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Die PED ist noch nicht besiegt

Die Zeiten der seuchenhaften PED-Durchfälle und massiven Ferkelverluste sind zum Glück vorbei. Doch es gibt das PED-Virus noch, auch in deutschen Schweinebeständen.

Lesezeit: 6 Minuten

Unser Autor: Dr. Hendrik Nienhoff, Schweinegesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Die Horrorbilder aus Nordamerika von überquellend vollen Schubkarren und Pickup-Ladeflächen mit toten Saugferkeln haben sich vielen Ferkelerzeugern unauslöschlich in die Erinnerung gebrannt. Die verlustreiche Durchfallerkrankung PED hat seit dem Frühjahr 2013 in den USA und in Kanada etlichen Millionen Saugferkeln das Leben gekostet. Inzwischen ist es um die Porzine Epizootische Diarrhoe (PED) zwar ruhiger geworden. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Erkrankung in den Vereinigten Staaten auch heute noch eine große Rolle spielt. Und auch in einigen deutschen Beständen kann man das Virus nachweisen – wenn man danach sucht.

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Wellenförmiges Auftreten

Der Blick in die Statistik des Labors der Universität Kaliforniens in Davis bestätigt, dass es inzwischen deutlich weniger positive PED-Nachweise gibt. Es treten jedoch wellenförmige Hochphasen auf, wie die Übersicht 1 verdeutlicht. Allein im Januar 2018 wurden in den USA knapp 500 PED-Fälle bestätigt.

Und auch in Deutschland, wo der klinische Verlauf der Erkrankung bisher bei weitem nicht so dramatisch war und der „Seuchenzug“ des Erregers nach amerikanischem Muster zum Glück ausblieb, werden von Untersuchungslaboren wie der IVD GmbH in Hannover oder der AniCon Labor GmbH in Höltinghausen immer wieder positive PED-Nachweise gemeldet.

Auswertungen des AniCon-Labors zeigen, dass sich von Februar 2016 bis Februar 2019 in etwa 5% der untersuchten Proben in Deutschland das PED-Virus nachweisen ließ. Dabei handelte es sich ausnahmslos um Kotproben älterer Schweine.

Die Statistik des IVD-Labors weist einen ähnlichen Trend auf (Übersicht 2). Von insgesamt 6600 in den Jahren 2016 bis 2018 per PCR (Polymerase- Kettenreaktion) ausgewerteten Proben waren im Schnitt 5,1% PED-positiv. Da die Erkrankung nicht meldepflichtig ist und in den Labors auch nicht routinemäßig auf das Vorhandensein von PED-Viren untersucht wird, liegt die Dunkelziffer vermutlich weitaus höher.

Mit anderen Worten: Die PED kommt auch in deutschen Schweinebeständen noch immer vor. Bei der Ursachenforschung von Durchfallerkrankungen sollte man daher sowohl bei Saugferkeln als auch bei Absetzern und Mastschweinen auch auf PED-Viren untersuchen lassen. Das gilt insbesondere deshalb, weil die Erkrankung in deutschen Beständen eher unauffällig verläuft.

Bei uns eher milder Verlauf

Im Gegensatz zum seuchenhaften Verlauf in den USA, der mit extrem hohen Ferkelverlusten verbunden war (siehe Kasten am Ende des Beitrags), tritt die Erkrankung in Deutschland eher milde auf. Das liegt daran, dass es sich bei den in Westeuropa nachgewiesenen PED-Erregern ausschließlich um sogenannte S-INDEL-Stämme handelt. Das ist eine Variante des Erregers, der deutlich mildere Symptome verursacht und vornehmlich in der Mast bzw. im Flatdeck auftritt.

In den in Deutschland betroffenen Zucht- und Mastbeständen wird vor allem wässriger, gelb-gräulicher Durchfall mit unverdauten Futterbestandteilen beobachtet. Die infizierten Tiere wirkten lethargisch, erbrechen sich häufig und nehmen kaum Futter auf. In den meisten Fällen breitete sich die Erkrankung bisher innerhalb weniger Tage im ganzen Bestand aus und dauerte mindestens ein bis zwei Wochen an.

Die Erkrankungsrate kann je nach Betrieb zwischen 0 und 100% schwanken. Bei Saugferkeln lag sie im Mittel bisher bei 80,5%, in der Aufzucht bei 62,3% und in der Mast bei 77,4%. Bei den Sauen erkrankten bisher im Schnitt 61,9% aller Tiere eines Bestandes, wobei der Wert einzelbetrieblich zwischen 0 und 100% schwankt.

Bei den Mastschweinen verendeten bisher nach einer Infektion mit dem PED-Virus je nach Bestand 1,4% bis 4,8% aller Tiere. Bei den Ferkeln waren es zwischen 5,5 und 67,7%.

Biosicherheit beachten

Da es sich bei der PED um eine Virusinfektion handelt, können durch eine antibiotische Behandlung allenfalls bakterielle Begleitinfektionen behandelt werden. Ansonsten gelten wie bei allen Ferkeldurchfällen die allgemeinen Hinweise: Erhöhen Sie die Umgebungstemperatur für die Ferkel etwas, bieten Sie ihnen reichlich frisches Wasser und eine Elektrolytlösung an, um den Mineralstoffverlust auszugleichen.

In den USA gibt es inzwischen auch Impfstoffe gegen die PED. In Europa sind sie jedoch nicht zugelassen, und von den Herstellern wird bislang noch keine Zulassung angestrebt. Auch zu stallspezifischen Impfstoffen liegen in Europa bisher keine ausreichenden Erfahrungen vor.

Die wichtigste vorbeugende Maßnahme im Kampf gegen die PED bleibt daher die externe und interne Biosicherheit. Insbesondere das gründliche Reinigen und Desinfizieren von Tiertransportern, Stiefeln, Händen und der Kleidungswechsel vor dem Betreten des Stalles sind wichtig. Denn in den meisten Fällen wird die Durchfallerkrankung von infizierten Tieren oder über Vektoren wie schmutzige Stiefel und unzureichend desinfizierte Transportfahrzeuge übertragen.

Hilfreiche OnlineTools

Wie Sie die Infektionsketten in Ihrem Betrieb wirksam unterbrechen können, lesen Sie im Beitrag ab Seite S12 in dieser Ausgabe. Sehr hilfreich beim Aufdecken betriebsinterner Schwachstellen sind zudem Onlinetools wie der Biosecurity Check der belgischen Universität Gent (www.biocheck.ugent.be) oder die ASP-Risikoampel der Universität Vechta (www.risikoampel.uni-vechta.de).

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Coronaviren als Auslöser

Die PED ist eigentlich eine „alte“, bereits seit den 1970er Jahren bekannte Erkrankung der Schweine. Sie kann in allen Altersgruppen auftreten. Der Erreger gehört zur Gruppe der Coronaviren, wobei man zwischen Alpha- und Delta-Coronaviren unterscheidet. Bei den Alpha-Viren wiederum gibt es zwei Typen. Der eine verursacht unter anderem die TGE, die Transmissible Gastroenteritis oder auch „Oldenburger Schweineseuche“ genannt, die in den 1960er und 70er Jahren in Deutschland große Probleme bereitete. Und der zweite Erregertyp ist Auslöser der Porzinen Epizootischen Diarrhoe (PED).

Das Virus wird von den infizierten Tieren mit dem Kot ausgeschieden und dann von Buchtengenossen über das Maul aufgenommen. Es handelt sich um eine klassische Schmierinfektion. Von der Infektion bis zum Auftreten erster Krankheitsanzeichen vergehen in der Regel nur zwei bis vier Tage.

PED-infizierte Tiere wirken lethargisch, sie nehmen kaum Milch beziehungsweise Futter auf und können unter Erbrechen und massivem Durchfall leiden. Die Symptome der PED lassen sich kaum von denen der Oldenburger Schweineseuche (TGE) unterscheiden.

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Extrem viele Saugferkel in Nordamerika verendet

In Thailand, China und anderen Ländern Asiens wurde schon 2008 und 2009 von massiven PED-Durchfällen berichtet, durch die 80 bis 100% aller Ferkel starben. Im April 2013 trat das Virus dann erstmals in Schweinebeständen in den USA auf. Die Erkrankung verbreitete sich zuerst in Iowa und Oklahoma, später jedoch rasant über fast alle US-Bundesstaaten. Auch Kanada und Südamerika traf es.

In Nordamerika waren bzw. sind von der PED vor allem Saugferkel betroffen. In einigen Betrieben verendeten innerhalb von vier Wochen 90% aller Saugferkel. In den Jahren 2013 bis 2015 sind der Seuche allein in den USA zirka fünf bis sechs Millionen Ferkel zum Opfer gefallen. Mehr als 5000 schweinehaltende Betriebe suchte die PED heim.

Als Eintragsquelle in die USA gerieten schnell importierte Futtermittel aus China ins Visier. Der endgültige Beweis dafür konnte zwar bisher nicht erbracht werden. Amerikanische Wissenschaftler konnten jedoch nachweisen, dass der PED-Erreger mindestens 37 Tage in Sojaprotein infektiös bleibt. Er würde daher auch eine mehrwöchige Schiffspassage in die USA problemlos überstehen.

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