varianten aber Schwächen. Welche Lösungen die Firmen bieten, finden Sie in Übersicht 3 (S. S29).


Leichtschüttung:

Bei diesem Verfahren werden mineralische Materialien wie Perlite oder Blähton-Kügelchen auf der Gülle verteilt. Sie sind innen hohl und schwimmen daher auf. Selbst nach dem Rühren soll das Material wieder aufschwimmen, weshalb deutlich weniger Material beim Ausbringen in die Gülle gelangt.


Diese Schüttung eignet sich vor allem für dünnflüssige Gülle oder Jauche. Während Perlite als windanfälliger gelten, kann der etwas schwerere Blähton in die Flüssigkeit absinken. Die Materialverluste können aufgrund von Absinken, Aufrühren und Ausbringen bei bis zu 10% liegen.


Ist die Flüssigkeit dagegen zäh oder bildet sich eine leichte Schwimmdecke, schwimmt das Material z.B. nach einem starken Sturm nur noch langsam auf oder gelangt gar nicht mehr an die Oberfläche. Auch kann es sich gerade bei Wind auftürmen und anschließend nicht mehr ausreichend auf der Oberfläche verteilen.


Laut Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) sollte die Schüttung 20 cm hoch eingefüllt werden. „Leichtschüttungen sind aufgrund ihrer Haltbarkeit und der geringen Aufwendungen für Reparatur und Unterhaltung die kosteneffektivste Form bei kleineren Lagerbehältern“, schlussfolgert das KTBL.


Allerdings könnte sich die Situation ändern, wenn Schweinehalter künftig mehr Raufutter einsetzen. Das könnte Schwimmschichten im Güllelager fördern und damit Leichtschüttungen als Variante ausschließen.


Schwimmkörper:

Diese Abdeckung besteht aus Schwimmkörpern aus Kunststoff. Ein häufig eingesetztes Produkt besteht aus sechseckigen PE- Kunststoffteilen. Sie wiegen rund 400 g pro Stück. Pro Quadratmeter werden 14 bis 15 Stück benötigt. Die Körper sind mit Rippen ausgestattet, die ein Übereinanderschieben verhindern sollen. Leitbleche an Rührwerken sollen dafür sorgen, dass die Propeller die Kunststoffkörper nicht beschädigen. Mit der Abdeckung mit Schwimmkörpern auf Schweinegülle lässt sich laut KTBL eine Emissionsminderung von rund 85% erreichen.


Auch diese Variante kann jedoch bei Wind zusammengeschoben werden, soll sich dann aber nach Abflauen wieder zum ehemaligen Muster auf der Flüssigkeit ausbreiten. „Das funktioniert aber nur auf sehr dünnflüssiger Gülle ohne feste Bestandteile“, weiß Berater Cielejewski aus Erfahrung. Hersteller weisen auch ausdrücklich darauf hin, dass diese Abdeckung nicht für Flüssigkeiten mit Schwimmschicht geeignet ist. Die Kosten liegen bei 25 bis 28 €/m2.


Neu auf dem Markt ist eine Premiumvariante, die aus säurebeständigen, sechseckigen HDPE-Körpern besteht. Sie haben 68 mm Durchmesser und wiegen dank eines innenliegenden Backsteins 6,5 kg pro Stück. Pro m2 werden nur drei davon benötigt. Sie sollen geeignet sein für Gülle mit Schwimmschichten und Sturm standhalten. Die Kosten sind mit 40 €/m2 aber höher.


Schwimmfolie:

Schwimmfolien liegen auf der Flüssigkeit auf und werden von Schwimmelementen oder -körpern an der Oberfläche gehalten. Die Abdeckung gleitet bei steigendem und sinkendem Flüssigkeitsspiegel an ringförmigen Schwimmkörpern oder Führungsschienen an der Wand entlang.


Über Wartungsöffnungen lassen sich Rührwerke von oben über der Behälterwand einbringen. Ein Problem stellt Regenwasser dar, das regelmäßig abgepumpt werden muss. Staut es sich auf, kann die Folie in die Gülle einsinken. Eine Alternative sind Öffnungen, um das Regenwasser durch die Folie in die Gülle abzuleiten. Das bedeutet zwar weniger Aufwand, erhöht aber den Lagerbedarf und damit die Kosten der Güllelagerung insgesamt. Die Investitionskosten liegen im Schnitt bei 600 bis 800 €/m Behälterdurchmesser. Doch zum Vergleich müssen die höheren Kosten aufgrund des Regenwassereintrags einbezogen werden. Sie sind in der Übersicht des KTBL enthalten.


Auch Schwimmfolien können bei Wind Probleme verursachen: So können Rühröffnungen verdreht oder Ränder hochgeschlagen werden. Weniger anfällig gelten trichterförmige Schwimmfolien, da es hier nach Herstellerangaben keine Druck- und Sogkräfte sowie Windwirbelungen gibt. Diese Abdeckung ist oben fest auf der Behälterwand montiert und ragt trichterförmig in den Behälter. Eine Pumpe schwimmt in einer Pumpenbox im Regenwasser. Auch bei diesem muss Schnee- oder Regenwasser abgepumpt werden.


Zeltdach:

Die aufwendigste Abdeckung ist das Zeltdach aus Gewebefolie, die bei den meisten Herstellern ca. 900 g pro m2 wiegt. Neben der Gewichtsangabe ist bei einem Vergleich auch die Reißfestigkeit entscheidend, die in Newton pro 5 cm angegeben wird. Je größer die Behälter sind, desto stabiler muss die Folie sein.


Diese wird meist auf einer Unterkonstruktion aufgelegt (siehe Übers. 1, Seite S26). Hierfür wird eine Mittelstütze aus Holz oder V4A-Stahl im Behälter montiert bzw. betoniert. Bei der Art der Montage, der Konstruktion der Mittelstütze und der Abspannung gibt es zum Teil erhebliche Unterschiede zwischen den Herstellern. Die Konstruktion hat auch großen Einfluss auf Wind- und Schneelast bzw. auf die Belastung der Behälterwand. So wirbt ein Hersteller damit, dass die Gurte fest unter die Membran geschweißt sind und das Dach einen nach innen gewölbten „Hohlschnitt“ ergibt. Damit soll es bei Wind nicht flattern und auch Schnee besser standhalten. Auch soll es bei dieser Konstruktion weniger Belastungen auf die Behälterwand geben als bei einem geraden Zeltdach.


Eine andere Befestigung erfolgt mittels Ratschen und Spanngurten, die ein in einen Hohlsaum eingelegtes, äußeres Rundrohr zur Behälterwand abspannen. Es gibt aber auch freitragende Kuppeldächer, die vor Ort zusammengebaut und dann in einem Stück auf den Behälter gehoben und montiert werden. Bei dieser Variante muss der Behälter nicht entleert werden. Die Langlebigkeit hängt davon ab, aus welchem Material die Unterkonstruktion gemacht ist. Verzinkter Stahl gilt als nicht so beständig. Für kleinere Behälter bis 15 m Durchmesser ist eine kostengünstige Variante auch eine über Gurte auf dem Behälter gespannte Abdeckung.


Die Dächer können je nach Konstruktion auch geruchs- oder gasdicht ausgeführt sein.


Erste Hersteller geben bis zu zehn Jahre Garantie auf die Dächer, die allgemeine Lebensdauer wird mit 20 bis 25 Jahren angegeben. Ab dann könne die Folie durchlässig werden, weil die Wirkung der Weichmacher nachlässt bzw. das UV-Licht die Folie mürbe macht.


Der große Vorteil des Zeltdachs: Regenwasser wird sicher abgeleitet, was Aufwand und Kosten für Lagerung und Gülleausbringung reduziert. Auch ist die Emissionsminderung mit 85 bis 95% sehr hoch. Zudem ist die Bauweise sehr langlebig, der Wartungsaufwand ist gering. Allerdings ist sie mit Investitionskosten von etwa 1000 €/m Behälterdurchmesser auch die teuerste Variante. Im Kostenvergleich hat das KTBL Jahreskosten von 2 €/m3 bei einem Behälter mit 3000 m3 ermittelt (siehe Übersicht 2), wobei diese Kosten mit zunehmender Lagerbehältergröße stark sinken. Bezogen auf die abgedeckte Oberfläche liegen die Kosten laut KTBL zwischen 100 €/m2 (bei Behältern mit 500 m3) und 46 €/m2 bei 5000 m3.


Doch ist nicht jeder Behälter statisch für die Nachrüstung ausgelegt, vor allem bezüglich zusätzlicher Lasten wie Wind oder Schnee. Die Anbieter geben hierfür eine Dachstatik heraus. Ob der Behälter geeignet ist, muss anschließend der Prüfstatiker des Behälterherstellers klären. Hinrich Neumann

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