Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Uni Gießen

Am Sensor fressen Sauen mehr

Untersuchungen der Uni Gießen zeigen, dass die Futteraufnahme bei sensorgesteuerter Vorlage im Abferkelstall steigt. Wichtig ist zudem, dass es im Stall nicht zu warm ist.

Lesezeit: 8 Minuten

Laktierende Sauen brauchen nicht nur qualitativ einwandfreies Futter. Das Futter muss auch in ausreichender Menge gefressen werden. Denn Tiere, die im Abferkelstall viel Futter aufnehmen, schmelzen während der Säugezeit weniger körpereigenes Fett ein. Die Gefahr, dass Fettpolster im Schulterbereich verschwinden und offene Wunden entstehen, sinkt dadurch deutlich.

Außerdem produzieren die Sauen nur bei einer guten Futterversorgung ausreichend Milch. Das ist nicht nur im Hinblick auf die Überlebenschancen der Saugferkel wichtig, sondern hat auch großen Einfluss auf das Absetzgewicht der Ferkel.

Das Wichtigste zum Thema Schwein mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Kritisch wird es, wenn die Sauen während der Säugezeit mehr als 15% ihrer Körpermasse verlieren. Dann kann es auch im Folgewurf zu Problemen kommen. Die können wie folgt aussehen:

  • Das Absetz-Beleg-Intervall verlängert sich. Frühere Versuche zeigen, dass stark abgesäugte Sauen bis zu 0,7 Tage später belegt werden.
  • Die Umrauschquote steigt.
  • Die Wurfgröße sinkt. In Versuchen wurden 0,5 weniger Ferkel je Wurf geboren.
  • Das Geburtsgewicht der Ferkel geht zurück.

In allen Fällen liegt das Problem darin, dass der stark abgesäugte Körper der Sau zuerst dafür sorgt, die eigenen Reserven wieder aufzubauen. Erst dann schaltet der Organismus um und steckt freie Energie in die Fortpflanzung.

Sensor- oder Handfütterung?

In vielen Betrieben tritt das Problem der sinkenden Futteraufnahme besonders im Sommer auf. Das liegt daran, dass die Sauen bei steigenden Temperaturen generell weniger Futter aufnehmen. Das Problem kann aber auch akut werden, wenn den Sauen zu wenig Futter vorgelegt wird. Das passiert zum Beispiel, wenn der Sauenhalter morgens und abends manuell per Hand füttert. Denn kaum ein Landwirt kontrolliert kurze Zeit später, ob die Sau schon leergefressen hat und noch hungrig am Trog steht.

Abhilfe kann die moderne Fütterungstechnik bieten. Sensorgesteuerte Fütterungsanlagen dosieren bei Bedarf automatisch Futter nach oder reduzieren die Menge. Außerdem kann das Futter mithilfe der Technik mehrmals täglich in kleinen Portionen vorgelegt werden.

Doch wie viel mehr Futter fressen die Sauen, wenn die Technik die Futtervorlage bestimmt? Oder fressen die Sauen eventuell mehr Futter, wenn der Sensor abgestellt wird, das Stallpersonal jeden Trog einzeln überprüft und festlegt, ob die Futtermenge erhöht oder reduziert werden muss? Das hat die Uni Gießen untersucht.

Auf der Lehr- und Forschungsstation Oberer Hardthof arbeitet eine Spotmix-Fütterung, die jedes ausdosierte Kilogramm Futter genau erfasst. Täglich dosiert die Anlage drei Mahlzeiten aus. Im Fütterungscomputer ist eine Futterkurve hinterlegt, die für jede Sau einzeln korrigiert werden kann. Mithilfe von Trogsensoren ist die Anlage in der Lage, selbstständig zu entscheiden, ob noch Futter nachgelegt oder abgezogen werden muss. Für den Vergleich wurden die Sensoren vorübergehend abgestellt und das Stallpersonal hat entschieden, bei welcher Sau die Futtermenge angepasst wird.

Für die Auswertung wurde der Futterverbrauch vom vierten Tag vor der Geburt bis zum 26. Säugetag bei über 1100 Würfen (!) analysiert. Es handelte sich um Jung- und Altsauen, wovon einige bereits in der elften Laktation waren. Erfasst wurden die Wurfnummer, der Säugetag, die Säugewoche, die Anzahl aufgezogener Ferkel pro Wurf und die mittlere Außentemperatur. Zur Kontrolle wurden alle Sauen routinemäßig am dritten Säugetag sowie beim Absetzen gewogen.

Punktsieg für den Sensor

Wie in Übersicht 1 zu sehen ist, nahmen die Sauen in allen vier Säugewochen mehr Futter auf, wenn die Kontrolle durch den Sensor erfolgte. In den ersten drei Wochen war der Unterschied noch gering, in der letzten Woche fraßen die Sauen dann aber satte 0,6 kg mehr Futter pro Tag. Das Ergebnis bestätigt den Verdacht, dass durch die Trogkontrolle mit dem Auge Potenzial verschenkt wird.

ÜBERSICHT 1: FUTTERAUFNAHME JE NACH DARREICHUNGSFORM

Wie wichtig die hohe Futteraufnahme im Abferkelstall ist, wird anhand der Daten in Übersicht 2 deutlich. Fraßen die Sauen weniger als 5,4 kg Laktationsfutter täglich (im Mittel 4,9 kg), verloren sie im Schnitt 17,5 kg Körpergewicht. Prozentual schwankte der Gewichtsverlust zwischen 0,5 und 7,3% je nach Gewicht der Sau. Überstieg die Futteraufnahme 5,4 kg (im Mittel 5,7 kg), ging der Gewichtsverlust bereits deutlich zurück, und zwar um satte 10 kg. Sauen, die mehr als 6,3 kg pro Tag fraßen, verloren sogar nur 1,2 kg Körpergewicht.

ÜBERSICHT 2: GEWICHTSVERLUST WÄHREND DER SÄUGEZEIT

Auffällig war in diesem Zusammenhang, dass die Sauen in den ersten zehn bis zwölf Säugetagen annähernd gleich viel Futter aufnahmen. Die Unterschiede in der Tagesfuttermenge traten erst danach auf. Sauen mit dem größten Gewichtsverlust reduzierten die Futtermenge dabei zuerst.

Jungsauen brauchen Futter

In vielen Praxisbetrieben stellt sich die Frage, ob Jung- und Altsauen in der Laktation unterschiedlich gefüttert werden müssen. Brauchen die kleineren und leichteren Jungsauen in den ersten Tagen nach der Geburt womöglich weniger Futter als Altsauen?

Wie in Übersicht 3 zu sehen ist, nahmen die Jungsauen bei sensorgesteuerter Futtervorlage am vierten Tag vor der Geburt im Mittel 3,1 kg Futter auf, die Altsauen 3,6 kg. Danach wurden die Futtermengen durch den Computer vorübergehend begrenzt. Ziel war es, den Verdauungstrakt der Tiere rund um die Geburt zu entlasten.

ÜBERSICHT 3: TÄGLICHE FUTTERAUFNAHME VOR UND NACH DER GEBURT BEI JUNG- UND ALTSAUEN

Nach der Geburt zeigte sich dann, dass Jung- und Altsauen bis zum Ende der zweiten Säugewoche nahezu identische Tagesfuttermengen abrufen, wenn die Futtermenge automatisch über den Sensor gesteuert wird. Am zwölften Säugetag nahmen beide Altersgruppen knapp 6 kg Futter pro Tier auf. Erst danach zogen die Altsauen davon. Am Ende der Laktation (26. Säugetag) fraßen die Altsauen 8,8 kg Futter, die Jungsauen 8,1 kg.

Für Betriebe, die im Abferkelstall manuell füttern, bedeuten die Ergebnisse, dass sie ihre Jungsauen nach der Geburt nicht zu knapp füttern sollten. Die Futtermengen können sich dabei grob an den Werten der Altsauen orientieren.

Temperatur muss runter

In vielen Praxisbetrieben lässt sich beobachten, dass es im Sommer schwieriger wird, ausreichend große Futtermengen in die Sauen hineinzubekommen. Da hilft auch die ausgefeilteste Fütterungstechnik nicht. Entscheidend ist, dass es im Sommer im Stall nicht zu warm wird. Denn bei hohen Temperaturen geht die Futteraufnahme zum Teil deutlich zurück.

ÜBERSICHT 4: FRESSVERHALTEN IM JAHRESVERLAUF

Während die Sauen in den Herbst- und Wintermonaten von September bis Februar im Mittel rund 6 kg Futter pro Tag fraßen, ging die Aufnahme im Sommer auf gut 5 kg runter (siehe Übersicht 4). Auffällig war auch hier wieder, dass sich der Futterverzehr bis zum zwölften Säugetag bei automatischer Futtersteuerung durch den Sensor und hohen bzw. niedrigen Temperaturen kaum unterschied. Danach aber liefen die Kurven deutlich auseinander (vergleiche Übersicht 5). Bei sommerlichen Temperaturen riefen die Sauen bis zu 2 kg pro Tag weniger Futter ab. Als Auswertungsgrundlage dienten Daten aus 931 Würfen.

ÜBERS. 5: FUTTERAUFNAHME SOMMER-/WINTERZEIT

Die Unterschiede lassen sich vor allem durch die Wärmeproduktion nach der Futteraufnahme erklären. Je mehr Futter aufgenommen wird, desto mehr Wärme produziert der Körper. Und diese Wärme muss an die Umgebung abgegeben werden, um den Kreislauf zu entlasten. Je wärmer es ist, desto schwerer fällt den Tieren jedoch die Wärmeabgabe. Deshalb nehmen sie freiwillig weniger Futter auf.

Gerade im Sommer kommt es also darauf an, gegenzusteuern. Folgende Maßnahmen haben sich bewährt:

  • Lüftung auf Sommerbetrieb umstellen: Das heißt, Solltemperaturen etwas anheben sowie Regelbereich oder Spreizung verkleinern. Die Lüftung reagiert dann schneller. Bei steigenden Temperaturen schalten die Ventilatoren schneller hoch, bei sinkenden Temperaturen schneller wieder runter.



  • Wasser versprühen, um Verdunstungskälte zu erzeugen: Wichtig ist, kleine Tröpfchengrößen zu erzeugen, die in der Luft schweben. Ist das nicht möglich, kann der Futtergang mit Wasser feucht gehalten werden.



  • Frischluft mittels zusätzlicher Lüfter direkt in den Kopfbereich der Sauen leiten.



  • Wasserversorgung überprüfen: Altsauen nehmen bis zu 50 l Wasser täglich auf. An sehr heißen Tagen zusätzlich Wasser per Schlauch geben.



  • Dreimal täglich füttern: Das entlastet den Kreislauf. Mehr Mahlzeiten machen keinen Sinn, da dann oft mehr Ferkel erdrückt werden. Keine Futterwechsel im Abferkelstall.



  • Auf Troghygiene achten: Wichtig ist, Futterreste zu entfernen.



  • Bedarfsgerechte Konditionsfütterung bereits während der Trächtigkeit: Ziel ist, die Sauen gut konditioniert in die Laktation zu schicken. Als Richtwerte gelten 31 bis 35 MJME bis zum 85. Trächtigkeitstag, danach sind 39 bis 43 MJME passend.

------------

Futtermengen: Sparen Sie nicht am falschen Ende!

Gerade bei hohen Futterpreisen kommt mancher Sauenhalter sehr schnell in die Versuchung, beim Futter zu sparen. Das ist der falsche Weg! Denn unterstellt man eine Differenz in der Futteraufnahme von 1,7 kg pro Tag, frisst die Sau mit dem höheren Verzehr gut 44 kg mehr Laktationsfutter. Bei einem mittleren Preis von 25 € je dt sind das 11 € je Sau höhere Futterkosten. Auf den ersten Blick sicherlich kein Pappenstiel. Steigt die Leistung im Folgewurf aber nur um 0,3 Ferkel an, sind die Mehrkosten bereits wieder wett gemacht.

top agrar besser machen. Gemeinsam
Sie sind Schweinehalter oder lesen regelmäßig den top agrar Schweine-Teil und/oder die SUS? Dann nehmen Sie an einem kurzen Nutzerinterview teil.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.