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Zusatzmilch: Vorsicht bei milchreichen Sauen

Lesezeit: 6 Minuten

Wenn die Sau viel Milch gibt, sollte auf die Vorlage von Zusatzmilch verzichtet werden. Die Hintergründe erklären Prof. Mechthild Freitag und Andrea Friggemann, Fachhochschule Südwestfalen.


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Wenn Saugferkel zu wenig Muttermilch bekommen, entwickeln sie sich schlecht und die Verlustrate steigt. Deshalb bieten viele Betriebsleiter bei großen Würfen routinemäßig Ferkelmilch an. Das Ziel ist, mithilfe der zusätzlichen Milchvorlage die Ferkelverluste zu senken, die Entwicklung der kleinen Ferkel zu fördern und ausgeglichenere Würfe zu produzieren. Die Vorlage von Ferkelmilch kostet aber Zeit und Geld. Viele Landwirte fragen sich daher: Wann lohnt sich der Einsatz?


Um diese Frage zu klären, hat man am Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen in Soest zwei Feldversuche durchgeführt. Die Untersuchungen fanden in einem Praxisbetrieb mit 750 DanZucht-Sauen statt. Die Tiere des Betriebes geben viel Milch und normalerweise setzt der Landwirt keine künstliche Ferkelmilch ein. Zusätzliche Flüssigkeit können die Ferkel nur über an der Buchtentrennwand installierte Nippeltränken aufnehmen.


  • Im ersten Versuch erhielten die Saugferkel zehn Tage lang drei unterschiedliche Beifütterungen: Elektrolytlösung, Milchaustauscher (MAT) mit 150 g Pulver je Liter Wasser und MAT mit 250 g Pulver pro Liter. Ausgewertet wurden die Daten von 1531 Ferkeln aus 113 Würfen.
  • Im zweiten Versuch wurden vier Gruppen gebildet: ohne Beifütterung, MAT mit 150 g pro l, mit Zitronensäure angesäuertes Wasser, Elektrolytlösung. Der Versuch in einer fünften Gruppe mit 250 g MAT-Pulver pro Liter musste abgebrochen werden, da die Ferkel bereits zu Versuchsbeginn Durchfall bekamen. Vom 10. bis zum 20. Lebenstag erhielten alle Gruppen den gleichen Prestarter. Ausgewertet wurden hier 1367 Ferkel aus 105 Würfen.


Die flüssige Beifütterung startete direkt nach dem Wurfausgleich, der 12 bis 24 Stunden nach der Geburt der Ferkel erfolgte, und endete am 10. Lebenstag. Die Tiere erhielten die jeweiligen Zusätze zwei (Versuch 1) bzw. drei Mal täglich (Versuch 2) ad libitum aus offenen Schalen. Im Versuch wurden die Restmengen jedes Mal zurückgewogen. Beide Versuche verliefen problemlos und ohne größere Krankheitsprobleme.


Keine Vorteile durch Extramilch:

Die Tageszunahmen der Saugferkel lagen in den ersten zehn Lebenstagen über alle sieben Versuchsdurchgänge hinweg betrachtet bei einem für diese Genetik zu erwartendem Niveau von 197 g.


In beiden Versuchen brachte die zusätzliche Gabe von Ferkelmilch keine Vorteile im Hinblick auf die Tageszunahmen und die Verluste. Im ersten Versuch lagen die Zunahmen in einer MAT-Gruppe nur 8 g höher. Im zweiten Versuch nahmen die Ferkel, die Milchaustauscher tranken, sogar signifikant abgesichert 30 g weniger zu als die Tiere, die kein Beifutter oder Elektrolytlösung erhielten (vergleiche Übersicht 1).


Nun stellt sich die Frage, ob das schlechte Abschneiden eventuell an einer zu geringen Aufnahme des Milchaustauchers lag? Im zweiten Versuch wurde daher zusätzlich die tägliche Flüssigkeitsaufnahme der Ferkel ausgewertet. Ergebnis: Innerhalb der ersten drei bis vier Lebenstage tranken die Ferkel in allen Varianten, unabhängig von der Art der Zufütterung, ca. 800 ml pro Wurf und Tag. Anschließend blieb die Tränkemenge bis zum zehnten Lebenstag nahezu konstant. Das war in allen Versuchsdurchgängen der Fall.


Das Ergebnis zeigte außerdem deutlich, dass die Ferkel in den ersten Lebenstagen lieber die Flüssigkeiten aus den offenen Schalen trinken anstatt ihren Flüssigkeitsbedarf an anderen Tränkequellen wie z.B. den Nippeltränken zu decken. Überraschend war allerdings, dass die Ferkel in den Gruppen mit Vorlage von Milchaustauscher nicht mehr tranken als die Tiere in den anderen Gruppen. Denn die Akzeptanz der Ferkelmilch war hoch und die Saugferkel warteten anders als die der anderen Gruppen zur Fütterungszeit bereits auf frische Milch.


Profitieren die Leichtgewichte?

Insbesondere leichte Ferkel brauchen in den ersten Lebenstagen Unterstützung. Im Rahmen des Praxisversuchs sollte daher geklärt werden, ob Ferkel mit einem geringeren Geburtsgewicht eher von der Milchzufütterung profitieren als schwerere Tiere. Dazu wurden die Saugferkel in Gewichtsgruppen auf Basis von Einzeltiergewichten mit leichten (unter 1200 g), mittleren (1200 bis 1800 g) und hohen (über 1800 g) Geburtsgewichten eingeteilt.


Wie in Übersicht 2 dargestellt, erreichten die leichten Ferkel mit Vorlage von Milchaustauscher in den ersten zehn Tagen mit 134 g die niedrigsten Zunahmen. Das Ergebnis war allerdings nicht signifikant. In den höheren Gewichtsklassen fiel das Resultat jedoch deutlich aus. Ferkel, die zusätzlich frischen Milchaustauscher tranken, nahmen signifikant weniger zu als die Tiere in den Gruppen ohne Beifütterung oder mit Elektrolytvorlage.


Über alle Gewichtsklassen hinweg gesehen erreichten die Ferkel ohne Beifütterung mit 210 g die höchsten, die MAT-Gruppen mit 180 g die geringsten Tageszunahmen. In den Gruppen mit Milchaustauscher waren außerdem nach zehn Tagen weder die Verluste geringer noch die Wurfgewichte ausgeglichener.


Im Rahmen des zweiten Versuchs wurde zusätzlich der Verzehr an Prestarter in den Futtergruppen erfasst, anschließend wurden die Tageszunahmen ausgewertet. Die Analyse der Daten ergab, dass die Ferkel aus der MAT-Gruppe mit 11,8 g pro Ferkel und Tag zwar signifikant mehr Prestarter fraßen, die Tiere das aber nicht in höhere Zunahmen umsetzten. Mit im Schnitt nur 171 g Tageszunahmen blieben sie wiederum die schwächste Zunahmegruppe. Anders sah das Bild bei den Ferkeln aus, die während der Säugezeit kein Beifutter erhielten. Sie erreichten mit 192 g die höchsten Zuwächse. Bei Ferkeln, die mit Zitronensäure angereichertes Wasser bzw. Elektrolytlösung bekamen, lagen die Zunahmen bei rund 180 g.


Bremst MAT Milchproduktion?

Warum die Ferkel, die zusätzlich Milchaustauscher tranken, so schlecht abschnitten, lässt sich auf den ersten Blick nur schwer erklären. Eine mögliche Ursache könnte sein, dass die Ferkel lieber den für sie einfacheren Weg der Milchaufnahme am Fütterungsschälchen wählten, anstatt sich ihre Milchportion am Gesäuge der Mutter zu erkämpfen. Gerade kleinere Ferkel müssen sich hier immer wieder gegenüber ihren großen Wurfgeschwistern behaupten.


Die fehlende „Milchabfrage“ bei der Mutter führte wahrscheinlich auch dazu, dass die Sauen insgesamt weniger Milch produzierten. Jedenfalls gaben die Sauen in den Gruppen mit Zufütterung von Milchaustauscher in den ersten zehn Lebenstagen der Ferkel nur 9,7 l Milch pro Tag, in den Gruppen ohne Beifütterung waren es täglich 11,4 l. Die Zahlen basieren auf der Annahme, dass pro kg Wurfzuwachs 4,1 kg Sauenmilch erforderlich sind.


Der routinemäßige Zusatz von Milchaustauscher ist demnach zumindest bei milchreichen Sauen bzw. Genetiken mit hohem Milchbildungspotenzial nicht sinnvoll. Sauenhalter sollten die Gabe von Milchaustauscher lieber für Notfälle reservieren. Das kann zum Beispiel bei MMA-Problemen sinnvoll sein.Kontakt:


marcus.arden@topagrar.com

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