Herr Beringmeier, politisch hat sich im Borchert-Prozess zum Umbau der Tierhaltung zuletzt wenig getan, obwohl viele zu Tempo mahnen. Woran liegt das?
Beringmeier: In der Tat: Obwohl es ein breites Bündnis in Politik und Verbänden für den Borchert-Plan gibt, ist es ruhig geworden. Das liegt in Teilen schon am Wahlkampf. Einige wollen das Thema bewusst in den Wahlkampf oder die nächste Legislaturperiode schieben.
Was erwarten Sie von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner?
Beringmeier: Dass sie eine klare Ansage macht und die politische Umsetzung vorantreibt. Der Bundestag sollte den Borchert-Plan noch vor der Sommerpause verabschieden. Denn danach ist nur noch Wahlkampf, und das machts nicht besser.
Wie realistisch ist Ihre Forderung?
Beringmeier: Wir setzen uns beim WLV und DBV auf allen Ebenen dafür ein. Und wir unterstützen die Initiativen aus NRW und Niedersachsen, über die Länder Druck zu machen.
Die Machbarkeitsstudie soll in Kürze vorliegen. Welche Finanzierungsform wünschen Sie sich?
Beringmeier: Die Studie untersucht verschiedene Modelle, zum Beispiel eine Verbrauchssteuer, eine Umlage oder eine höhere Mehrwertsteuer für Fleisch und Milch. Am Ende ist mir egal, welche Variante es wird: Sie muss rechtssicher sein und die höheren Kosten der Landwirte vollumfänglich finanzieren.
Also gehen Sie auch eine Mehrwertsteuererhöhung für Fleisch mit?
Beringmeier: Ja – aber sie muss zweckgebunden sein. Denn nur dann kommt das Geld bei den Landwirten auch an.
WLV und DBV haben sich klar für den Borchert-Plan ausgesprochen. Doch stehen auch die Landwirte dahinter – in Westfalen-Lippe und bundesweit?
Beringmeier: Natürlich stehen derzeit nicht alle WLV-Mitglieder dahinter. Viele sind noch verunsichert und fragen sich: Können wir der Politik vertrauen? Deshalb fordern wir auch, den Borchert-Plan in Gänze umzusetzen. Das heißt, die Finanzierung muss vollumfänglich geklärt sein und Um- sowie Neubauten dürfen nicht am Umwelt- und Baurecht scheitern.
Der Borchert-Plan bedeutet eine grundlegende Kehrtwende in der Schweinehaltung. Haben WLV bzw. DBV ihre Mitglieder ausreichend informiert, was genau auf sie zukommt?
Beringmeier: Ich sehe es nicht als Kehrtwende, sondern als Weiterentwicklung. Sowohl wir als Verband als auch die Fachmedien haben ausführlich darüber berichtet. Wir informieren laufend in den Kreisverbänden über den Borchert-Plan. Durch die vielen Veranstaltungen steigt die Akzeptanz spürbar.
Viele Praktiker sind aber skeptisch. Sie fürchten einen Abbau der Tierbestände. Wird das kommen?
Beringmeier: Ganz klar: Wir wollen keinen Bestandsabbau. Das wollen zwar einige Politiker mit dem Borchert-Plan verknüpfen, das machen wir aber nicht mit. Und: Die Tierwohlstufen 1 und 2 müssen sich in jeden konventionellen Stall ohne große Genehmigungen integrieren lassen. Für Stufe 3 mit Außenauslauf sind voraussichtlich höhere Hürden vor einer Genehmigungen zu nehmen, bspw. im Zusammenhang mit der TA-Luft.
Wird jeder Schweinehalter, der (um-)bauen muss, auch eine Genehmigung bekommen?
Beringmeier: Dafür bringen wir uns vom WLV und DBV aktiv ein. Auf keinen Fall dürfen Ställe, die gerade drei Jahre alt sind, beim Umbau herausfallen. Beim Neubau spüre ich gerade bei den jüngeren Landwirten ein hohes Verständnis dafür, dass die Ställe, die sie heute für die nächsten 20 Jahre bauen, anders aussehen müssen als die Ställe, die ihre Väter vor 20 Jahren gebaut haben. Und ich erwarte gerade von der Industrie, entsprechende Stallbaulösungen zu entwickeln und anzubieten.
Neben der hohen Investition steigen auch die laufenden Produktionskosten. Also am Ende weniger Einkommen für die Familien?
Beringmeier: Nein, die Einkommen sollen und müssen steigen! Nur so wird es doch gelingen, junge Hofnachfolger für den Job zu begeistern. Aber mit dem aktuellen Kurs `strenges deutsches Ordnungsrecht und Weltmarktpreise` gelingen höhere Einkommen nicht, das müssen wir eingestehen. Mit dem Borchert-Plan kann das aber klappen. Das zeigt doch auch die Initiative Tierwohl: Hier gelingt es, dass Landwirte ihren Mehraufwand bezahlt bekommen.
Aber die Zuschläge decken die höheren Kosten nicht komplett. Wie sollen da die Einkommen steigen?
Beringmeier: Das stimmt, 10 bis 15 % fehlen zur Kostendeckung. Das muss vom Markt kommen. Und dafür muss der Lebensmitteleinzelhandel mitziehen. Hier bin ich optimistisch. Das zeigt wieder die Initiative Tierwohl. Die großen Lebensmittelhändler legen ab 1. Juli fast nur noch ITW-Schweineartikel ins Frischeregal. Das kann mit Borchert auch gelingen, auch weil die Verbraucher bereit sind, für Erzeugnisse aus tiergerechter Haltung mehr zu zahlen.
Welche Alternativen sehen Sie zum Borchert-Plan?
Beringmeier: Nur eine, die aber für viele Betriebe existenzbedrohend wäre: Die Regierung verschärft das Ordnungsrecht und die Tierhaltung wandert ins Ausland ab. Also müssen wir den Borchert-Plan umsetzen. Nur er ermöglicht es, das Tierwohl zu verbessern und die Einkommen der Landwirte zu steigern.
von Gregor Grosse-Kock
Hr Beringmeier
Unter aller Sau! Alternativlos - Es gibt immer ein anderen Weg nur Sie sehen den nicht. Immer mehr Steuergeld? Wer schaft das ran? Wenn Staat soviel Geld gibt bestimmt er die Konditionen immer neu! Er spielt sich als Unternehmer auf! Wenn Ihnen unsere Eigenständigkeit und ... mehr anzeigen Überleben wirklich was bedeuten würde --- würden sie ein Meatboard, ein Dairyboard und ein Grainboard ins Leben rufen und nicht nur dumm daherkommunizieren! Geld schlägt Geld - Mag doch Jeder! weniger anzeigen
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von Frank Terhorst
Falsche Annahme
Herr Beringmeier behauptet, dass der Verbraucher bereit ist für höhere Standards mehr zu bezahlen. Das halte ich für eine komplett falsche Annahme. Die große Mehrheit der Verbraucher wird immer das günstigere Produkt wählen, wie auch die Rücknahme der Sonderzahlung von LIDL mit ... mehr anzeigen genau dieser Begründung gezeigt hat. Der einzig gangbare Weg wäre, dass in Deutschland nur Lebensmittel verkauft werden dürfen, die nach den selben Standards produziert wurden, wie wir das müssen. Das funktioniert bei den Abgasnormen der Motoren schließlich auch, man bekommt in der EU einen Schlepper nur neu zugelassen, wenn er die aktuelle Abgasnorm erfüllt. Das wäre eine Aufgabe für Politik und Verband, alles andere wird zwangsläufig zur Abschaffung der heimischen Landwirtschaft führen!!! weniger anzeigen
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von Jan Wilhelm Bosch
...so schlecht ist der Borchert Plan nicht..., und auf jeden Fall besser als Ordnungspolitik!
...für mich es unumstritten, dass die Politik auf den Druck der Gesellschaft (der natürlich durch die NGO´s maßgeblich aufgebaut wurde) reagieren wird. Die Frage ist ja wie... Dies kann die Politik über Ordnungspolitik machen, wie soeben bei der Sauenhaltung geschehen. Das ist ... mehr anzeigen zweifelsohne für uns Landwirte die schlechteste Alternative, da wir diese dann, wenn auch mit Übergangszeiten umsetzen müssen oder wir hören auf. Er kann es aber auch - und das ist zweifelsohne näher am Markt, da sich hier auch über Angebot und Nachfrage entscheidet, was der Verbraucher tatsächlich will, weil er es dann kauft oder nicht, über so eine Borchert Abgabe machen. Diese muss natürlich auch das ausgleichen, was der Landwirt an Mehrkosten hat und darf zweifelsohne nicht in andere Kanäle fließen. Wichtig ist dabei auch, dass die Umsetzungen freiwillig bleiben, so kann jeder Landwirt selbst entscheiden - analog wie bei der ITW - ob es für ihn lukrativ ist weniger Schweine aufzustallen oder auch nicht. Ich glaube der Borchert Plan ist nicht so schlecht für uns Landwirte, wie es hier in den Kommentaren den Anschein hat. Henning Bosch weniger anzeigen
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von Benjamin Ziegler
Alternativlosigkeit...
...ein Konezpt von Fr. Merkel unpopuläre Entscheidungen von Flüchtlingspolitik bis Milliardengeschenke an die Industrie ohne jegliche Diskussion durchzudrücken. Wenn sich das die Bauernvertreter schon abschauen... Lieber sollen sie mal Klartext reden und nicht kuscheln: Das Konzept ... mehr anzeigen Weltmarktpreise zu Weltrekordauflagen ist gescheitert! Wir brauchen einen wirksamen Außenschutz oder einen radikalen Abbau an Auflagen oder am besten beides! weniger anzeigen
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von Diedrich Stroman
Genau!!!!!...
Und alles andere ist Augenwischerei! Und vernünftige Rahmenbedingungen mit gesunden Menschenverstand für Importe und Exporte, hilft den Bauern und dem Klima samt dem Verbraucher!!Past den Globalisierungs Fetischisten aber nicht, da gilt das Motto, ist der Handel auch noch so klein, er ... mehr anzeigen bringt doch mehr wie Arbeit ein!!!!! weniger anzeigen
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von Anton Heukamp
Träumerei oder Realitätsverlust des DBV
Es ist doch nicht realistisch Borchert zu fordern und gegen einen Bestandsabbau zu sein. Das ist nicht schlau, weil uns die (momentan kaum exportfähigen) Mengen immer wieder einholen werden. Erst war es das Russland-Embargo, dann ASP.... Wir sind zu exportlastig. Es ist m. E. sinnvoll, ... mehr anzeigen dass wir den Tieren mehr Platz geben oder Ställe stilllegen, wenn es bezahlt wird. Diese Forderung muss von vornherein kommuniziert werden, der DBV darf dieses nicht erst aufgreifen wenn es zu spät ist. WIR BAUERN müssen präzise Forderungen stellen, die nur erfüllt werden, wenn sie bezahlt werden. Das ist klar zu regeln, es ist auch nicht egal, ob es eine Steuer oder Abgabe ist. Eine gesetzlich (unbefristete!!) zweckgebundene Abgabe ist das Einzige worauf wir uns einlassen dürfen. Der DBV muss mal bei Industrieverbänden ein Praktikum absolvieren bevor er sich weiter verbrennt. weniger anzeigen
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von Rudolf Rößle
Herr Beringmeier
Da sind Sie ja ganz schön in ein Fettnäpfchen getreten. Die Jugend weiß ganz genau, was von ihnen erwartet wird. Jetzt kommt es auf den Ist-Zustand der Höfe an, in wie weit die zusätzlichen Kosten den Einnahmen gegenüberstehen. Ich hoffe nur, dass in den Schulen gewissenhaft ... mehr anzeigen betriebswirtschaftliche Entwicklungspläne dargestellt werden, dass es für die jungen Menschen keine Bauchlandung wird. weniger anzeigen
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von Josef Doll
Es gibt eigentlich
nur eine Alternative, zur Initiative ,die Initiativlosigkeit . Somit einfach nichts tun. Wieso braucht man da, eine Initiative die keine Initiative ist ?? Sie ist eine weiterer Sargnagel ,den uns die Tierschützer, als Initiative, weismachen wollen.
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von Karl-Heinz Mayer
KOSTENDECKUNG
Wenn nach all den Maßnahmen immer noch 15% fehlen bis wir eine Kostendeckung erreichen ist doch alles von Anfang zum scheitern verurteilt. Was der Handel die ganze Zeit mit uns Bauern treibt ,wird sich durch die Borchert These nicht verändern. Es ist und bleibt so ohne den nötigen ... mehr anzeigen Aussenschutz und gesetzliche Regelungen zum Warenverkehr wird die heimische Landwirtschaft an die Wand gefahren. weniger anzeigen
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von Heinrich Albo
Der DBV akzeptiert es also
wenn der Landwirt 15% seiner Kosten nicht wieder herein bekommt !!!!! Wir werden also vom eigenen Verband verar..... !! Das ist ein Witz!! Wir brauchen eine Umlage die ALLE Kosten incl. den Unternehmergewinn und dem Brutto Stundenlohn eines Industriearbeiters für garantierte 25 Jahre ... mehr anzeigen mit abdeckt. Das ganze natürlich an die Inflation gebunden. Es ist wohl jedem Bauern/Politijer klar das der Verbraucher das nicht zahlen will.Das sind aber die Fakten die Politik und Medien dem Verbraucher ständig verschweigen. weniger anzeigen
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von Hartmut Kümmerle
Der Borchert Plan ist leider Alternativlos
Vielleicht gelingt es uns, mit dem umsetzen der Borchertpläne, weiter Geld mit der Haltung von Nutztieren zu verdienen! ( im schlechtensten Fall ---- werden wir abgeschaltet) bzw das Fleisch kommt aus der Ukraine. Die Politik ist gefordert, da der Verbraucher nur bla bla redet und an ... mehr anzeigen der Theke zum billigsten Fleisch greift. weniger anzeigen
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von Willy Toft
Wir werden nicht einen Cent mehr sehen, nur der Staat wird sich zu der Fleischsteuer freuen!
Im Gegenteil, es wird eher noch vom Grundpreis abgezogen! Was soll da Gut sein? Außer, dass wir in Zukunft gezwungen werden, den Tieren noch mehr Platz zu bieten, das wir schon größtenteils erledigt haben! Wenn diese Steuer nicht" allen Tierhaltern zu Gute" kommt, wird es eher noch mal ... mehr anzeigen Schlechter für die Nutztierhalter! TA Luft kommt auch noch dazu, auf deren Ausführung bin ich, nein Alle Bauern, drauf gespannt! weniger anzeigen
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von Norbert Post
Argumentation
es schreit doch zum Himmel die Argumentation vom Ordnungsrecht! Das heißt also, entweder wir machen da mit und akzeptieren 10 -15 % Kostenunterdeckung oder das Ordnungsrecht wird es uns schon zeigen? Herr Beringmeier.. dann ist mir das Ordnungsrecht lieber.
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von Heinrich-Bernhard Muenzebrock
Sinnhaftigkeit
Man muss sich doch die Frage stellen: wer bezahlt den Umbau der Landwirtschaft? - der Verbraucher wird es nicht bezahlen, dass hat man doch im Fall Lidl gesehen. So bleibt es am Ende bei den Landwirten hängen. Ein Umbau ins Nichts!!.
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von Lars Henken
Man könnte fast lachen...
...., wenn es nicht so traurig wäre. Glaubt denn wirklich jemand auch nur im Ansatz an das, was Herr Beringmeier da von sich gibt? Wie sollen die Kosten für neu und Umbauten denn geschulter bzw. die Darlehn dafür zurückgezahlt werden? Dass Mehrkosten nicht bei uns Schweinehaltern ... mehr anzeigen abgeladen wurden, habe ich in den 25 Jahren als Betriebsleiter noch nicht erlebt. Unsere Einkommen sollen also steigen und wo genau soll das Geld herkommen? Wie der Handel agiert hat Lidl mit der Abschaffung des Schweinezuschlages gezeigt und EDEKA erpresst die Lieferanten zur Kostenbeteiligung an der Real-Übernahme. Das einzige, was ich Herrn Beringmeier glaube, ist der letzte Absatz. Russland will der Zahl der gehaltenen Schweine um 50 % erhöhen und in China wird ein Schweinehochhaus nach dem anderen aus dem Boden gestampft. Tönnies baut in beiden Ländern Schlachtstellen und kuschel mit den Machthabern. Und da glaubt Herr Beringmeier wirklich, der deutsche Handel würde langfristig auf "Bochert-Schweine" setzen? Da kann man auch an den Weihnachtsmann und die Zahnfee glauben. weniger anzeigen
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von Albert Maier
Hoffnungslos naiv!!!
"Das sichere die heimische Tierhaltung und bringe höhere Einkommen, sagt er im Interview." Wer so etwas von sich gibt, ist entweder hoffungslos naiv oder.... Dieses Borchertpamphlet ist der Einstieg zum Ausstieg aus der Tierhaltung in Deutschland!
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von jörg Meyer
Falsch!
Mit den Fehlern der Vergangenheit weiter in die zukunft kann es nicht sein! Als erstes müssen die betriebswirtschaftlichen Ansätze für die Entlohnung der Bauern und Näuerinnen auf ein halbwegs erträgliches Niveau angepasst werden, ich hoffe nicht gegen den widerstand des ... mehr anzeigen Bauernverbandes....dann müssen Vollkosten für verschiedene Produktionsverfahren mit und ohne Kuschelzeit ermittelt werden, es müssen echte Tierwohlindikatoren am Flaschenhals Schlachthof ermittelt werden und dann muss geprüft werden was machbar ist. Alles andere ist leider Lug und Trug auf kosten vieler fleissiger Bauern und Bäuerinnen. Der Bauernverband muss endlich sich und andere ehrlich machen ! weniger anzeigen
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