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Tiergesundheit im Außenklimastall: Vorbeugung von Atemwegs- & Durchfallerkrankungen

Atemwegs- und Durchfallprobleme können in Außenklimaställen verstärkt Probleme bereiten. Durch gezielte Hygiene- und Impfmaßnahmen können Sie jedoch vorbeugen.

Lesezeit: 8 Minuten

Unser Autor: Dr. Stefan Wesselmann, ­Tierärzte Hohenlohe

Die wichtigste Voraussetzung für optimale Leistungen und maximales Tierwohl ist eine gute und stabile Tiergesundheit. Dabei ist es eigentlich egal, ob ein Schwein in einem konventionellen Stall gehalten wird oder in einem Gebäude mit Außenklimareiz. Die Krankheitserreger, die möglicherweise Probleme bereiten und auch die potenziellen Erkrankungen sind die gleichen.

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Wind und Wetter ausgesetzt

Und doch bestehen Unterschiede. Denn in Offenfront- bzw. Auslaufställen sind die Tiere den Witterungseinflüssen in Form von Sonne, Wind, Kälte, Hitze, Regen und Schnee unmittelbar ausgesetzt. Fehler bei der Stallplanung können sich deshalb schnell auf die Gesundheit der Schweine auswirken.Hinzu kommt, dass sich Infektionsketten in vielen Außenklimaställen baulich nicht unterbrechen lassen. Und durch kontinuierliches Belegen der Ställe können verschiedene Altersgruppen nicht sauber voneinander getrennt werden.

Deshalb ist es bei der Außenklimahaltung besonders wichtig, sorgsam vorzubeugen. Das fängt bei Schutz­impfungen an und reicht bis hin zu einer gut durchdachten Schadnagerbekämpfung. Doch bevor man bestimmte Impfungen oder andere Prophylaxemaßnahmen einführt, muss zunächst eine gründliche, aussagekräftige Diagnostik erfolgen. Auch ein kontinuierliches Gesundheitsmonitoring kann sinnvoll sein, um die Tiergesundheit zu begleiten bzw. laufend zu überwachen.

Individuelle Impfkonzepte

Allgemein gültige Impfkonzepte für die Haltung von Schweinen in Außenklimaställen gibt es nicht. Die Impfpläne müssen vielmehr je nach Erregerlage betriebsindividuell erstellt und immer wieder angepasst werden. Dabei kann auf eine breite Palette zugelassener Impfstoffe zurückgegriffen werden. Sollte für die jeweilige Erkrankung bzw. den im Bestand nachgewiesenen Erreger kein kommerzielles Vakzin zur Verfügung stehen, können bestandsspezifische Impfstoffe eine Alternative sein.

Bestandsspezifische Impfstoffe stellt man individuell für einen Bestand her und sie dürfen auch nur hier eingesetzt werden. In ihnen lassen sich bei Bedarf auch mehrere Antigene kombinieren, z. B. gegen Streptokokken, Pasteurellen und gegen APP. Für die Impfstoffherstellung ist es notwendig, die jeweiligen Erreger zu isolieren. Dafür ist in der Regel eine Sektion erforderlich.

APP-Impfung meist Standard

Atemwegserkrankungen spielen aufgrund der bereits genannten klimatischen Herausforderungen in Außenklimaställen eine besondere Rolle. Deutlich wird das am Beispiel der APP, die in verschiedenen Verlaufsformen auftreten kann:

  • der  akuten Form  mit hohem Fieber und starkem Husten,
  • der  perakuten Form  mit plötzlichen Todesfällen und oft blutigem Nasenausfluss, der nach dem Tod austritt,
  • und der  chronischen Form , bei der die Tiere immer wieder husten, kümmern und eventuell blass aussehen.

Der APP-Erreger Actinobacillus pleuropneumoniae lässt sich in bis zu 90 % aller schweinehaltenden Betriebe nachweisen. Die Tiere erkranken aber nur dann, wenn ungünstige Umweltbedingungen vorliegen. Es sind letztlich Kofaktoren wie eine schlechte Lüftung, Staub, Kälte oder starke Temperaturschwankungen, die buchstäblich das Fass zum Überlaufen bringen.

Auch andere Erkrankungen wie die Circovirose (PCV 2), PRRS, die Mykoplasmose oder die Influenza können APP-Erkrankungen triggern. Deshalb kommt man häufig nicht an einer APP-Impfung vorbei – natürlich nur nach entsprechender Diagnostik. In vielen Beständen ist die APP-Impfung inzwischen Standard. Dafür stehen mehrere gut wirksame kommer­zielle Impfstoffe zur Verfügung. Bestandsspezifische Vakzine kommen nur in besonderen Fällen zum Einsatz.

Wichtig ist, dass die zweimalige Impfung rechtzeitig erfolgt, möglichst noch vor dem Einstallen in die Mast. Für ­geschlossene Betriebe stellt das kein Problem dar. Schwierig ist es jedoch für Mäster, die keine Einflussmöglichkeit auf den Ferkelerzeuger haben. Dann ist die ein- oder besser zweimalige Impfung beim Einstallen in die Mast die einzige, aber wichtige Option.

PRRS-Viren als Trigger

PRRS (Porcines reproduktives und respiratorisches Syndrom) ist eine Viruserkrankung, die neben den Atemwegen auch die Fruchtbarkeit der Schweine in Mitleidenschaft ziehen kann. Das PRRS-Virus befällt bestimmte Abwehrzellen des Immunsystems (Lungenmakropagen/Fresszellen) der Lunge und behindert dadurch deren Schutzfunktion. Aufgrund der geschwächten Körperabwehr können dann andere Erreger über die Lunge in das Tier gelangen und verschiedene Atemwegserkrankungen auslösen. PRRS-Viren wirken dabei als Trigger.

Auch gegen PRRS sind verschiedene Impfstoffe auf dem Markt, die meist schon im Saugferkelalter als einmalige Impfung eingesetzt werden können. Auch beim Einstallen in die Mast ist eine Impfung möglich. Wie bei allen anderen Impfungen sollte aber auch hier zuvor eine gute Diagnostik erfolgen.

Besonders wichtig ist, dass geimpfte und ungeimpfte Tiere nicht in einem Stall gemischt werden! Am besten ist es daher, in Außenklimaställen nur Tiere mit dem Status „PRRS-unverdächtig“ aufzustallen. PRRS-positive Betriebe mit kontinuierlicher Stallbelegung ohne räumliche Trennung der Altersgruppen sollten PRRSV-geimpften Läufern bevorzugen.

Dysenterie und PIA

Neben Atemwegs- stellen auch Durchfallerkrankungen eine besondere Herausforderung bei der Haltung von Schweinen in Außenklimaställen dar. Denn Durchfälle bekommt man besonders dann schwer in den Griff, wenn es aus baulichen Gründen nicht möglich ist, Infektionsketten zwischen den Tiergruppen zu unterbrechen bzw. den Eintrag von außen durch Schadnager etc. zu stoppen.

Dysenterieerkrankungen können sehr hartnäckig sein und große Verluste ­verursachen. Der Erreger (Brachyspira hyodysenteriae) ist äußerst widerstandsfähig und kann lange im Kot oder Schmutz überleben. In Außen­klimaställen mit Festflächen ist der Kontakt zum Kot zudem intensiver als bei konventioneller Haltung auf Spalten. Ohne eine gründliche Reinigung und Desinfektion ist eine Sanierung daher kaum möglich.

Wichtig ist in diesem Fall, die Fütterung zu optimieren und den Darm der eingestallten Ferkel zu stabilisieren. Hier kann eine Impfung gegen Lawsonien, dem Erreger der PIA bzw. Ileitis, sehr hilfreich sein. Die Impfung kann sich auch positiv auf das Salmonellengeschehen auswirken.

Derzeit werden zwei Lawsonien­impfstoffe angeboten. Eine frühe Impfung im Saugferkelalter ist sehr empfehlenswert. Ist es nicht möglich, PIA-geimpfte Ferkel zu beziehen, kann die Impfung auch noch beim Einstallen in den Maststall erfolgen. Die Impfung kann wahlweise per Injektion, über die Tränke oder über das Flüssigfutter erfolgen.

Salmonellen und Würmer

Der Eintrag von Salmonellen geschieht häufig über zugekaufte Tiere bzw. über Schadnager und Vögel. Es ist wichtig, den Salmonelleneintrag so gering wie möglich zu halten – oder noch besser, ihn ganz zu verhindern. Außenklimaställe und Ausläufe haben in diesem Punkt große Nachteile, weil Schadnager und Vögel nicht immer von den Ausläufen ferngehalten werden können. Eine konsequente und durchdachte Schadnagerbekämpfung sowie eine optimale Betriebshygiene außerhalb und innerhalb der Ställe ist deshalb absolut notwendig.

Hygienemaßnahmen sind auch in puncto Wurmbefall bei den Schweinen wichtig. Die Schweine sollten regelmäßig entwurmt werden. Parallel dazu müssen die Buchten routinemäßig gereinigt und desinfiziert werden. Entscheidend ist, dass dabei Desinfekionsmittel eingesetzt werden, die gegen Wurmeier wirksam sind. Geeignete Präparate finden Sie in der aktuellen DVG-Lis­te  www.desinfektion-dvg.de .

Das beste Desinfektionsmittel kann jedoch nur dann wirken, wenn sich die Buchtentrennwände gut reinigen und desinfizieren lassen. Deshalb sollte man bereits beim Stallbau darauf achten, dass nur leicht zu reinigende und zu desinfizierende Baumaterialien verwendet werden. Kunststoffprofile mit glatter Oberfläche oder Sichtbeton sind hier am besten geeignet

Stroh, Mykotoxine und Staub

Von etlichen Vermarktungsprogrammen wird neben Außenklimareizen für die Schweine inzwischen auch der Einsatz von Stroh verlangt – entweder als Beschäftigungsmaterial oder als Einstreu. Für das automatische Einstreuen werden verschiedene technische Lösungen angeboten. Und beim Entmisten kommen Ober- und Unterflurschieber zum Einsatz.

Für das Verhalten und Wohlbefinden der Schweine ist Stroh sehr vorteilhaft. Je nach Witterung, Ernte und Lagerung kann das Stroh aber auch mit Mykotoxinen belastet sein. Dies stellt in der Ferkelerzeugung sicherlich ein größeres Problem dar als in der Mast. Aber auch in der Ferkelaufzucht und Mast kann eine hohe Mykotoxinbelastung zu Minderleistungen und einem Auseinanderwachsen der Gruppen führen.

Für die Strohlagerung sollte deshalb zumindest eine überdachte Halle zur Verfügung stehen. Bei hoher Mykotoxinbelastung kann es zudem sinnvoll sein, einen guten Mykotoxinbinder einzusetzen. Ein nicht zu unterschätzendes Problem beim Einsatz von Stroh in Tierwohlställen mit Auslauf ist zudem die hohe Staubbelastung. Denn Staub birgt sowohl für die Schweine als auch für das Betreuungspersonal große gesundheitliche Risiken. Und ein Tierwohlstall, den der Betreuer am Ende nur mit Staubmaske betreten kann, ist sicherlich keine gute Alternative zur konventionellen Schweinehaltung.

Hinzu kommt, dass sich luftgetragene Keime eben gerade an diese Staubpartikel heften und sie als Transportmedium nutzen. Über den Staub verteilen sie sich gleichmäßig im gesamten Stall und werden von den Schweinen eingeatmet. In extremen Fällen kann daher die Investition in eine Staub-Absauganlage sinnvoll sein.

Schadnager mit System bekämpfen

Schweineställe mit Auslauf bieten Ratten und Mäusen ideale Ernährungs- und Vermehrungsbedingungen. Bei der Bekämpfung muss man systematisch vorgehen:

  • Die Köderboxen platziert man dort, wo die Nager bevorzugt fressen, ­nisten und entlang ihrer Laufwege. Achten Sie dazu auf Kot-, Fraß- und Trittspuren.
  • Auch ins Strohlager, an die ­Mistplatte und das Güllesilo gehören ­Köderboxen.
  • Nachrückende Ratten fangen Sie am besten schon an der Betriebsgrenze ab. Kritische Bereiche sind Gräben, Vorfluter, Hecken und angrenzende Waldstücke.
  • Rattengifte hemmen die Blutgerinnung der Tiere. Es gibt Gerinnungshemmer der 1. und 2. Generation. In Norddeutschland sind viele Rattenstämme bereits gegen Produkte der 1. Generation immun. Hemmer der 2. Generation dürfen aber nur von professionellen Bekämpfern oder Landwirten mit dem Sachkundenachweis Pflanzenschutz angewendet werden.
  • Dokumentieren Sie, wo Sie Köderboxen aufgestellt haben und wann sie nachgefüllt wurden. So erkennen Sie, welche Boxen bzw. Standorte am besten angenommen werden.
  • Wenn Ihnen die Zeit fehlt, die Köderboxen regelmäßig zu kontrollieren und nachzufüllen, sollten Sie einen professionellen Schadnagerbekämpfer beauftragen. Die Investition lohnt sich in jedem Fall.

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