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Stimmensammlung

Das sagen Politiker, Verbände und Branchenvertreter zur Afrikanischen Schweinepest

Nachdem Bundesagrarministerin Julia Klöckner am Donnerstag den Fund eines mit ASP infizierten Wildschweins offiziell bestätigt hat, gab es eine Flut von Stellungnahmen und Forderungen.

Lesezeit: 16 Minuten

Nach dem Fund eines mit ASP infizierten Wildschweins im Spree-Neiße-Kreis gibt es viele Stimmen und Ratschläge. Hier sind einige:

DBV: Mehr Jagd und ein Zaun

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DBV-Präsident Joachim Rukwied betont, dass die Vorsorge jetzt noch weiter verstärkt werden müsse. "Wir fordern Politik und Behörden auf, alles daranzusetzen, diese Seuche einzudämmen und wieder aus Deutschland zu verdrängen. Dazu gehört weiter die konsequente Bejagung von Schwarzwild und ein stabiler Zaun. Wir brauchen zwingend eine wildschweinfreie Zone an der polnischen Grenze. Reisende dürfen Wurstbrote und andere Essensreste nicht unachtsam wegwerfen - denn auch darin kann das Virus überleben."

Kaniber befürchtet Marktstörungen

Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber rät den Betrieben dringend zu einer Teilnahme an der Status-Untersuchung zur ASP, um gegebenenfalls ihre ASP-Freiheit nachweisen zu können. Um den Betrieben den Einstieg in das Verfahren zu erleichtern, wurden dafür bereits im Vorfeld 200.000 Euro zur Verfügung gestellt. Bayern sei aber für einen ASP-Ausbruch gut gerüstet. Entsprechende Präventionsmaßnahmen wurden frühzeitig eigeleitet sowohl durch das für die Tierseuchenbekämpfung zuständige bayerische Umweltministerium, als auch durch das Landwirtschaftsministerium.

Auf die Betriebe in Bayern hat das aktuelle Geschehen unmittelbar keine Auswirkungen für das Verbringen ihrer Schweine in andere Betriebe oder zur Schlachtung. Von tierseuchenrechtlichen Maßnahmen ist Bayern derzeit nicht unmittelbar betroffen. Massive Marktstörungen sind laut Kaniber aber nicht auszuschließen, da wichtige Märkte z. B. in Asien wegbrechen könnten. „Hier ist der Bund in der Pflicht, sich bei der EU für entsprechende Marktentlastungsmaßnahmen einzusetzen“, sagte sie.

Heidl fordert entschlossenes Handeln von Politik, Behörden und Marktpartnern.

Für einen Zaun und eine intensive Bejagung spricht sich auch BBV-Präsident Walter Heidl aus. Deutschland habe nun den Status als ASP-freies Land verloren, was das Marktgeschehen beim Export von Schweinefleisch kräftig durcheinander wirbeln könnte.

"Marktpartner wie z. B. Lebensmitteleinzelhandel oder Schlachtunternehmen müssen alles unternehmen, um den Markt zu stabilisieren und dürfen diese Ausnahmesituation nicht ausnutzen. Damit Exporte weiterhin möglich bleiben, ist das Bundeslandwirtschaftsministerium gefordert, alles zu tun, um eine Regionalisierungsklausel in Abkommen mit Drittstaaten zu ermöglichen", sagte Heidl.

Stegemann erwartet keine Konsequenzen im Handel

Beruhigter ist dagegen Albert Stegemann von der CDU, weil der Ausbruch momentan lokal begrenzt auf einen Landkreis ist. „Aufgrund des Regionalisierungsprinzips, nach dem nur ein bestimmtes Gebiet in der Nähe des Ausbruchsortes vom Handel ausgeschlossen wird, sind kaum Auswirkungen auf den innereuropäischen Agrarhandel zu erwarten. Die Bundesregierung und die EU-Kommission sind seit längerem in Gesprächen mit wichtigen Drittländern, damit auch dort dieses Prinzip anerkannt wird und die Handelsrouten für hochwertiges Schweinefleisch aus Deutschland offenbleiben“, sagte Stegemann.

Thüringen: Exportbeschränkungen müssen regionalisiert werden

Der Thüringer Bauernverband (TBV) hingegen befürchtet als Folge einen Preisverfall für Schweinefleisch, der viele Schweinhalter vor existenzielle Probleme stellen kann. „Es ist zu befürchten, dass der Export und damit auch der Preis für Schweinefleisch einbrechen wird, da die meisten Staaten, wie China, nur Fleisch aus ASP-freien Ländern akzeptieren“, so TBV-Präsident Dr. Klaus Wagner.

Ein Preisverfall sei auch in Belgien die Konsequenz gewesen, nachdem dort im September 2018 ein ASP-Fall bestätigt worden war. Gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie würden die Folgen der ASP aus Sicht des TBV besonders gravierend sein: „Der Preis, den die Landwirte für ihre Mastschweine erhalten, ist in den letzten Monaten aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Schließung des Tönnies-Schlachthofes bereits enorm unter Druck geraten, so dass seit April der Umsatz in der Schweinemast die Vollkosten nicht mehr decken kann. Der jetzt zu befürchtende Preisverfall kann die Betriebe wirtschaftlich nochmals hart treffen“, so der Bauernpräsident.

Wagner fordert daher Unterstützung der Politik: „Wir erwarten, dass sich die Bundesregierung jetzt massiv für eine Anerkennung der Regionalisierung durch Drittstaaten einsetzt. Exportbeschränkungen dürfen nur dort wirken, wo die ASP auch aufgetreten ist. Nur so wird es möglich sein, weiter Schweinefleisch aus Regionen wie Thüringen zu exportieren, die nicht von der ASP betroffen sind.“

Bauern aus Sachsen-Anhalt wollen Zaun

Der Bauernverband aus Sachsen-Anhalt fordert, dass der dringend vonseiten der Tierhalter geforderte, dauerhafte Zaun an der polnischen Grenze eingerichtet werden müsse und weiterhin eine konsequente Bejagung von Schwarzwild stattfinden soll.

Ansonsten sei das Land aber gut vorbereitet. In den Kreisen hätten sich die Schweinehalter, Kreisbauernverbände und Ämter abgestimmt und Informationsketten aufgebaut, um koordinierte Maßnahmen zu treffen. Bauern sollten ihre Ställe zudem mit Festzäunen sichern.

Höfken kritisiert, man habe frühzeitig einen Zaun gefordert

Kritik kommt von der grünen Umweltministerin Ulrike Höfken aus Rheinland-Pfalz. Sie habe den Bund mehrfach aufgefordert, auch in einer Bundesratsinitiative, die Rechtsgrundlage für einen festen Zaun an der Grenze zu schaffen. Diesen Vorschlag habe das Bundeslandwirtschaftsministerium bis heute abgelehnt.

Höfken sagte zu, dazu beizutragen, sowohl Tierleid zu vermeiden als auch die Marktfähigkeit schweinehaltender Betriebe aufrechtzuerhalten. Ein festinstallierter Zaun könne die Ausbreitung des Virus über wandernde Wildschweine verringern. Das BMEL forderte sie auf, sich für eine Regionalisierung einzusetzen und so den Betrieben, die in ASP-freien Gebieten liegen, die Möglichkeit eröffnen auch weiterhin Schweinefleisch verbringen zu dürfen.

Jäger und Behörden sollten eng zusammenarbeiten

Der Deutsche Jagdverband (DJV) und der Landesjagdverband Brandenburg (LJV) rufen die zuständige Veterinärbehörde auf, mit Landwirten und Jägern vor Ort die Strategie zur Eindämmung transparent zu erarbeiten und umzusetzen. "Es geht jetzt darum, ohne Hektik jeden Fundort zügig zu isolieren und damit eine weitere Ausbreitung zu verhindern", sagte DJV-Präsident Dr. Volker Böhning. "Die Jäger vor Ort haben die beste Orts- und Fachkenntnis und sind bereit, sich einzubringen", ergänzte LJV-Präsident Dr. Dirk-Henner Wellershoff. DJV und FLI haben gemeinsam einen Maßnahmenkatalog entwickelt. Die Behörden müssten jetzt Maßnahmen aus diesem Werkzeugkasten intelligent kombinieren, so Dr. Böhning.

Jäger, Landwirte, Förster und Erholungssuchende ruft der DJV zu erhöhter Aufmerksamkeit auf: Wildschweinkadaver sollten in jedem Fall dem zuständigen Veterinäramt oder über den Notruf gemeldet werden. Tote Wildschweine, die über die App des Tierfund-Katasters (www.tierfund-kataster.de) gemeldet werden, erreichen direkt das FLI und gehen von dort an das zuständige Veterinäramt.

Kadaver sollten keinesfalls angefasst, sondern lediglich gesichert werden: Das ASP-Virus überlebt selbst im Schlamm eines Radkastens über 100 Tage - das Verbreitungsrisiko ist entsprechend groß. Ein Transport ist nur in dichten Spezialbehältern sicher. Kleidung, Schuhe und weitere Gegenstände sollten nach Kontakt mit verdächtigen Kadavern desinfiziert werden. Für den Menschen ist das Virus ungefährlich. Infizierte Haus- und Wildschweine sterben innerhalb weniger Tage.

Bundestierärztekammer fordert finanzielle Unterstützung

Die Bundestierärztekammer verlangt finanzielle Unterstützung für die Suchtrupps. "Für die Fallwildsuche bedarf es viel Personal von ortskundigen Jägern und einer guten Kooperation mit den Kreisverwaltungsbehörden", sagte der Präsident der Bundestierärztekammer, Uwe Tiedemann, der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Freitag).

"Für die Suchtrupps müssen ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden, da Veterinäre dies nicht alleine meistern können", sagte Tiedemann. Ebenso müssten alle Möglichkeiten ausgeschöpft und auch finanziell unterstützt werden, die eine weitere Reduzierung der Schwarzwildbestände ermöglichen, so Tiedemann. Er betonte, dass die Schweinehalter für die Einhaltung der Biosicherheit und damit für die Vermeidung der Einschleppung des Virus in Hauschweinebestände verantwortlich seien.

AfD: Fundgebiet einzäunen und Jäger massiv unterstützen

Das sieht auch der stellvertretende Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Peter Felser, Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft, so: "Das Fundgebiet muss jetzt zeitnah eingezäunt werden. Bestmöglich sollte dazu auch die Bundeswehr zur Amtshilfe aktiviert werden. Außerdem müssen wir unsere Jäger jetzt massiv unterstützen. Dazu gehört die zügige Errichtung von Schussschneisen und der Ersatz von Wildbretverlusten. Wir fordern auch, dass jetzt endlich die ASP-Suchhundeausbildung vorangetrieben wird."

Tiergesundheitsindustrie besorgt

Laut Bundesverband für Tiergesundheit e.V. (BfT) blickt die Tiergesundheitsindustrie mit Sorge auf die ASP-Situation. Angesicht der ernsten ökonomischen Folgen für die Fleischbranche und deren vor- und nachgelagerte Partner beim ASP-Nachweis in Deutschland müssten die Sicherheits- und Hygienebestimmungen zum Schutz der Schweinehaltungen auf jeden Fall eingehalten werden.

Eine Prävention durch Impfung von Schweinen sei im Fall der ASP derzeit nicht möglich. Richtig sei daher der strategische Ansatz der Tierseuchenbekämpfung, durch verstärkte Biosicherheitsmaßnahmen die Möglichkeit zu schaffen, zwischen Wild- und Haustierschweinebestand zu unterscheiden. Eine Regionalisierung der den Maßnahmen unterworfenen Gebiete ist laut BfT sinnvoll und erforderlich, wodurch Handelsrestriktionen auf die direkt betroffene Region beschränkt werden können. Handelsrestriktionen für ganz Deutschland könnten dadurch vermieden werden.

FDP für Änderung des Jagdgesetzes

Hermann Gruppe von der FDP mahnt, dass alles unternommen werden müsse, um einen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest zu verhindern. Die Jäger hätten im vergangenen Jahr großen Einsatz gezeigt und den Bestand an Wildschweinen schon deutlich eingedämmt. Eine Änderung des Jagdrechts würde die Arbeit der Jäger aber noch unterstützen und ein weiteres Eindämmen der Wildschweinbestände erzielen. „Wir müssen die heimische Landwirtschaft bestmöglich schützen. Auch, indem Handelsrestriktionen und andere Einschränkungen regional auf die Ausbruchsgebiete beschränkt bleiben", sagte der Politiker am Donnerstag.

Und sein Parteikollege Karlheinz Busen erklärte: „Die Infektionsherde gilt es zu lokalisieren und mittels intensiver Bejagung einzudämmen. Dazu gehört auch die Möglichkeit, Jägern eine Arbeitsfreistellung zur Schwarzwildbejagung zu ermöglichen und den Verdienstausfall zu erstatten.“

Ehlers: Niedersachsen ist vorbereitet

Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers zeigt sich besorgt über die Lage und zugleich zufrieden, dass Niedersachsen durch seine frühzeitig vor Monaten einberufene Sachverständigengruppe vorbereitet ist. Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Handel hätten zusammen mit den Behörden Krisenpläne für den möglichen Seuchenausbruch ausgearbeitet und veröffentlicht.

„In vielen Bereichen wurden deshalb Vorbereitungen getroffen, und wir hatten die Möglichkeit die Erfahrungen anderer europäischer Länder in der Seuchenbekämpfung auszuwerten“, berichtet Ehlers. Mehrfach habe es ASP-Übungen gegeben, mit den zuständigen Behörden auf Landkreis- und auf Landesebene. Auch ASP-Übungen auf landwirtschaftlichen Betrieben hätten wichtige Erkenntnisse geliefert.

„Infrastrukturen (z.B. für den Zaunbau) wurden geschaffen und Zuständigkeiten abgeklärt. Viele Landwirte haben Möglichkeiten genutzt, ihr wirtschaftliches Risiko über Versicherungen abzusichern“, führt der Vizepräsident des Landesbauernverbandes aus und verweist auf ein Online-Seminar zur Afrikanischen Schweinepest. Der kostenfreie Zugang zur Videoaufzeichnung, zur Präsentation und zum Fragenkatalog des o.g. Webinars ist unter https://shop.akademie.vet/shop/product/die-afrikanische-schweinepest-gerustet-fur-den-ernstfall-387 zu finden. Über den Button „In den Warenkorb“ und nachfolgend „Zur Kasse gehen“ gelangen Sie zur Registrierung. Hilfestellung finden Sie hier: https://shop.akademie.vet/page/faq.

Abschließend mahnt Ehlers, dass der Handel die Situation der Fleischmärkte nicht ausnutzen dürfe, um eigene wirtschaftliche Vorteile zu generieren, so Ehlers.

Otte-Kinast: Jäger erhalten Aufwandsentschädigung

Das bestätigt auch Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast. Für sie hat nun die Reduktion der Schwarzwildbestände eine hohe Bedeutung, um die Infektionskette zu unterbrechen. Im abgelaufenen Jagdjahr 2019/2020 wurden in Niedersachsen deshalb erstmalig mehr als 70.000 Wildschweine erlegt. Die jagdrechtlichen Bestimmungen wurden für eine wirkungsvolle Prävention und eine effektive Seuchenbekämpfung angepasst.

Außerdem würden im Rahmen des niedersächsischen Wildschweinmonitorings erlegte Wildschweine und gefundenes Fallwild auf ASP untersucht. Die Veterinärbehörden wurden hierzu mit Probenmaterial ausgestattet, das an die Jäger weitergegeben wird. Die Jäger erhalten für ihre Mithilfe – bei der Prävention sowie im Ausbruchsfall – eine Aufwandsentschädigung für das Auffinden von toten Wildschweinen sowie für die vermehrte Bejagung des Schwarzwildes.

Hessen: Schwarzwild stärker bejagen

Hessens Bauernpräsident Karsten Schmal appelliert an die Jäger, Schwarzwild als Überträger des ASP-Virus stärker zu bejagen und bittet die Schweinehalter, durch strikte Einhaltung der bewährten Hygienemaßnahmen die Gefahr für das Einschleppen des Virus in Hausschweinebestände zu minimieren. Geeignete Maßnahmen zur schnellen Eindämmung der ASP müssten jetzt konsequent umgesetzt werden. Dazu gehöre auch eine sichere Einzäunung der Kernzone im Gefährdeten Gebiet.

„Alle Beteiligten der Wertschöpfungskette sind jetzt dazu aufgerufen, diese Situation nicht auszunutzen, um die Erzeugerpreise zu drücken“, betont Schmal.

SPD: Wildschweine immunisieren statt Zäune bauen

Die tierschutzpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Susanne Mittag, wünscht sich eine Immunisierung der Wildschweine durch Impfköder. Das habe schon bei der Bekämpfung der klassischen Schweinepest in Deutschland sehr effektiv funktioniert.

„Die Wirkung ist deutlich größer, als die durch Zäune und Bejagung“, sagte Mittag und nennt im Zeichen des Wahlkampfes eine Reihe von früheren Anträgen der SPD, die CDU/CSU abgelehnt hätten. Unter anderem habe die Union verhindert, dass die Impfstoffentwicklung gegen Tierseuchen in den Koalitionsvertrag aufgenommen wurde.

Für die Ausbreitung der ASP macht Mittag die heutige Art der Nutztierhaltung verantwortlich. „Wir haben Regionen mit sehr hohen Tierbestandsdichten, was dazu führt, dass Übertragungen über kürzere Strecken erfolgen können. Außerdem befinden sich beim Ausbruch einer Seuche in einem Bestand zahlreiche weitere Tiere in der dazugehörigen Sperrzone, wodurch viel mehr Tiere in Mitleidenschaft gezogen werden. Auch die Betriebsgrößen sowie die große Anzahl der Tiere pro Stall führen dazu, dass bei einem Ausbruch sehr viele Individuen gleichzeitig betroffen wären und gekeult werden müssten“, sagte die SPD-Politikerin und kritisiert in dem Zusammenhang auch die Exportausrichtung der deutschen Schweinehaltung.

Das sieht auch Friedrich Ostendorff von den Grünen so: Bundesministerin Julia Klöckner muss endlich Antworten darauf geben, wie die Dezentralisierung und Entzerrung der Schweinehaltung und der Schlachtung in Deutschland erreicht werden kann.“

Tierschutzbund fordert sofortigen Lockdown

Der Deutsche Tierschutzbund und sein Landesverband Brandenburg fordern einen sofortigen Lockdown, um die weitere Ausbreitung zu verhindern. Für den Fall, dass sich die Lage weiter zuspitzt, appellieren die Tierschützer an die Behörden, nur dann Maßnahmen zu ergreifen, wenn ein Ausbruch in einem Hausschweinbestand sicher nachgewiesen ist. Keulungen in Betrieben mit noch unbestätigten Verdachtsfällen sowie unkontrollierte Bejagung würden keine tierschutzgerechte Lösung darstellen.

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes sprach sich für einen sofortigen Stopp aller Tiertransporte aus und in die betroffene Region aus. Für Höfe der Region sollten Betretungsverbote für Dritte erlassen werden, ebenso wie ein vorübergehendes Betretungsverbot für Spaziergänge in den Wäldern.

Eine verstärkte Bejagung von Wildschweinen hält er für keine Lösung. Im Gegenteil könne diese Maßnahme sogar kontraproduktiv sein. Er sieht in der Intensivhaltung von Schweinen in immer größeren Beständen sowie der Spezialisierung der Betriebe, verbunden mit häufigen Tiertransporten auch über Landesgrenzen hinweg das Risiko, dass sich notwendige Maßnahmen bis hin zur Tötung nicht mehr regional und auf wenige Tiere begrenzen lassen.

NRW: Biosicherheit strikt einhalten

"In Schweine haltenden Betrieben müssen Biosicherheitsmaßnahmen weiterhin strikt eingehalten werden, um unsere Hausschweinebestände vor einem Eintrag der Wildschweinepest zu schützen", betont Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser.

Aufgefundene Wildschweinekadaver, aber auch im Rahmen der Jagd erlegte Tiere werden in Nordrhein-Westfalen bereits seit langem standardmäßig auf ASP untersucht, um rechtzeitige Informationen über ein Auftreten der Seuche zu erlangen. Seit Mai 2020 wird es zudem Betrieben ermöglicht, gehaltene Schweine zu untersuchen und durch eine nachgewiesene Kontrolle der Einhaltung der Biosicherheitsmaßnahmen einen ASP-freien Status zu erlangen.

Ministerin Heinen-Esser rief die Betriebe dazu auf, von dieser Möglichkeit rege Gebrauch machen. Regelmäßige Gespräche mit den Vertretern der Landwirtschaft sichern eine intensive Vorbereitung auf mögliche Seuchenausbrüche in Nordrhein-Westfalen.

Jäger sollten davon absehen, in potenziell betroffene Gebiete zu reisen. Zugleich sei es erforderlich, die Wildschwein-Bejagung in NRW weiter intensiv zu betreiben. Das Land Nordrhein-Westfalen übernimmt als Anreiz für die Jäger auch in diesem Jahr die Kosten für die Trichinen-Untersuchungen.

Brandenburg

Um das Seuchengeschehen in Brandenburg zu begrenzen, richten die Veterinärbehörden derzeit um den Fundort herum eine Kernzone, ein gefährdetes Gebiet sowie eine Pufferzone ein. Innerhalb dieses Bereichs werden umfassende Maßnahmen gegen die Ausbreitung der ASP und zum Schutz der Hausschweine ergriffen.

Mit dem Ausbruch der ASP im Landkreis Spree-Neiße hat die zuständige Behörde die Regie mit zahlreichen zusätzlichen Befugnissen übernommen. „Wir wünschen uns von den verantwortlichen Akteuren vor Ort Klarheit und einen reibungsarmen Kommunikationsfluss. Die betroffenen Tierhalter stehen mächtig unter Druck.“, so LBV-Präsident Henrik Wendorff. Alle Schweinehalter seien sensibilisiert, den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten und haben ein starkes Eigeninteresse daran, strikt auf die Biosicherheit in den Betrieben zu achten und diese täglich zu überprüfen.

Wichtige Maßnahmen sind:

  • Direkte und indirekte Kontakte zu Wildschweinen verhindern

    Einstreu vor Wildtieren geschützt lagern

    Futter vor Wildtieren geschützt lagern

    Zutritt nur für unvermeidliche Besucher

    Verbot der Fütterung von Speiseabfällen

    Regelmäßige Reinigung und Desinfektion von Stall und Gerätschaften

    Schuh- und Kleiderwechsel beim Betreten des Stalls

Backhaus: Jetzt Fallwild suchen

Für Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus ist es jetzt von höchster Wichtigkeit, Fallwild zu suchen. „Hier sind wir alle gefragt“, so Backhaus weiter. Neben den Jagdaus­übungs­­­berechtigten seien vor allem die Straßen­meistereien, Polizeidienststellen, Feuerwehren und Landwirte sowie alle Bürger dazu aufgerufen, Fallwild umgehend den örtlich zuständigen Veterinärämtern zu melden. Die Kadaver müssten unbedingt beprobt und untersucht werden, damit im Ernstfall unverzüglich alle notwendigen Erstmaßnahmen eingeleitet werden können. „Denn je eher ein Eintrag der ASP ins Land erkannt wird, desto besser sind die Chancen die Ausbreitung der Tierseuche im Land zu verhindern und diese Tierseuche erfolgreich zu bekämpfen,“ so der Minister weiter.

Zur Früherkennung im Hausschweinebereich, aber auch zur Gewährleistung eines hohen Biosicherheitsstandards in Schweine haltenden Betrieben des Landes Mecklenburg-Vorpommern wurde bereits zu Jahresbeginn das sogenannte ASP-Landesprogramm in Kraft gesetzt, erklärte Backhaus. Die Teilnahme an dem Programm ist freiwillig. Schweine haltenden Betrieben wird damit in normalen, seuchenfreien Zeiten die Möglichkeit gegeben, sich auf die Bedingungen einzustellen, die bei Auftreten der ASP bei Wildschweinen in den dann einzurichtenden Restriktionszonen zu wirken beginnen.

Schweinehalter, die an dem Programm teilnehmen wollen, wenden sich bitte an ihr zuständiges Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt und erklären dort schriftlich ihre Teilnahme.

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