Uwe Bartels wirft der Politik Handlungsversagen beim Tierwohllabel vor. Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) könne die Rolle als Treiber in der Tierwohl- und Umweltdebatte in Deutschland nur spielen, weil die Politik auf allen Ebenen durch eigene Untätigkeit ihm diesen Freiraum überlasse, so Bartels. Die Landwirte seien diejenigen, die die Folgen in der Nachfrage und im Portemonnaie spüren, bilanzierte Bartels nach der Veröffentlichung des Haltungskompasses am vergangenen Freitag.
Die Vereinheitlichung der bisher im Markt befindlichen Label des Handels hält der AEF-Vorsitzende für vernünftig. Leider werde die gesamte Lebensspanne der Tiere aber nicht berücksichtigt. Der Haltungskompass biete zwar eine grobe Orientierung für die Verbraucher, bedeute aber nicht automatisch in den Stufen steigend mehr Tierwohl. Der Tierhalter und die Art und Weise des Stallmanagements seien entscheidend für das Tierwohl im Konkreten, betonte Bartels.
Gegenwärtig sei dem BMEL vorzuwerfen, dass es immer noch nicht den Verbrauchern mit einem verbindlichen staatlichen Tierwohllabel verlässliche Orientierung gegeben habe. Der Entwurf, der voraussichtlich auf der Grünen Woche von der Ministerin präsentiert werden wird, werde aller Voraussicht nach eher ein Marketinggag, als ein mit wissenschaftlich abgesicherten Tierwohlindikatoren und in der Praxis erprobten Verbesserungen verbundenes Haltungslabel sein, schätzt Bartels. Darüber hinaus erfasse es nur einen geringen Marktanteil der Schweinefleischproduktion und lasse das Großverbrauchersegment außen vor. Es belaste nicht nur die Schweinehalter erheblich und enthalte keinerlei Aussagen zur Finanzierung des Umbaus für mehr Tierwohl, sondern unterlaufe auch praktische Fortschritte im Stallbau für den Tierwohlbereich. Angesichts des Vorpreschens des Handels sei es höchste Zeit, die nun vorliegenden Ansätze von Staat und Handel zu mehr Transparenz für den Verbraucher nachzubessern und sinnvoll miteinander zu kombinieren.