Die staatliche Tierhaltungskennzeichnung steht stark in der Kritik. Das zeigte sich auch auf der diesjährigen Fachtagung des Bundesverbandes Rind und Schwein (BRS), die gestern in Ludwigsburg in Baden-Württemberg stattfand. So verständigten sich die drei Referenten aus der Fleisch-, Milch- und Einzelhandelsbranche auf eine gemeinsame Einschätzung. Demnach steht die staatliche Haltungskennzeichnung dem weiteren Ausbau des Tierwohls eher im Wege und sollte mit Blick auf die künftige Bundesregierung nicht weiter verfolgt werden.
Rohstoffbezug sichern
Kernthema der Fachtagung war die Regionalität bzw. die Vermarktung in Regionalprogrammen. Den Aufschlag machte Rolf Michelberger als langjähriger Geschäftsführer von Ulmer Fleisch in der süddeutschen Müller Gruppe. Michelberger betonte die Bedeutung von regionalen Fleischprogrammen für einen erfolgreichen Fleischabsatz. Er machte jedoch deutlich, dass der notwendige Bezug von Ferkeln und Mastschweinen aus der Region aufgrund des Strukturwandels zum Nadelöhr werden kann. Die vom Lebensmitteleinzelhandel geforderte Umstellung auf 100 % Haltungsform 3 und höher bis 2030 hält Michelberger mit regionalen bzw. süddeutschen Programmen wenn überhaupt nur für eingeschränkt umsetzbar.
Edeka Südwest setzt auf HF4
Bei Edeka Südwest stehen Regionalprogramme ebenfalls im Fokus. Dies machte Stephanie Meiss deutlich, die für den Tierschutz im Unternehmen verantwortlich ist. Edeka Südwest setzt dabei stark auf das Markenfleischprogramm Hofglück in Haltungsform 4. In dem Programm vermarktete Edeka Südwest zuletzt rund 2.300 Schweine pro Woche, die zu knapp 90 % aus Baden-Württemberg stammen. Die 41 Mast-, 23 Sauen- sowie neun Kombibetriebe sind über zehnjährige Lieferverträge abgesichert. Weitere Betriebe befinden sich laut Meiss in der Umstellungsphase. Auf die Haltungsform 3 verzichtet Edeka Südwest im Schweinebereich komplett. Hiermit will man u.a. eine klare Abgrenzung zur Haltungsform 2 bieten.