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Als Tierhalter plötzlich am Pranger: Wie auf Anschuldigungen reagieren?

Havarien, Brände oder tote Tiere führen schnell zur medialen Skandalisierung. Was kann man selbst tun, wenn der eigenen Betrieb plötzlich im Mittelpunkt einer aufgeregten Berichterstattung steht?

Lesezeit: 4 Minuten

Selbst in sehr gut geführten Schweinehaltungen oder auch in Rinder- oder Geflügelställen sind kranke Tiere oder Havarien bis hin zu Bränden nicht auszuschließen. Werden derartige Vorfälle öffentlich, gibt es oft Anzeigen von selbsternannten Tierschützern oder sogar Ärger mit den Behörden und Medien. Was ist zu tun, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist? Dr. Karl-Heinz Tölle von der ISN-Projekt GmbH und die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft geben dazu wertvolle Tipps.

Berichte, Kampagnen oder auch Anfeindungen sind laut Dr. Karl-Heinz Tölle in solchen Krisenfällen nicht zu verhindern. Es könne auch nicht darum gehen, Sanktionen und Strafen zu umgehen, wenn sie berechtigt sind. Was in solchen Situation aber Priorität haben müsse: die Familie und die eigenen Person aus der Sache herauszuhalten, erklärte Tölle vergangene Woche auf der DLG-Wintertagung in Hannover.

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Ruhe bewahren

Oberstes Gebot muss Tölle zufolge sein: Ruhe bewahren. Da auf Seiten der Betriebsleiter und ihrer Angehörigen meist keine Distanz zum Problem vorhanden ist, rät der Fachmann Dritte mit Erfahrung in solchen Dingen zur Hilfe zu holen. Rückendeckung könnten beispielsweise die ISN oder der Bauernverband bieten. Gegebenenfalls sollte auch ein Anwalt eingebunden werden.

Genauso wichtig:

  • Keine unüberlegten Aussagen gegenüber Medien oder Dritten tätigen.
  • Klarmachen, dass Kameras ausgeschaltet werden sollen und angebliches Bildmaterial zur Prüfung einfordern.
  • Freunde, Verwandte und Nachbarn frühzeitig und ehrlich informieren.
  • Kommunikationsschritte betriebsindividuell planen und alle eigenen Verlautbarungen vorab (juristisch) prüfen.
  • Eigene Internetseiten oder Social Media-Accounts besser temporär deaktivieren.

Behörden einbeziehen

Neben den kommunikativen Maßnahmen sind laut Tölle aber auch andere Schritte notwendig. So muss das Veterinäramt frühzeitig einbezogen werden. In bestimmten Situationen ist auch eine Anzeige bei der Polizei sinnvoll und erforderlich. Dies gilt insbesondere dann, wenn Dritte unerlaubt oder sogar mit Gewalt in den Stall eingedrungen sind.

Der Geschäftsführer der ISN-Projekt GmbH weist zusätzlich darauf hin, dass die Betriebsleiter im Fall schwerer Havarien oder Anschuldigungen ihre Informationspflichten einhalten müssen. Das heißt, der Ereignisfall muss zeitnah an QS, ITW oder weitere Zertifizierer gemeldet werden. Auch andere Vertragspartner wie Händler müssen wissen, was passiert ist.

Die Vorgänge im eigenen Betrieb dürfen aber ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden.

Checkliste für den Fall der Fälle:

  • Abläufe aufzeichnen, solange die Erinnerungen noch frisch sind.
  • Auch die selbst getroffenen Maßnahmen oder Behandlungen von Tieren genau dokumentieren.
  • Laufende Informationen und Daten (bspw. Vom Fütterungscomputer) sichern.

Eigene Abläufe kritisch betrachten

Genauso müssten die Vorwürfe gegen einen selbst schonungslos und kritisch überprüft werden, betont Tölle. Er empfiehlt, dabei externe Akteure wie den Hoftierarzt einzubeziehen und wirklich alles und jedes Einzeltier zu betrachten.

Wenn die unmittelbare Krise überstanden ist, sollten Betriebsleiter auch daraus lernen. Tatsächliche Fehler müssten dauerhaft abgestellt und Betriebsabläufe überdacht werden, so Tölle. Dazu gehört für ihn auch ein vernünftiges Sicherheitskonzept, das bei stets abgeschlossen Stalltüren anfängt, aber da noch längst nicht aufhört.

Vertrauen aufbauen und zurückgewinnen

Auch die Dorfgemeinschaft gerät in Fällen echter oder aufgebauschter Vorfälle im Betrieb schnell aus dem Gleichgewicht. Zur Nacharbeit gehört für Tölle deshalb, Vertrauen im betrieblichen und persönlichen Umfeld zurückzugewinnen.

Es hilft nach seiner Erfahrung auch viel, sich schon in „ruhigen Zeiten“ in der Gemeinde zu engagieren und transparent mit der eigenen Schweinehaltung umzugehen, sei es als Ansprechpartner für die Medien oder durch Einblicke in den Stall.

Auch DLG gibt Tipps für den Krisenfall

Für Landwirte, die noch tiefer in die Materie einsteigen wollen, bietet der Ausschuss Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) unter diesem Link ebenfalls einen Ratgeber und eine Checkliste zum Thema Krisenmanagement an. Der DLG-Kompakt "Der Ton macht die Musik – Kommunikation in schwierigen Zeiten" wurde nach Angaben des Ausschusses entwickelt, um Landwirten konkrete Hilfestellung im Krisenfall und zur Prävention von Krisen zu geben.

Folgende Punkte sind enthalten:

  • Prävention & Vorbereitung auf Krisenszenarien
  • Krisenkommunikation und -management beginnt lange vor einer Krise
  • Krisenprävention und Früherkennung
  • Krisenvorbereitung
  • Akutes Krisenmanagement
  • Krisennachsorge
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