Die Afrikanische Schweinepest (ASP) und das russische Importverbot für EU-Schweinefleisch halten die Gemeinschaft weiter in Atem. Bis Ende vergangener Woche wurden zusätzlich zu den infizierten Wildschweinen in Litauen zwei weitere Fälle in Polen bestätigt – ebenfalls Wildschweine nahe der Grenze zu Weißrussland. Die polnischen Behörden richteten Sicherheitszonen ein, die am Mittwoch von der Europäischen Kommission und den EU-Mitgliedstaaten bestätigt wurden. Die Meldungen lieferten Russland neue Argumente, am Einfuhrverbot für Schweinefleisch und lebende Schweine festzuhalten. Die Leiterin der Brüsseler Generaldirektion Gesundheit und Verbraucher, Paola Testori Coggi, konnte am Freitag in einem persönlichen Gespräch mit dem Leiter des russischen Föderalen Aufsichtsdienstes für Tier- und Pflanzengesundheit, Sergej Dankwert, immerhin erreichen, dass die Verhandlungen fortgeführt werden.
Unterschiedliche Auffassungen zur Regionalisierung
Laut Aussage der Kommission haben sich Testori Coggi und Dankwert darauf verständigt, dass als Vorgabe das Prinzip der Regionalisierung dienen soll. Beobachter sehen allerdings ein Problem darin, dass Brüssel und Moskau unter Regionalisierung offenbar etwas unterschiedliches Verstehen: Die Kommission denkt in den Größenordnungen von Landkreisen und Regierungsbezirken, der russische Aufsichtsdienst hingegen an Staaten. Dankwert zählt neben dem Baltikum und Polen auch Deutschland, Tschechien, Rumänien, Bulgarien, die Slowakei und andere zu den potentiellen Risikogebieten.
Höchste Wachsamkeit in Deutschland
In den deutschen Bundesländern wächst nach den ASP-Fällen in Polen die Unruhe. Mehrere Landwirtschaftsministerien bekräftigten ihre bereits Ende Januar geäußerten Warnhinweise. „Es gilt höchste Wachsamkeit“, stellte Mecklenburg-Vorpommerns Minister Dr. Till Backhaus klar. Bereits nach dem Auftreten der ASP in Litauen sei den Jagdvereinigungen und zuständigen Behörden aufgegeben worden, alle verunfallten und verendet aufgefundenen sowie krank erscheinenden Wildschweine zu beproben und Untersuchungsmaterial einzusenden. Ferner würden bei fieberhaften Allgemeinerkrankungen in Schweinebeständen Abklärungsuntersuchungen durchgeführt.
Nach Angaben des schleswig-holsteinischen Agrarministers Robert Habeck stellen Speisereste, die Reisende oder Fernfahrer auf Autobahnparkplätzen hinterlassen und dann von Wildschweinen aufgenommen werden, eine besondere Gefahr dar. Seinem Ministerium zufolge dürfen aus Nicht-EU-Ländern keine tierischen Lebensmittel für den persönlichen Bedarf eingeführt werden. Aus Litauen oder Polen sollten weder Schweinefleisch noch Erzeugnisse daraus für den persönlichen Bedarf mitgebracht werden. Nordrhein-Westfalens Agrarressort hält eine besondere Vorsicht außerdem bei Jagdreisen für angezeigt. Jäger sollten unbedingt darauf verzichten, Trophäen oder Wildfleisch mitzubringen. Darüber hinaus sollten Kleidung und Geräte wie Jagdmesser gründlich gereinigt und möglichst auch desinfiziert werden.