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Bremsen Handel und Verarbeiter die Kastrationsalternativen aus?

Bis zum Ende der betäubungslosen Ferkelkastration bleibt nur noch ein Jahr. Außenstehende Beobachter haben aber den Eindruck, dass sich die Branche nicht darauf vorbereitet.

Lesezeit: 3 Minuten

Zwei Jahre Verlängerung hatten die deutschen Ferkelerzeuger für den Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration erhalten; die Hälfte ist nun vorbei. Oda Lambrecht vom NDR hat jedoch den Eindruck, dass die Branche die ihr eingeräumte Zeit wieder nicht effektiv nutzt. Der alte Streit um die Alternativen werde weiterhin ohne Aussicht auf eine Lösung geführt.

Für die Kastration mit dem Gas Isofluran gebe es bisher noch keine zertifzierten Geräte. Das Agrarministerium steckt noch in der Prüfung auf Tierschutz, Anwendersicherheit und Umweltschutz. Tierärzte und Tierschützer fordern dagegen, die Schweine möglichst gar nicht mehr zu kastrieren. Die Ebermast ist allerdings bekanntlich sehr fordernd. Die Tiere sind aggressiv und im Schlachthof müssen Stinker aussortiert werden. Bleibt die Immunokastration gegen Ebergerucht, was bei der Fleischwirtschaft und dem Lebensmittelhandel auf Ablehnung stößt.

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Lambrecht zitiert dazu den Bauernverband, der von „erheblichen Widerständen“ spricht. Lebensmittelhändler befürchteten offenbar eine schlechtere Fleischqualität und weniger Akzeptanz bei den Verbrauchern, heißt es.

Praxisversuch im Stall Ehlers

Die NDR-Journalistin verweist in diesem Zusammenhang auf einen Praxisversich von Jörn Ehlers. Der Vizepräsident des niedersächsischen Landesbauernverbandes hatte 140 Eber geimpft, um das Verfahren zu testen. Er findet, die geimpften Eber seien im Stall ruhiger als die ungeimpften. Doch von dem Ziel, wenigstens 100.000 geimpfte Eber pro Jahr zu vermarkten, sei man weit entfernt, so Ehlers, auch wenn etliche Landwirte gern liefern würden, hätte man noch nicht einmal 10.000 erreicht.

Die Argumente von Verarbeitung und Handel

Grundsätzlich akzeptierten Tönnies, Vion und Westfleisch nach eigener Bekundung alle zugelassenen Verfahren - theoretisch. Von Tönnies ist zu hören, dass man dort aber noch eigene Tests fahren wolle. Und Westfleisch schrieb dem Sender, man könne noch nicht alle Produkte flächendeckend vermarkten. Lebensmittelhandel und Fleischwarenhersteller würden das Verfahren teilweise noch ablehnen.

Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) schreibt, dass alle drei Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration bereits heute im Handel akzeptiert würden. Dabei setzten die Unternehmen in Abhängigkeit von der Unternehmensstrategie und der Produktpalette unterschiedliche Schwerpunkte, so der Verband auf Anfrage von Oda Lambrecht.

Edeka erklärte ihr, dass nicht alle zugelassenen Methoden in gleicher Weise für die Produktion von Rohwurst oder Rohschinken geeignet seien. Und bei der Immunokastration vermisse der Handelskonzern noch geeignete Methoden zum Nachweis einer korrekten Impfung und sehe deshalb noch das Risiko einer Geruchsauffälligkeit. Doch auch hier betont man, der Edeka-Verbund akzeptiere grundsätzlich alle rechtlich zugelassenen Verfahren.

Der Deutsche Bauernverband erklärt, generell klafften beim Lebensmittelhandel die öffentlichen Bekundungen und die Realitäten im Einkauf auseinander. Dabei höre man zunehmend, bei der Qualität des Fleisches sei kaum ein Unterschied festzustellen, so der Bauernverband.

Fazit

Lambrecht zieht am Ende das Fazit, dass es wie immer bei Tierschutzdebatten vor allem darum gehe, wer Kosten und mögliche Risiken trägt: Ferkelerzeuger, Mäster, Schlachter, Fleischvermarkter, Handel oder Verbraucher. Deshalb würden viele in der Branche ein Jahr vor dem Verbot der betäubungslosen Kastration noch auf eine vierte Alternative hoffen: auf eine günstige örtliche Betäubung der Hoden an Stelle der Vollnarkose.

Damit könnten die Landwirte fast wie bisher kastrieren. Doch in Deutschland ist die lokale Betäubung verboten - im Gegensatz zu einigen anderen Ländern wie etwa Dänemark. Viele Landwirte fürchten deshalb, Mäster könnten in Zukunft ihre Ferkel einfach dort günstiger kaufen.

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