„Unsere Schweinehalter stehen vor extremen Herausforderungen, die in dieser Vielzahl noch nie dagewesen sind: Durch die ASP, die Borchert-Pläne und die Auswirkungen der Coronapandemie auf die gesamte Kette der Schweinefleischerzeugung stehen unsere Betriebe wirtschaftlich unter gewaltigem Druck“, betonte Dirk Farwick, Aufsichtsratsvorsitzender der Schweineerzeuger Nord-West eG (SNW), auf der jüngsten Generalversammlung der Genossenschaft in Münster.
Bauern fordern vom LEH Bekenntnis zu deutschem Fleisch
SNW-Vorstand Ludger Overhues forderte angesichts der Situation endlich mehr Ehrlichkeit und Verlässlichkeit von allen Beteiligten der Wertschöpfungskette. „Wir brauchen insbesondere vom Lebensmitteleinzelhandel endlich ein klares Bekenntnis zum deutschen Fleisch. Dabei muss der Fokus ganz klar auf 5 x D liegen, sonst verlieren wir die Ferkelerzeuger“, machte Overhues deutlich.
Der Landwirt ging in seiner Vorstellung auch auf die wirtschaftliche Situation der Genossenschaft ein. Das Jahr 2020 wurde mit einem Überschuss von rund 60.000 € abgeschlossen, die Zahl der Mitglieder blieb mit rund 400 Betrieben stabil.
Jungsauenkäufe werden geschoben
Wie schwierig die Situation für die Zuchtunternehmen ist, machte Eduard Eissing, Geschäftsführer der Topigs-SNW GmbH, deutlich. „Wegen der katastrophalen Ferkelpreise und der unsicheren Zukunftsaussichten zögern viele Sauenhalter derzeit mit dem Jungsauenzukauf. Hinzu kommt, dass sich der Jungsauenabsatz ins Ausland aufgrund der ASP-Problematik in Deutschland ebenfalls schwierig gestaltet“, so Eissing.
Eissing wagte auch eine Prognose für die Zukunft. Er rechnet im Jahr 2021 mit einem Abbau von rund 100.000 Sauen in Deutschland. Bis 2025 schätzt er, könnte der Sauenbestand von aktuell rund 1,7 Mio. Sauen auf 1,3 Mio. Tiere sinken. „Wir können diesen rückläufigen Trend nur abpuffern, wenn wir dem LEH jetzt klarmachen, wie wichtig die deutsche Schweinefleischerzeugung für die Versorgungssicherheit im deutschen Handel ist. Der Handel hält das Steuer in der Hand und er entscheidet am Ende, wie es mit den hiesigen Ferkelerzeugern und Mästern weitergeht“, stellte Eissing fest.
Eber und Sperma immer wichtiger
Erfreuliche Zahlen gab es beim Thema Eber und Ebersperma. Mittlerweile stehen über 1.000 Topigs-Eber auf deutschen Besamungsstationen. 2021 rechnet man zudem mit rund 1,6 Mio. verkauften Spermatuben. „Der Eber- und Spermaverkauf wird für Topigs-SNW immer mehr zum zweiten Standbein, das wir weiter ausbauen wollen,“ betonte Eissing. Parallel dazu sieht der Geschäftsführer Potenzial beim Thema Fleischqualität. Erst im Mai hatte das Unternehmen den sogenannten „Iberduroc“ eingeführt, der sich durch eine hohe Fleischqualität auszeichnen soll.