Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Globaler Schweinemarkt

China kämpft mit Schweine-Hochhäusern gegen ASP

Ausreichend Schweinefleisch ist chinesisches Staatsziel. Peking bekommt die ASP aber nicht in den Griff. Ferkelpreise von über 280 € sind die Folge. Sind Mega-Betriebe die Lösung?

Lesezeit: 4 Minuten

Die früheren Hinterhofhaltungen in China mit Abfallfütterung und geringen Standards (Hygiene, Umwelt, Leistung etc.) sind Geschichte. Ihr Produktionsanteil ist von rund 50 % auf nur noch wenige Prozentpunkte geschrumpft. Stattdessen machen sich großindustrielle Schweinefarmen breit. Heribert Breker von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen glaubt nicht, dass sich das Reich der Mitte schon bald selbst ernähren kann.

Mit staatlicher Unterstützung wurde in die Schweinehaltung investiert. Es entstanden u.a. Schweinehochhäuser mit 6 bis 13 Stockwerken für teilweise rund 100.000 Sauen. Selbst eine ganze Schweinestadt für 2,1 Mio. Tiere Jahreserzeugung wurde in der Nähe von Nanyang mit 21 Gebäuden auf einer Fläche von 180 ha aus dem Boden gestampft. Schlacht- und Fleischverarbeitungsbetriebe sowie Futtermittelwerke sind gleich intergriert.

Das Wichtigste zum Thema Schwein mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Warum dieser Gigantismus?

Im bewohnbaren Teil Chinas ist die Fläche knapp. Je Einwohner stehen nur 850 qm landwirtschaftlich nutzbare Fläche zur Verfügung. Zum Vergleich: Deutschland hat rund 2.000 qm. Im Gegensatz zu den ungesicherten Hinterhofhaltungen in Wohngebieten liegen die neuen Produktionsstandorte außerhalb der Städte und Gemeinden.

Dennoch will man möglichst nah an den Verbraucherzentren bleiben. Der Grund ist eine noch brüchige Kühlkette bei der Frischfleischversorgung. Der Vorteil: Der Hochhausbau benötigt wenig Boden bezogen auf die Tierzahl. Allerdings sind die Baukosten mindestens um ein Drittel höher als die einstöckige Bauweise.

Mitarbeiter müssen erst in Quarantäne

Die hohe Konzentration erlaubt eine umfassendere Vorsorge bei der Hygiene als in Kleinanlagen. Die ausgebildeten Arbeitskräfte werden erst nach vorheriger Kontrolle und Quarantäne in die geschlossen wirtschaftenden Anlagen eingeschleust. Die Mannschaft wird gleich für mehrere Wochen „kaserniert“ und versorgt.

Bestandsergänzung von außen werden auf ein möglichst geringes Maß reduziert. Futtermittellieferungen werden sterilisiert, bevor sie in die Mischanlagen kommen. Die Zuluft wird gefiltert. Die Körpertemperatur der Schweine wird mit Wärmebildkameras überwacht. Transportfahrzeuge werden nur am Rande des Areals be- und entladen.

Keine 100 %ige Sicherheit gegen ASP

Die aufwändigen Maßnahmen sind erforderlich, weil ein möglicher Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) ein vielfach höheres Risiko darstellt als in kleineren dezentralen Anlagen. Dennoch kommt es immer wieder zu ASP-Ausbrüchen, auch wenn von offizieller Seite meist keine Meldungen veröffentlicht werden.

Eine gefährliche Infektionsquelle ist u. a. wenig wirksame ASP-Impfstoffen im Erprobungsstadium, die in großem Umfange illegal eingesetzt wurden. Dadurch sollen insgesamt 7 bis 8 Mio. Sauen ausgefallen sein. Die zweite ASP-Welle hat auch große Sauenanlagen getroffen. Vor dem neuen ASP-Ausbruch gab es rund 43 Mio. Sauen.

Wirtschaftliche Verluste

In jüngster Zeit geraten die neuen Mega-Anlagen in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Dazu tragen gleich mehrere Faktoren in China bei.

  • Die Schweinepreise sind auf umgerechnet 4 €/kg SG gefallen.
  • Fleischimporte zu niedrigen Weltmarktpreisen drängen auf den Markt.
  • Mischfutterpreise sind auf umgerechnet über 45 €/dt gestiegen.
  • Die Ferkelerzeugung bleibt aufgrund niedriger Produktivität sehr teuer.
  • Zukauf von leistungsfähigen Jungsauen kostet über 2.000 €/Tier.
  • Transporte, Energie, Schutzmaßnahmen sind erheblich teurer geworden
  • Hohe Baukosten erhöhen den Kapitalbedarf.
  • Produktionsausfälle verschärfen die finanzielle Lage.

Mehrere „Schweine-Konzerne“ haben bereits Gewinnwarnungen herausgegeben. Die chinesische „Tech-Bank Food“ als größter Geldgeber rechnet mit Gewinneinbrüchen zwischen 50 und 60 % für die meisten Großunternehmen in diesem Jahr. Das Unternehmen „New Hope Liuhe“ erwartet für das erste Quartal sogar einen Gewinneinbruch von über 90 %.

Weiterhin hohe Importe

Es ist fraglich, ob es der chinesischen Regierung wirklich gelingt, die Schweinebestände zügig wiederaufzubauen. Wegen der zweiten ASP-Welle und der hohen Verluste in der Branche gehen Marktexperten von einer Eigenerzeugung im Jahr 2021 von 42 Mio. t und einem Importvolumen von 6 Mio. t aus.

Bereits im ersten Quartal 2021 lagen die Einfuhr 10 % über dem Vorjahr. In der Vor-ASP-Zeit lag die Eigenerzeugung bei 54 Mio. t und der Verbrauch bei 56 Mio. t. Da ist somit noch viel Luft nach oben. In der Zwischenzeit ist die Bevölkerung und das Einkommen gewachsen und damit auch das Nachfragepotenzial.

Künftige Preise unter Vorjahrniveau

An der Dalian-Börse werden Terminkurse auf Schweine gehandelt. Die Ergebnisse liefern Hinweise auf die mögliche Preisentwicklung. Für den Sep.-2021 bewegt sich der Kurs um umgerechnet 4,65 €/kg. Damit wird für dieses Jahr von einer anhaltenden Knappheit ausgegangen. Für den März-2022-Termin liegen die Notierungen aber schon wieder bei umgerechnet nur 4 €/kg. Bei den Mischfutterpreisen ist wenig Entspannung in Sicht.

top agrar besser machen. Gemeinsam
Sie sind Schweinehalter oder lesen regelmäßig den top agrar Schweine-Teil und/oder die SUS? Dann nehmen Sie an einem kurzen Nutzerinterview teil.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.