Die Schweinehalter wissen, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. Derzeit sei das Angebot hoch, die Nachfrage schwächele und daher sei der Preis im Keller. Die Landwirtschaft wäre aktuell jedoch nicht in einer solchen Preiskrise, wenn vom erzielten Erlös an der Ladentheke nicht nur mickrige 20% bei den Erzeugern ankommen würden, sondern mehr, moniert dieInteressengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands – ISNin einer Pressemitteilung. Preisschwankungen allein könnten die Schweinehalter im Rahmen der freien Marktwirtschaft abfangen, die derzeitige Einkaufs- und Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels führe jedoch zu einem Preiskampf, der die Landwirte angesichts immer weiter steigender Kosten in den Ruin treibe.
Doch während die Schweinehalter mit ruinösen Schweinepreisen zu kämpfen hätten, steige die Spanne zwischen den Erzeugerpreisen und dem Preis für Schweinefleisch immer weiter an. Dies müsse Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt bei seinem anstehenden Lebensmittelgipfel unbedingt deutlich ansprechen. Denn der Minister habe für den kommenden Donnerstag rund 30 Vertreter der gesamten Wertschöpfungskette, von der Erzeugerstufe über die Verarbeitung und den Handel bis zur Ebene der Verbraucher zu einem Lebensmittelgipfel eingeladen. „Nach unseren Berechnungen ist die Schere zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 70 Cent je kg Schweinefleisch gestiegen“, moniert ISN-Marktreferent Matthias Quaing.
Bei einem Schweinepreis von 1,25 €/kg liege der Erzeugeranteil am Ladenpreis aktuell bei deutlich unter 20 %. Im Klartext: Mehr als 80% der Wertschöpfung würden die nachgelagerten Stufen vereinnahmen. Und das, obwohl insbesondere die Landwirtschaft in den letzten Jahren angesichts von zahlreichen Gesetzesverschärfungen und Auflagen mit deutlich gestiegenen Kosten zu kämpfen habe.
Auch das Kartellamt entpuppe sich angesichts der jüngsten Gerichtsurteile immer mehr als stumpfes Schwert gegenüber den marktmächtigen Lebensmitteleinzelhändlern. Auch wenn die ISN marktregulierende Eingriffe seitens der Politik ganz deutlich ablehne, müsse eine Diskussion über die Verteilung der Wertschöpfung in der Kette auch auf politischer Ebene geführt werden.
Ein Blick auf den europäischen Schweinepreisvergleich der ISN zeige, dass die deutschen Schweinepreise im europäischen Wettbewerb immer mehr den Anschluss verlieren. Auch die Schlachtunternehmen beklagen, dass die zusätzliche Wertschöpfung, die insbesondere durch die Vermarktung des sogenannten 5. Viertels im Drittlandsexport möglich war, durch den enormen Preisdruck im Inlandsgeschäft wieder zunichte gemacht werde. Langfristig könne diese Rechnung nicht aufgehen.
Mit Nachhaltigkeit habe dies nichts zu tun, kritisiert die ISN scharf. Denn die deutschen Schweinehalter blieben dabei auf der Strecke. Es müssten neue Strategien her, um die Preis- und Vertrauenskrise in Deutschland zu überwinden. Dafür bedürfe es jedoch nicht nur eines einmaligen Lebensmittelgipfels, sondern eines intensiven Diskussions- und Dialogprozesses über alle Stufen. Hier sei die Moderation seitens der Politik gefordert. Schmidts Lebensmittelgipfel könne allenfalls ein guter Anfang sein.
${intro}