In Dänemark scheint der positive Einfluss des sogenannten Gelbe-Karte-Systems auf den Antibiotikaverbrauch in der dortigen Tierhaltung schon wieder abzuflauen. Wie die Zeitschrift Ingeniøren vergangene Woche berichtete, wurden 2013 in der dänischen Schweinehaltung 90,6 t Antibiotika eingesetzt. Damit lag der Verbrauch im Vergleich zum Referenzwert von 2009 im letzten Jahr aber um fast 10 t höher. Das „Gelbe-Karte-Prinzip“ war von der dänischen Regierung 2010 ins Leben gerufen worden, um Landwirte im Falle überdurchschnittlicher Medikamentengaben auf mögliches Fehlverhalten hinzuweisen und Lösungsmöglichkeiten anzubieten.
Schärfere Sanktionen gefordert
Kritiker hatten die dabei vorgesehenen Sanktionsmaßnahmen jedoch frühzeitig als unzureichend bezeichnet und sehen sich nun durch den im langfristigen Vergleich anziehenden Verbrauch bestätigt. Prof. Frank Aarestrup vom Nationalen Lebensmittelinstitut der Technischen Universität Dänemark (DTU) kritisierte insbesondere den langwierigen Prozess, bis betroffene Betriebe tatsächlich mit Mehrkosten rechnen müssen. Nach seinen Angaben haben Schweinehalter bis zu neun Monate Zeit, Missstände selbst abzustellen, bevor eine unabhängige tierärztliche Beratung auf Kosten des Betriebes veranlasst wird. Dies wird nach Einschätzung von Hans Jørn Kolmos von der Universitätsklinik Odense nicht als ernsthafte Strafe wahrgenommen, so dass die Wirkung des „Gelbe-Karte-Prinzips“ auf den Antibiotikaverbrauch inzwischen weitgehend verpufft ist. Beide fordern deshalb schärfere Sanktionen, um tatsächlich langfristige Effekte bei der angestrebten Reduzierung des Medikamenteneinsatzes zu bewirken.
Wieder mehr kranke Schweine
Der Forschungsleiter beim dänischen Informationszentrum für die Schweineproduktion, Poul Bækbo, wies jedoch auf andere Ursachen für den erneuten Anstieg beim Antibiotikaeinsatz hin. Bækbo zufolge resultiert die Zunahme aus der Tatsache, dass Schweinehalter nach der deutlichen Reduktion in den Vorjahren mit einer Zunahme erkrankter Tiere zu kämpfen hatten und diese deshalb zuletzt wieder häufiger behandeln mussten.