Die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) stand am vergangenen Mittwoch im Mittelpunkt eines Online-Vortrags von der Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung (GFS) und der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LWK NRW). Rund 180 Zuschauer verfolgten die Ausführungen von Dr. Manfred Ulrich und Dr. Michael Kerkhoff vom Veterinäramt Borken. Die beiden Veterinäre hatten im Sommer für einige Tage die ASP-Gebiete in Brandenburg und Sachsen besucht, um sich vor Ort ein Bild von den Bekämpfungsmaßnahmen zu machen. Sie führten dort Gespräche mit Landwirten, Jägern, Tierärzten und den zuständigen Behörden.
Dr. Manfred Ulrich erklärte den Zuschauern, wieso das ASP-Virus so schwierig zu bekämpfen ist. Es führt bei den Schweinen zu einer hohen Sterblichkeitsrate, wobei es durch die niedrige Ansteckungsrate oft nur einzelne, schwache Tiere in einer Rotte infiziert. Darüber hinaus ist die Widerstandsfähigkeit des Virus sehr hoch. Auf blutverseuchtem Erdboden kann es z.B. fast sieben Monate überleben, auf Gefrierfleisch sogar sechs Jahre!
Bergung von Fallwild große Herausforderung
Dr. Michael Kerkhoff war im letzten Sommer für eine ganze Woche im Landkreis Görlitz in Sachsen unterwegs. Er half dort unter anderem bei der Bergung und Beprobung von gemeldeten Wildschweinkadavern bzw. erlegten Tieren. Dabei verwies er auf die geographischen Herausforderungen bei der Fallwildsuche. „Riesige Ackerflächen, dichte Wälder und künstliche Seen mit hohem Schilfanteil erschweren die Suche“, erklärte . Erkrankte Schweine zögen sich zum Sterben bevorzugt ins Dickicht zurück. Sie zwischen Bäumen und Sträuchern überhaupt zu finden, sei herausfordernd. „Meist waren die Wildschweine bereits stark verwest. Sie können sich vorstellen, dass die Bergung dann wenig angenehm war“, beschrieb er die Situation während seiner Arbeit.
Probleme gebe es zudem bei den Schutzzäunen, die die Wanderbewegung der Wildschweine einschränken sollen. Neben teils wenig sicheren Konstruktionen aus Bauzaun-Elementen, bestehe vor allen an Übergängen die Gefahr, dass Passanten die Toren nicht wieder hinter sich schließen. „Hier müssen wir die Bevölkerung außerhalb der Land- und Forstwirtschaft dringend intensiver für die ASP sensibilisieren“, appellierte er.
Anerkennung für die Einsatzkräfte vor Ort
Den beteiligten Einsatzkräften in den ASP-Gebieten zollte er großen Respekt. „Ich habe ein sehr hohes Engagement an sieben Tagen in der Woche erlebt. Das bedeutet eine hohe Arbeitsbelastung für die Männer und Frauen, die nun schon über ein Jahr andauert. Sie haben dafür höchste Anerkennung verdient“, würdigte er. Die Koordinierung der Entnahme, Beprobung und Entsorgung sowohl von Fallwild als auch von erlegten Wildschweinen sei laut Dr. ??? stets hoch professionell gewesen. Wie auch Dr. Manfred Ulrich hoffe er nun auf die Entwicklung eines Impfstoffs. Bis dahin sei noch viel Geduld erforderlich, denn vollständig bekämpfen könne man die ASP wohl nicht.
Ich habe ein sehr hohes Engagement an sieben Tagen in der Woche erlebt." - Dr. Michael Kerkhoff
Dr. Ulrich kritisierte in diesem Zusammenhang, dass es keine einheitliche Koordinierung der Arbeitsabläufe zur Bekämpfung der Tierseuche durch den Bund gebe. So weichen z.B. in Brandenburg die Maßnahmen teilweise sogar zwischen den einzelnen Landkreisen ab. Tierseuchenbekämpfung sei zwar Ländersache, aber „die gegenseitigen Schuldzuweisungen von Bund und Ländern machen keinen Sinn, wo mittlerweile schon zig Landkreise in drei Bundesländern betroffen sind“, fasste er zusammen. Die ASP sei längst ein nationales Problem und eine Weiterverbreitung nach Westen müsse mit allen Mitteln verhindert werden.
Kostenloser Biosicherheitscheck für Schweinehalter
An die Schweinehalter unter den Zuschauern appellierte er, die bekannten Biosicherheitsmaßnahmen noch intensiver umzusetzen. Künftig wollen die Veterinärämter die Landwirte dabei noch stärker unterstützen und beraten „Sie sollten damit nicht warten, bis die ASP noch weiter Richtung Westen gewandert ist“, mahnte er. Im Rahmen der üblichen Fachrechtskontrollen können Schweinhalter bald eine gebührenfreie Vorabprüfung in Anspruch nehmen. Dabei sichten und bewerten die zuständigen Veterinärämter die vorhandenen Biosicherheitsmaßnahmen auf den Betrieben und geben ggfs. Tipps zur Verbesserung. Bei Interesse an einem solchem „Check“ können sich Schweinehalter bei ihrem zuständigen Veterinäramt melden.