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Tiergesundheit

BfT: Nachhaltige Lebensmittelproduktion nur mit gesunden Tieren machbar

Auf der Frühjahrstagung des Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) hoben die Referenten u.a. den gezielten Einsatz von Tierarzneimitteln zur Steigerung des Tierwohls hervor.

Lesezeit: 5 Minuten

Eine nachhaltige, wettbewerbsfähige und ressourcenschonende Lebensmittelerzeugung kann nur mit gesunden Nutztieren auf den Höfen erfolgen. Dies war die eindeutige Botschaft der Frühjahrstagung des Bundesverbandes für Tiergesundheit (BfT), die am vergangenen Donnerstag online durchgeführt wurde. „Es ist dabei wichtig, immer wieder alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit auszuloten, um einen ausgewogenen Ansatz zu finden“, betonte der in seinem Amt bestätigte BfT-Präsident Jörg Hannenmann.

Dies geschehe gerade auf Ebene der Europäischen Union, berichtete der Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses im Europaparlament, der CDU-Politiker Norbert Lins. Er verwies auf den Green Deal und die Farm-to-Fork-Strategie, wo nicht mehr einzelne Themen sondern Zusammenhänge und ein gesamter Ansatz für die Lebensmittelkette betrachtet würden. Dabei gehe es unter anderem um die Senkung des Antibiotikaeinsatzes, ein Mehr an Tierwohl, kürzere Transportwege und transparentere Verbraucherinformationen. „Für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion ist auch der zielführende Einsatz von Tierarzneimitteln relevant“, betonte Lins. Ein besserer Tierschutz verbessere die Tiergesundheit und damit auch die Qualität der Lebensmittel.

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Die Leiterin des Instituts für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo), Prof. Nicole Kemper, hob hervor, „dass Tiergesundheit immer ein zentrales Element des Tierwohls“ sei. Dabei habe sich der Fokus hin zu einem präventiven Ansatz und weg von der Therapie entwickelt. Dies bedeute neben vorbeugenden Impfungen auch, dass heute viel mehr auf gesundheitliche Einflussfaktoren wie Haltungssysteme, Fütterung, Züchtung oder Biosicherheit geachtet werde. Dies koste zwar Geld, lohne sich aber, denn laut Schätzungen der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) gingen global rund 20 % der Leistungseinbußen bei Nutztieren auf eine unzureichende Tiergesundheit zurück. „Prävention zahlt sich deshalb aus“, betonte Kemper. Der Tiergesundheitsschutz könne im Sinne der Nachhaltigkeit durch eine Verbesserung der Lebens- und Haltungsbedingungen gestärkt werden.

Tierproduktion im Wandel

Laut der Leiterin des Lehrstuhls für „Technologie-, Innovationsmanagement und Entrepreneurship“ der Universität Bonn, Prof. Stefanie Bröring, steht die Tierhaltung und Nahrungsmittelerzeugung durch die Digitalisierung, neue Techniken, Klimawandel und den Wertewandel vor starken Veränderungen. Zwar werde der Proteinbedarf global weiter steigen, doch entfielen immer größere Anteile auf „Kunstfleisch“ oder pflanzliche Fleischersatzprodukte. Immer mehr Sensoren, digitale Analysesysteme, Algorithmen und Künstliche Intelligenz würden Einzug in die Produktion finden und zu Systemen vernetzt. Dies werde nicht nur die Produktionsabläufe und die Anforderungen an das berufliche Wissen verändern, sondern werfe auch die Frage auf, wer diese Systeme beherrsche und steuere, gab Bröring zu bedenken.

Der Fachtierarzt Dr. Joachim Kleen von der Beraterfirma CowConsult sieht vor diesem Hintergrund auch einen Wandel des Berufsbilds des bestandsbetreuenden Veterinärs. „Die Tierärzte haben die Aufgabe, neue Kompetenzen zu erwerben“, so Kleen. Um ihre Rolle als Dienstleister und Berater des Tierhalters zu erfüllen, müssten sie im digitalen Wandel zukünftig auch gewonnene Daten verstehen, interpretieren und kommunizieren können.

„Krokodilstränen“ bei den Grünen

Die Bundestagskandidatin der Grünen und Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (BAG), Dr. Ophelia Nick, betonte, dass sich ihre Partei „als Partner der Landwirte“ verstehe und die Tierhaltung für die Kreislaufwirtschaft wichtig sei. Allerdings erfordere der Klimawandel einen Abbau großer Bestände, in denen auch das „Mensch-Tier-Verhältnis“ oft nicht optimal sei. Das Wachse oder Weiche und die Weltmarktorientierung müssten ein Ende haben, denn es gehe darum, „den Strukturwandel ein Stück weit einzudämmen und bäuerliche Betriebe zu erhalten“. Der Vorschlag der Borchert-Kommission zur Transformation der Tierhaltung mit staatlicher finanzieller Hilfe sei gut und müsse nun umgesetzt werden.

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU-Bundestagsfraktion Gitta Connemann warf den Grünen hingegen vor, den Strukturwandel mit überzogenen Regulierungen zu beschleunigen. Jüngstes Beispiel seien die Verschärfungen im Bereich der Sauenhaltung durch die Grünen im Bundesrat, die die Ferkelerzeuger vor erhebliche Probleme und finanzielle Belastungen stellten. Auch in anderen Bereichen, wie der Gänsehaltung, hätten hohe Auflagen die heimische Produktion bereits ins Ausland verlagert. „Ich warne davor, in Deutschland Alleingänge zu machen“, betonte Connemann. Vor diesem Hintergrund den Verlust von bäuerlichen Betrieben zu beklagen, seien „Krokodilstränen“ bei den Grünen.

Diskussion um Bestandsgrößen

Auch den von den Grünen und vielen anderen gebrauchten Begriff der „Massentierhaltung“ verurteilte Connemann, denn die Zahl der gehaltenen Tiere habe in der Regel nichts mit dem Maß an Tierwohl zu tun. Dem pflichtete der Vizepräsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Phillip Schulze Esking, bei: „Die wissenschaftliche Evidenz belegt, dass die Betreuung der Tiere in großen Beständern oft besser ist.“ Er wies zudem darauf hin, dass es bei der Nachhaltigkeit auch eine soziale Komponente gebe. So habe ein Milchbauer mit 50 Kühen, bei der sich die Anstellung einer weiteren Arbeitskraft nicht rechne, oft eine eingeschränkte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Bei einem größeren Bestand könne sich das jedoch ändern.

Auch der Abteilungsleiter Lebensmittelsicherheit im Bundeslandwirtschaftsministerium, Prof. Markus Schick, betonte, dass das Tierwohl nicht von der Größe des Bestandes abhänge. Allerdings müssten immer ausreichend Arbeitsressourcen für die Bestandsbetreuung vorhanden sein. Ideal wäre, wenn sich mit weniger Tieren das gleiche oder sogar ein höheres Einkommen generieren ließe, was auch dem Klimaschutz dienlich wäre. Für eine Entwicklung hin zu einer nachhaltigeren Tierhaltung setze er auf die Vorschläge der Borchert-Kommission, die dafür „Geld ins System“ bringen würden. Hinsichtlich der Tiergesundheit setze er sich bei der Entwicklung neuer Impfstoffe, beispielsweise gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP), für mehr Forschung und Cluster ein.

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