Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".
Wer hätte das gedacht? Die Afrikanische Schweinepest (ASP) bricht in NRW aus – doch es gibt keine Panik, keinen Preissturz und keine Negativ-Schlagzeilen. Vielmehr greifen geräuschlos viele Hände ineinander und wenige Tage nach Ausbruch entsteht der Eindruck, die Lage ist im Griff. Dieses mutmachende Zwischenfazit ließ sich zum Wochenstart ziehen – was aber nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass die Seuche nicht getilgt ist und die Arbeiten jetzt akribisch weiterlaufen müssen.
Am 13. Juni hatte ein Jäger in Kirchhundem im Kreis Olpe ein totes Wildschwein gefunden. Es war mit ASP infiziert. Tags darauf tauchten in relativer Nähe vier weitere verendete ASP-Wildschweine auf. Und zwei tote Frischlinge, die vermutlich mit den bereits gefundenen toten Tiere eine Rotte bildeten. Sonst gab es keine weiteren ASP-Funde.
Systematische Suche mit Spürhunden
Es war klar, dass die ASP irgendwann NRW erreicht. Und, dass es dann schnell gehen muss, um sie einzudämmen. Daher hat sich vor mehr als sechs Jahren die Wildtierseuchen-Vorsorge-Gesellschaft gegründet. Sie ist unter anderem auf die Kadaversuche spezialisiert. Das zahlt sich heute aus: Mit Suchhunden und Drohnen durchkämmen Aufspür-Experten das unwegsame Gelände – auch bei Hitze. Diese Knochenarbeit verdient Anerkennung. Denn nur die systemische Suche zeichnet ein klares Lagebild.
Gute Arbeit in den Behörden
Anerkennung gebührt aber auch den verantwortlichen Personen in Behörden und Ministerien. Vor allem der Olper Amtstierarzt Christian Kaiser handelt besonnen und pragmatisch: Er will die Tierseuche eindämmen, aber auch die Region am Laufen halten. Sein Landrat Theo Melcher, die handelnden Personen in den anderen betroffenen Landkreisen Siegen-Wittgenstein und Hochsauerlandkreis sowie im Düsseldorfer Agrarministerium sehen das genauso. Daher gibt es in der Allgemeinverfügung zwar Auflagen für Landwirte, Jäger sowie Bevölkerung. Diese sind aber ausgewogen und verhältnismäßig. Das kommt gut an, es gibt kaum Murren.
Wie kam es zum Ausbruch?
Politik und Verwaltung appellieren damit an die Eigenverantwortung der Menschen, sich angemessen zu verhalten. Das ist gut. Aber damit ist auch Verantwortung verbunden. Denn die ASP-Lage bleibt über Monate. Und wichtige Fragen sind noch ungeklärt: Wie ist die ASP von Kalabrien in Italien nach Kirchhundem im Kreis Olpe gekommen? Können lokal begrenzt nur die bisher gefundenen Wildschweine betroffen sein? Die Antworten würden helfen, den Ausbruch besser zu verstehen.
Vorarbeit und Vorsicht
Vor allem aber sensibilisiert das ASP-Geschehen noch einmal: Die Tierseuche kann jederzeit und überall bei Wildschweinen auftauchen – auch in Regionen mit deutlich mehr Hausschweinen. Dann ist es viel aufwendiger, weil mehr Betriebe und Schweine von Auflagen betroffen wären. Richtig herausfordernd würde es, wenn die ASP in einen Hausschweinebestand überspringt. Dann gelten sofort strengste Schutzauflagen und in der Region geht für mehrere Wochen fast gar nichts mehr. Das würde Schweinehalter ins Mark treffen. Und womöglich Existenzen kosten.
Das Fazit: Die gute Vorarbeit für einen ASP-Ausbruch in NRW macht sich bezahlt. Das erleichtert für den Moment – und sollte anspornen, auch bei einem „krasseren ASP-Ausbruch“ gewappnet zu sein. Damit es auch dann bestenfalls geräuschlos, besonnen und pragmatisch abläuft.