Dieser Beitrag erschien zuerst im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.
Das Netzwerk ausbauen, Impulse für den Betrieb sammeln und immer wissen, was los ist – für Christoph Selhorst überwiegen die Vorteile seiner neuen Position: Mitte Februar wurde der 37-jährige Schweinemäster und Ackerbauer aus Ascheberg bei der Mitgliederversammlung zum Vorsitzenden der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) gewählt.
Fokus bringt Vorteile
Damit der Spagat zwischen Betriebsführung und Ehrenamt gelingt, hat die ISN ihre Satzung geändert. Der Verband will die Arbeit jetzt gleichmäßiger, zielgerichteter und flexibler auf die Schultern der insgesamt sechs Vorstandsmitglieder verteilen.
ISN-Vorstand aufgeteilt nach Fachbereichen
„Unser Team ist so aufgestellt, dass aktive Schweinehalter genau die Aspekte in die Diskussionen und Entscheidungen einbringen, mit denen sie sich auch im Betriebsalltag beschäftigen“, erklärt Selhorst. „Bei Gesa Langenberg sind es zum Beispiel Umsetzungsfragen zu Haltungsform 3 und 4, bei mir eher Fragen zur Vermarktung der höheren Haltungsformen. Zu unserem Team gehören außerdem Thomas Asmussen, Jürgen Dierauff, Luisa Rocks und Christian Schulze Bremer.“
Was sich geändert hat
Die Corona-Pandemie hat das Ehrenamt digitalisiert. Das ist für Selhorst ein riesiger Vorteil. Durch Videokonferenzen sind kurzfristige Abstimmungen kein Problem. Bei vielen Veranstaltungen kann er sich online zuschalten. Verändert hat sich deshalb auch der Terminplan eines ISN-Vorsitzenden. „Im Vergleich zu meinen Vorgängern werde ich statt bis zu drei Tage pro Woche nur noch etwa dreimal im Monat unterwegs sein müssen“, erläutert Selhorst. Für die Zeit bekommt er monatlich eine kleine Aufwandsentschädigung. Fahrtkosten und Co. werden ebenfalls vom Verband erstattet.
„Meine ehrenamtliche Tätigkeit öffnet Türen, die auch den Betrieb zu Hause bereichern.“
So ist der Betrieb Selhorst aufgestellt
Trotzdem will das alles gut organisiert sein. Immerhin ist Christoph Selhorst verheiratet, hat ein Kind und hält auf dem heimischen Betrieb rund 3.000 Mastschweine – überwiegend für die Initiative Tierwohl und zum Teil im Außenklimastall. Hinzu kommen 200 ha Ackerbau, Wald, Photovoltaik und die Vermarktung von Popcornmais als Familienprojekt.
Doch bei all dem kann Selhorst auf Unterstützung zählen. „Meine Eltern waren und sind beide ehrenamtlich aktiv und haben mir das vorgelebt“, sagt er. Auch seine Frau und die Mitarbeiter halten ihm den Rücken frei, während er unterwegs ist.
WhatsApp hilft
Dank seinem Ehrenamt schaut Selhorst über den Tellerrand und bekommt Impulse für den eigenen Betrieb. Sein Netzwerk hat ihn im Hofalltag schon oft weitergebracht.
Um flexibel und von verschiedenen Orten aus arbeiten zu können, setzt Selhorst auf die Kommunikation per WhatsApp. „In einer Gruppe mit den Mitarbeitern und meinem Vater dokumentieren wir zum Beispiel die Stallarbeiten“, erklärt er. Um Daten vom heimischen PC abzurufen, hat der Betriebsleiter eine Cloud-App auf seinem Handy installiert.
Herzensangelegenheiten
So schnell wie möglich möchte sich Christoph Selhorst als ISN-Vorsitzender mit der neuen Bundesregierung bezüglich der wirtschaftlichen Schäden von Tierseuchen auseinandersetzen. Vor allem die Vermarktungsfähigkeit von Schweinen aus Restriktionsgebieten ist ihm ein Anliegen. „Das Tierseuchenmanagement in Berlin und Brüssel muss dringend angepasst werden“, sagt er. Dafür müsse man die gesamte Wertschöpfungskette Schwein ins Boot holen.
Mittelfristig dürfe man vor allem die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Schweinehaltung innerhalb von Europa nicht aus den Augen verlieren.
Der Jugend Mut machen
Um junge Betriebsleiter zu unterstützen, möchte Selhorst das Netzwerk untereinander weiter ausbauen und mit Seminaren und Workshops Perspektiven aufzeigen. „Ich selbst habe als junger Schweinehalter sehr von den Veranstaltungen der Jungen ISN profitiert“, stellt er klar.
Selbst schon lange dabei
Bereits mit 17 Jahren trat Selhorst selbst dem Verband bei. Bevor er vor zehn Jahren den elterlichen Betrieb im Münsterland übernahm, absolvierte er eine Ausbildung zum Landwirt und ein Agrarstudium in Osnabrück. Anschließend nahm er am Trainee-Programm der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) teil und arbeitete auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Sachsen-Anhalt. Nach vielen Jahren im Sprecherteam der Jungen ISN wurde Selhorst bereits 2019 in den Vorstand der ISN gewählt, dem er nun seit zwei Wochen vorsteht.