Der ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister und Leiter des Kompetenznetzwerkes Nutztierhaltung, Jochen Borchert, setzt auf eine politische Umsetzung der Vorschläge für den Umbau der Tierhaltung noch vor der Bundestagswahl im Herbst 2021. „Ich glaube, dass die Bundesregierung und der Bundestag noch in dieser Legislatur eine solche Strategie beschließen können“, sagte er diese Woche im Gespräch mit Agrarjournalisten. Das müsse auch das Ziel sein, so Borchert weiter.
Borchert hatte im Februar die Kommissions-Vorschläge für einen kompletten Umbau der Tierhaltung bis 2040 präsentiert. Die Empfehlungen geben vor, den gesetzlichen Standard in zwei Stufen bis 2030 und bis 2040 auf die nächst höhere Stufe des Tierwohllabels zu erhöhen. Anfang Juli hatte sich auch der Bundestag mit breiter Mehrheit die „konsequente Umsetzung“ der Vorschläge samt eines Finanzierungskonzeptes ausgesprochen.
Regierung und Bundestag könnten sich auf Tierwohlabgabe verständigen
Bei der Finanzierung sieht Borchert zu der von der Kommission vorgeschlagenen Tierwohlabgabe auf tierische Produkte keine Alternative. Sie hatte dafür 40 ct/kg Fleisch und 2 ct/kg Milch angesetzt. Die Bundesregierung werde sicherlich nochmal die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten durchdiskutieren. Er gehe aber nach allem davon aus, dass sich am Ende Regierung, Koalition und Bundestag auf eine solche Tierwohlabgabe verständigen können, sagte Borchert.
Auch Lebensmittelhandel steht unter Zugzwang
In der Diskussion um die Vorschläge nimmt Borchert eine breit verteilte Zustimmung wahr. Das gelte auch für den Lebensmitteleinzelhandel, so Borchert. „Auch der LEH merkt natürlich, dass er mit den jetzigen Angeboten und der jetzigen Art der Nutztierhaltung und der Vermarktung von tierischen Produkten selbst zunehmend in die Kritik gerät“, sagte er. Der vorgeschlagene Weg für den Umbau der Tierhaltung und dessen Finanzierung sei auch für den LEH akzeptabel, gab sich Borchert sicher.
Keine Zeit bei Machbarkeitsstudie verlieren
Für den weiteren Zeitplan drängte Borchert darauf, dass Regierung und Bundestag nicht zu viel Zeit verlieren. „Ich hoffe, dass die vom Bundestag geforderte Machbarkeitsstudie jetzt möglichst schnell erfolgen kann“, sagte er. Die Arbeitsgruppen der Borchert-Kommission würden aktuell weiter an den Details für die Umsetzung arbeiten.
Förderung für Umstellung könnte 2021 beginnen
Noch vor der nächsten Bundestagswahl 2021 müsse mit der Förderung der Umstellung der Betriebe auf die Stufe 1 des Tierwohllabels begonnen werden, forderte er. „Ich hätte gern bald die Förderung von Umstellungsmaßnahmen für die Stufe eins, um den Bauern das Signal zu geben, wir machen Ernst mit der Umstellung der Nutztierhaltung“, sagte Borchert. Für einen Einstieg in die Förderung für den Umstieg auf die Stufe 2 des Tierwohlkennzeichens seien die Vorbereitungen hingegen noch nicht so weit.
Europa wird nachziehen
Im Blick hat Borchert auch die europäische Dimension. „Wenn wir die Umstellung vornehmen, werden sich andere Länder anschließen“, sagte Borchert. Das zeichne sich bereits jetzt ab. Schrittweise würden sich auch in Europa die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen für die Tierhaltung ändern. Daher mahnte Borchert zur Eile: „In dem Maße, in dem die Haltungsbedingungen in der EU in Richtung mehr Tierwohl verschärft werden, sinkt der Förderbedarf bei uns“, so Borchert. Denn Deutschland kann mit der Förderung nur die Differenz zwischen einer artgerechten Nutztierhaltung und den gesetzlichen Regelungen der Europäischen Union ausgleichen.
von Wilhelm Grimm
Herr Borchert, nun lass man gut sein.
Das mit den Vorstellungen zum Aufpreis wird sowieso nichts !
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von Erwin Schmidbauer
Viel Hoffnung, wenig Klarheit!
Ich zweifle, dass Europa einfach mitzieht. Corona bringt uns so viele Verwerfungen und wie diverse Vorschreiber schon schrieben: Fleisch muss einerseits teuerer werden, andererseits billig bleiben, je nach Standpunkt. Es wird sehr stark von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängen, ... mehr anzeigen welcher Standpunkt sich durchsetzt. Ich bin davon überzeugt, wenn die wirtschaftliche Entwicklung nicht ausreichend sein wird, dann wird der Wähler verhindern, dass ihm das Fleisch verteuert wird. Klimaschutz, Tierwohl, Umweltschutz hin oder her, für die meisten zählt der eigene Geldbeutel doch viel mehr als die heeren Ziele und Forderungen! weniger anzeigen
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von Wilhelm Grimm
Wenn die Schweine sonnengebräunt ins Schlachthaus müssen,
ist es mit dem Tierwohl vorbei. Und dann kommen andere Experten und messen die Sonneneinstrahlung und die davon ausgehende Krebsgefahr und was weiß ich noch alles. Ich befürchte, Borchert hat sich auf eine unlösbare Aufgabe eingelassen.
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von Rosi Brase
Fleisch ...
... muss - finde ich jedenfalls - weniger werden! Ins Bewusstsein der Verbraucher muss immer wieder hinein, WAS sie da täglich in Massen verspeisen! Man wird viele nicht erreichen können, aber vielleicht immer ein paar mehr? Tönnies ist so reich, dass es schon weh tut, seine Arbeiter ... mehr anzeigen bekommen Hungerlöhne und die Bauern, die (leider) die ganzen Tiere zur Verfügung stellen, sind ebenso arm dran, vielleicht mal abgesehen von einigen Kollegen in Bayern. Da stimmt doch etwas nicht! Das Ernährungssystem überall muss m.E. dringend überprüft werden. In vielen Kitas z.B. gibt es nur vegetarisches Essen, schmeckt den Kindern nebenbei sehr gut. Wenn man sich dann unbedingt Fleisch leisten will, muss es seinen Preis haben! Nicht die paar Cent, die die Dame Klöckner pro Kilo vorschlägt - das ist lächerlich! weniger anzeigen
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von Rudolf Rößle
Somit
müssten alle Parteien die Vorschläge ratifizieren für die nächsten 20 Jahre. Ich weiß nicht,ob die Grünen die Borchertkommission juckt, wenn sie mit die neue Regierung stellen.
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von Christian Bothe
Borchert-Kommission
Und dann wundern sich einige Mitstreiter, das ein Unternehmen wie im Falle ADIB an eine ALDI Stiftung verkauft wird...Da sollte jeder ökonomisch denkende Landwirt mal in sich gehen und seine Perspektiven einer LW nach guter landwirtschaftlicher Praxis durchdenken...
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von Heinrich Albo
Klimaschutz, Effizienz,Emissionsminderung...
Adee....Es lebe der Export von Marktanteilen und die Bürokratie !!! Wir schaffen das !!! Die Landwirtschaft aber auch die Chemie (Pflanzenschutz etc.) die Autoindustrie usw.usw.vor die Wand zu fahren .Hauptsache die Lufthansa kann fliegen und weiterhin Milliarden €, für ihre viel zu ... mehr anzeigen teuer geleasten Flugzeuge,an ihre Tochterfirmen (Briefkasten im Ausland)ins Steuerparadies überweisen! Borchert sagt "Fleisch muss teurer werden ... dafür erfinden wir wieder eine zusätzliche Steuer"....Laumann sagt "Fleisch muss billig bleiben..deshalb überziehen wir die Erzeuger/Hersteller mit Auflagen und Importieren eben billig " Liebe Politiker Ihr seid krank! weniger anzeigen
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von Bernhard ter Veen
so ist das nun mal
muss man schnell noch ein Denkmal hinstellen wenn man Angst haben muss das "zur nächsten Wahl" die Felle davon schwimmen... nach der Wahl ist dann sicher auch die Sitzverteilung anders und die Karten werden neu gemischt... könnte sein das man 4 lange Jahre für das NICHTSTUN abgestraft ... mehr anzeigen wird und zum Arbeitsamt muss... weniger anzeigen
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von Gerhard Steffek
@Bernhard ter Veen
Sie haben meinen Gedanken schon aufgegriffen. Es ist schon bemerkenswert, wie sehr die politisch Verantwortlichen derzeit aufs Gas treten, als ob es kein Morgen mehr gäbe, allen voran ja die Schulze. Befürchten die Herrschaften da eine Götterdämmerung?
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von Johann Schneider
Möglichst schnell
Viel Beton und Stahl in die Landwirtschaft,damit die Preise hoch bleiben.(für die Baufirmen,nicht für die Bauern)
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