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Bauernfamilie baut Maststall mit 95% weniger Geruchsemissionen

Der Tierwohlstall der Familie Neuhold ist eines der größten Forschungsprojekte in der Schweinehaltung in Österreich. Geruchs-, Staub- und Ammoniak-Ausstoß wurden massiv reduziert.

Lesezeit: 4 Minuten

Einen Schweinestall mit 850 Tieren müsste man doch von Weitem riechen. Nicht so beim Tierwohlstall der Familie Neuhold. Hier macht sich selbst neben der Gebäude kaum Geruch bemerkbar. Am 14. August lud die Familie zum Tag der offenen Tierwohl-Stalltür, und die Leute kamen in Scharen nach St. Veit in der Südsteiermark. Mit opulentem Buffet, Musik und Führungen durch den neuen Stall wurde gefeiert.

Die Verwunderung ob des verschwindend geringen Geruchs direkt im Stall war bei vielen Gästen groß. Selbst die Experten der Forschungseinrichtung Raumberg-Gumpenstein sind über ihre Messergebnisse erstaunt. Bei den Geruchsemissionen hat der Stall 95 % weniger Ausstoß gegenüber herkömmlichen Systemen. Bei der Staubentwicklung sind es fast 80 % Minderung. Bei Ammoniak gehen die Experten von einer Reduktion von mehr als 90 % aus.

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Begonnen hat das Projekt vor mehr als zehn Jahren. Wie bei vielen Vorhaben gab es Widerstand. Zehn Jahre dauerte es allein, bis eine Baubewilligung in letzter Instanz erstritten wurde. Gebaut wurde ein Außenklimastall, der in punkto Tierwohl und Emissionsausstoß Maßstäbe setzt.

Stall erfüllt Kundenwünsche

2 Mio. € haben Josef und Christina Neuhold in den konventionellen Stall investiert. Das Fleisch vermarkten sie direkt, deshalb konnte die Familie diese Investition wagen. "Der Konsument will heute wissen, wie die Schweine gehalten werden und dieses Stallsystem erfüllt alle Kundenwünsche", sagt Neuhold.

Die meisten der rund 2.000 Besucher am Tag der offenen Tür waren Kunden, die sich die Haltungsbedingungen vor Ort anschauen wollten. Rund 800 Personen besichtigten den Stall bei Führungen. Hier haben die Schweine 50 % und die Vulcanland Duroc 100% mehr Platz in den Buchten als beim gesetzlichen Mindestmaß. "Für die Besucher, die das erste Mal in einem Stall waren, waren es viele Schweine, für Bauern war der Stall halb leer", sagt Neuhold.

Begleitung durch Experten

Seit der Einstallung im November 2020 begleiten die Experten von Raumberg-Gumpenstein den Stall wissenschaftlich. Das Projekt SaLuT (Saubere Luft in der Tierproduktion) "ist das umfangreichste Forschungsprojekt in der Schweinehaltung in Österreich", sagt Projektleiter Eduard Zentner.

Die Zwischenergebnisse hätten die Erwartungen der Wissenschaftler übertroffen. Auch die Ammoniak-Reduktion werde sich ähnlich verhalten, hier rechnen wir in den nächsten Wochen mit den ersten Zwischenergebnissen. "Die Reduktion von Geruch und Ammoniak passiert im unmittelbaren Tierbereich, das führt zu einem besseren Stallklima und einer verbesserten Tiergesundheit", sagt Zentner.

Reduktion von Ammoniak

Der gesamte Stall der Firma Schauer Agrotronic ist in Abstimmung mit der HBLFA Raumberg-Gumpenstein auf eine Emissionsminderung abgestimmt.

Der NatureLine-Außenklimastall bietet in jeder von der Größe variablen Bucht einen Liege-, Fress- und Ausscheidungsbereich. Der Innenbereich kann über eine Unterflurkühlung temperiert werden. Dafür sorgen an jeder Seite des Stalls angebrachte "Coolpads", die mit Wasser die Zuluft abkühlen.

"Wir hatten bei 36 °C Außentemperatur 27 °C Innentemperatur im Stall", erzählt Neuhold. Für die kalten Monate gibt es eine Fußbodenheizung, die mit Erdwärme gespeist wird.

Kot-Harn-Trennung

Rund um die Uhr können die Schweine ins Freie, wo der Futter- und Kotbereich zu finden ist. 100 g Stroh pro Tier und Tag werden entstaubt und in die Boxen geblasen. "Im Rahmen des Projektes untersuchten wir auch die Staubemmissionen. Wir konnten durch die Entstaubungstechnik im Vergleich zu nicht entstaubtem Stroh eine Minderung von fast 80 % messen", sagt Irene Mösenbacher-Molterer von Raumberg-Gumpenstein.

Die größte emissionsmindernde Maßnahme ist die Kot-Harn-Trennung. Unter dem Ausscheidungsbereich, der mit Kunststoffrosten bestückt ist, befindet sich die Entmistung. Der flüssige Anteil wird über eine Harnrinne in einen eigenen Behälter geleitet. Nur der feste Kot bleibt im Entmistungskanal und wird mit einem Schieber automatisch in einen Container abgelegt. Den Festmist bringen die Neuholds zu einer Kompostieranlange, um Dünger für die Felder zu erhalten. "Wir planen noch eine eigene Kompostieranlage vor Ort", erklärt Neuhold.

Ein weiterer Partner des Projekts ist die Medizinische Universität Graz, die beim Stall die Luftkeim- und Bioaerosolerhebung durchführt. Gleichzeitig werden die Tiere im Stall auch per Video überwacht, um in Sachen Tierwohl Aufzeichnungen und Daten zu sammeln.

Mit der Arbeitszeit, die der Stall macht, ist Neuhold zufrieden. "Im Sommer sind es rund drei Stunden pro Tag, im Winter nur eineinhalb Stunden", sagt der Landwirt. Kritisch sei vor allem die Temperaturkontrolle. Wird es drinnen zu warm, könnten die Schweine ihren Liegebereich in den Außenraum verlegen und den Innenraum als Mistplatz nutzen.

Bei der Gesundheit der Tiere habe er bis jetzt kaum Probleme gehabt. "Wir haben einen Ausfall von maximal 0,1 oder 0,2%. Wenn wir Antibiotika einsetzen, dann nur bei notwendigen Einzelbehandlungen", sagt Neuhold.

Der Endbericht soll Mitte 2023 vorliegen. Doch für die Familie Neuhold ist schon jetzt klar, "es war die richtige Entscheidung, und der Stall funktioniert, wie wir uns das vorstellen."

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