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topplus Afrikanische Schweinepest

ASP: So hat Ungarn Japan vom Regionalisierungkonzept überzeugt

Ungarn darf wieder Schweinefleisch nach Japan exportieren, obwohl die ASP im Land wütet. Ungarns Chefveterinär, erklärt, wie man Japan vom Konzept der Regionalisierung überzeugt hat.

Lesezeit: 5 Minuten

Ungarn konnte sich mit Japan darauf einigen, dass aus ASP-freien Regionen wieder Schweinefleisch in das asiatische Land geliefert werden darf. top agrar sprach mit Chefveterinär Dr. Lajos Bognár, wie man Japan vom Regionalisierungskonzept überzeugt hat.

Japan, ein wichtiger Abnehmer für ­ungarisches Schweinefleisch, hat als erstes Drittland das ASP-Regionalisierungsprinzip der EU anerkannt. Wie ist Ihnen das gelungen?

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Dr. Bognár: Hinter uns liegen zwei harte Verhandlungsjahre auf Ebene der Chefveterinäre. Persönliche Gespräche in Japan gab es nicht. Aber während der Generalversammlung der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) konnte ich mehrfach mit dem japa­nischen Chefveterinär verhandeln. ­Zudem fanden unzählige Onlineespräche statt und ein dreitägiges Audit in Ungarn durch chinesische Experten.

Was brachte den Durchbruch?

Dr. Bognár: In den Gesprächen ist es uns gelungen, die japanischen Kollegen von der Wirksamkeit unseres nationalen ASP-Bekämpfungsplans zu überzeugen. Die japanischen Experten ­haben die ungarischenen ASP-Verordnungen und -Maßnahmen kritisch unter die Lupe genommen. Wir konnten sie überzeugen, dass wir die ASP zu jeder Zeit unter Kontrolle haben und auf alle Ereignisse schnell und effektiv ­reagieren können. Unser schlagkräftigstes Argument war, dass die ungarischen Hausschweinebestände bisher nicht von der Seuche betroffen sind.

Aus welchen Regionen dürfen Sie jetzt wieder Schweinefleisch nach ­Japan exportieren?

Dr. Bognár: Durch das Regionalisierungsabkommen dürfen jetzt wieder Regionen (Komitate) Schweinefleisch exportieren, die selbst frei von der ­Afrikanischen Schweinepest sind und in deren Nachbarregionen bislang ebenfalls kein ASP-Fall aufgetreten ist. Dazu gehören die Komitate Baranya, Tolna, Somogy, Zala und Vas. Hier wird etwa 41 % des gesamten ungarischen Schweinefleisches erzeugt. Die größten Schweinefleischproduzenten befinden sich allerdings außerhalb dieser Gebiete in den Komitaten Hajdú-Bihar, Békés, Bács-Kiskun, ­Baranya und Jász-Nagykun-Szolnok. Hier werden rund 52,75 % aller Schlachtschweine gehalten.

Sind die Exporte nach Japan noch an Auflagen geknüpft?

Dr. Bognár: Leider ja. Laut Regio­­na­lisierungsabkommen müssen die Schweine, deren Hälften oder Verarbeitungsprodukte für den Export nach Japan bestimmt sind, in den fünf Re­gionen geboren, gemästet, geschlachtet und verarbeitet worden sein. Selbst die Kühlhäuser für die Exportware nach Japan müssen in den ASP-freien ­Re­gionen liegen. Die Verarbeitung des Fleisches muss zudem getrennt von der aus anderen Regionen erfolgen.

Welche Probleme ergeben sich ­daraus in der Praxis?

Dr. Bognár: In den von Japan für den Export freigegebenen Regionen gibt es zwar einige größere Schlachthöfe, die gern wieder nach Fernost exportieren wollen. Allein mit Schweinen aus den fünf Regionen können sie ihre Schlachtkapazitäten aber nicht ­auslasten. Sie müssen weiterhin Schweine aus den nicht freigegebenen Regionen beziehen. Es ist daher zu ­befürchten, dass die größeren Schlachthöfe die Exportvereinbarungen mit ­Japan nicht nutzen werden, da die Trennung der Ware mit einem großen logistischen Aufwand verbunden ist.

Was ist das Exportabkommen mit ­ Japan dann noch wert?

Dr. Bognár: Wir hoffen, dass das ­Abkommen mit Japan eine Blaupause für andere Länder Asiens sein könnte. Denn die japanische Behörde für Tiergesundheit hat eine Art Vorbildfunktion in ganz Asien. Mit Hongkong und Singapur konnten wir bereits ähnliche Vereinbarungen treffen wie mit Japan. Weitere Optionen sind für uns Verhandlungen mit Taiwan, Thailand und den Philippinen.

Wie wichtig sind die Schweinefleischexporte nach Asien für die ungarische Volkswirtschaft?

Dr. Bognár: Der ungarische Schweinesektor ist exportorientiert. Das trifft besonders für Verarbeitungsprodukte zu. Vor den Ausfuhrbeschränkungen exportierte die ungarischen Schlacht- und Verarbeitungsindustrie Schweinefleisch und Fleischprodukte im Wert von etwa 74 Mio. €/Jahr.

"Wir hoffen, dass das ­Abkommen mit Japan eine Blaupause für andere Länder Asiens sein könnte" - Dr. Bognár

Innerhalb der EU sind Rumänien, Italien und ­Österreich unsere wichtigsten Kunden. In Asien sind es vor allem Hongkong, Singapur, Vietnam, Thailand und Japan. Allein nach Japan gingen vor der Exportsperre 8,5 % unserer Ausfuhren.

Wie sieht die ungarische ASP-Bekämpfungsstrategie im Detail aus?

Dr. Bognár: Unser Ziel ist, den Wildschweinbestand bis zum 28. Februar 2025 auf 0,5 Schwarzkittel pro km² zu reduzieren. In der großen Tiefebene Ungarns haben wir dieses Ziel bereits erreicht. In den bewaldeten Gebieten Transdanubiens hingegen leben zurzeit noch etwa 3 Wildschweine/km². Länder innerhalb der EU sollten sich bei der ASP-Bekämpfung nach unserer Erfahrung vor allem auf zwei Dinge konzentrieren: Sie müssen erstens den Wildschweinbestand effektiv reduzieren. Und zweitens müssen sie alles ­daran setzen, verendete Wildschweine so früh wie möglich zu finden, sie schnellstmöglich aus der Natur zu entfernen und zu beproben.

Was unternehmen Sie, um den Wildschweinbestand zu reduzieren?

Dr. Bognár: Es gibt zwei Möglichkeinen: Lebendfallen und Abschuss. Bei uns hat sich der Abschuss als sehr effektiv erwiesen. Die Jagdgesellschaften können selbst entscheiden, wie sie das Ziel von 0,5 Wildschweinen/km² bis 2025 erreichen wollen. Beim Erstellen der Jahres- bzw. mehrjährigen Abschusspläne können sie die Hilfe von staatlichen Behörden in Anspruch ­nehmen. Außerdem gewährt der Staat eine Abschussprämie. Sie liegt zurzeit bei 111 € pro Sau bzw. Keiler und 42 € pro Frischling bzw. Überläufer.

Ungarn kämpft schon länger mit der ­Afrikanischen Schweinepest. Seit wann grassiert die ASP im Land und wie ist der aktuelle Stand?

Dr. Bognár: Im April 2018 wurde in der Region Heves der erste ASP-Fund amtlich bestätigt. Seitdem haben wir mehr als 8 000 ASP-infizierte Wildschweine registriert. Vor allem Ostungarn ist von der Seuche betroffen, ­ausgenommen die Komitate Bács-­Kiskun und Szeged-Csanád. Teile dieser ­beiden Komitate reichen jedoch in ­Gefährdete Gebiete hinein. Transdanubien, d. h. die Gebiete westlich der Donau, sind bis auf die beiden Komitate Komárom-Esztergom und Pest noch komplett frei von der Seuche. Und auch in den Hausschweinebeständen wurde das ASP-­Virus ­bislang nicht nachgewiesen.

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