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Edelschweine und Exoten im Mix

Neben der klassischen Ferkelproduktion haben Katharina Matzer und Michael Frieß eine Nische mit Schwäbisch Hällischen aufgebaut. Das bringt ihnen ein lukratives Einkommen, wie Beate Kraml in ihrer Reportage für top agrar Österreich 10/2017 feststellte.

Lesezeit: 6 Minuten

Neben der klassischen Ferkelproduktion haben Katharina Matzer und Michael Frieß eine Nische mit Schwäbisch Hällischen aufgebaut. Das bringt ihnen ein lukratives Einkommen, wie Beate Kraml in ihrer Reportage für top agrar Österreich 10/2017 feststellte.

 

Ein goldiger Anblick bietet sich Besuchern im Stall von Katharina Matzer und Michael Frieß aus St. Nikolai ob Draßling: Schwarz-weiße Ferkel wuseln zwischen ihren rosa Artgenossen umher. Das ist ungewöhnlich, weil die Kreuzung der Rassen Schwäbisch Hällisch und Duroc vor allem auf Freilandbetrieben zu finden ist. Doch die Exoten haben es den Ferkelproduzenten angetan. Bekannt sind sie unter der Marke „Gaumennostalgie“. Geschmack wie früher und alte Schweinerassen zeichnen die Idee dahinter aus. In ihrem konventionellen Schweinestall und am kleinen Freiland-Betrieb in Mitterlabill halten sie daher neben 90 Edelschwein- auch 30 Schwäbisch Hall-Sauen.

 

Minderheit unter Profis

 

Dabei erzählen sie, dass es in Österreich wenige im Profibereich gibt, die Ferkel dieser alten Rasse produzieren. Sie sind sogar in den Herdebuchzucht eingestiegen. Dort fehlt es schon lange an Züchtern von Schwäbisch Hällischen. „Wir haben mit zwei Schwäbisch- Hall-Sauen begonnen, um zu sehen, wie die Fruchtbarkeit ist“, erzählt Matzer. Sie kauften nach guten Erfolgen weitere zu und fingen schließlich 2016 an, eigene Sauen nachzuzüchten.

 

„Es war gar nicht so einfach, Zuchttiere zu bekommen“, erzählt die junge Bäuerin. „Einige der Sauen entpuppten sich als nicht reinrassig oder deren Qualität passte nicht zu unseren Zuchtzielen.“ Ein Vorteil der Nischenrasse ist die intensive Rausche. So haben Matzer und Frieß kaum Umrauscher. Außerdem bringen sie eine ähnliche Leistung im Vergleich zu den Edelschwein-Sauen. Bei beiden Rassen setzen die Steirer 27 bis 28 Ferkel pro Sau und Jahr ab.

 

Dazu kommt, dass die schwarz-weißen Sauen robuster gegenüber Krankheiten sind. Das geben sie auch an die Ferkel weiter: „Selbst wenn eine Gruppe z. B. an Coli erkrankte, blieben die Schwäbischen Ferkel gesund. Zudem sind sie etwas robuster gegenüber Durchfall“, erzählt Frieß.

 

Auf der anderen Seite gibt die alte Rasse etwas weniger Milch. So bringen die Ferkel beim Absetzen etwa einen halben Kilo weniger auf die Waage als ihre Artgenossen (Edelschwein x Pietrain). „Die Schwäbischen sind aber gute Fresser. Sie holen den Rückstand wenige Wochen nach dem Absetzen wieder auf“, erklärt Frieß. Damit haben sie kaum Nachteile zu den anderen Ferkeln im Stall. Um das Wachstum zu fördern, setzen die Landwirte auf eine gut funktionierende Verdauung der Ferkel. Schon zwei Wochen vor dem Absetzen erhalten diese den Prästarter – anfangs gemischt mit Milchpulver. Diese Kombination weckt die Fresslust der Tiere.

 

In der Aufzucht erhalten die Ferkel ein Spezialfutter nach einer eigenen Futterkurve. Die sortierten Ferkel bekommen erst nach Bedarf das spezielle, hochverdauliche Absetzfutter. Dieses wird dann je nach Größe der Ferkel mit dem Aufzuchtfutter überschnitten. Letzteres besteht zu 70 % aus hofeigenem Mais und Hirse. Die restlichen 30 % sind Rohfaser, Mineralstoffe und Eiweißkomponenten. „Mit dieser Futterkurve gelingt uns auch bei den genetisch weniger bemuskelten Gaumennostalgie-Ferkeln ein super Muskelansatz“, erzählt Matzer. Diese werden schließlich mit den anderen Ferkeln mit 32 kg vermarktet. Insgesamt haben Matzer und Frieß drei fixe Mäster, die ihre Ferkel abnehmen. Den Rest vermarkten sie über die Styriabrid. Die Gaumennostalgie- Ferkel für die Lohnmast gehen dabei an einen Mäster.

 

120 € pro Ferkel

 

Von ihm erhalten Sie 20 % mehr Geld pro Ferkel. Das macht zurzeit einen Mehrerlös von rund 20 €. Bei 27 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr sind das um die 10 000 € mehr, die die jungen Landwirte erlösen. Allerdings zahlen Matzer und Frieß ihrem Lohnmäster das Futter, Stroh, Strom und die Tierarztkosten bis zu einem gewissen Rahmen. Zieht man diese Kosten noch ab, dann sind es etwa 12 % Gewinn pro Ferkel. Es soll aber nicht bei einem Mäster bleiben. Die Landwirte wollen künftig mehr Schwäbisch Hall-Sauen einstellen und die Mast der Ferkel an weitere Betriebe aufteilen. Allerdings brauchen sie davor zusätzliche Metzger, die das Fleisch verkaufen und vermarkten.

 

Den Partnern wollen sie die Ferkel künftig über Kontingente verkaufen. Diese werden laut den Sauenhaltern für einen Stallbau ausschlaggebend sein. „Unser Plan ist es, einen besonders tierfreundlichen Stall zu bauen“, erklärt Matzer. Geplant ist ein Freiluft- bzw. Außenklimastall für die Aufzucht und die tragenden Muttersauen im Wartestall. Dieser Stall soll die Vorteile der konventionellen mit jener der Freilandhaltung kombinieren. Mehr Platz und z. B. Duschen für die Sauen sind geplant. Zudem wollen sie auf das Schwanzkupieren verzichten.

 

„Uns liegen die Tiere am Herzen. Wir wollen etwas ändern und einen Mehrwert für jeden in unserem Projekt schaffen. Angefangen beim Tier, über Züchter, Mäster und Metzger, bis zum Genuss für den Konsumenten“, erklären Matzer und Frieß.

 

Mehr Wertschätzung


 

Außerdem soll der neue Stall ein Schaustall werden. Die engagierten Schweinehalter möchten den Konsumenten die moderne Landwirtschaft wieder näher bringen. Auch über Facebook wollen sie Einblicke in ihre tägliche Arbeit geben. Doch bevor dies alles starten kann, brauchen sie eine geregelte Vermarktung ihrer Gaumennostalgie-Ferkel. Die Marktnachfrage ist da, erzählen sie. Es fehlen nur noch fixe Partner.

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Test: Besser als Markenfleisch

 

Das intramuskuläre Fett sowie die feine Marmorierung der Kreuzung Schwäbisch Hall und Duroc punkteten beim Steirischen Schweinefleischkontest Ende Mai. Dort setzten sich Katharina Matzer und Michael Frieß mit ihrer Marke „Gaumennostalgie“ sogar gegen etablierte Markenprogramme wie Vulkanlandschwein durch.

 

Insgesamt wurde ihr Fleisch mit einer Note von 1,8 bewertet. Nur das spanische Iberico-Fleisch kam bei den Testessern mit einer Gesamtnote von 1,7 besser an. Grundlage für den guten Geschmack der Gaumennostalgie- Schweine liefert die Genetik der Tiere: Das Schwäbisch-Hällische hat eine natürliche Speckauflage. Das Fleisch ist saftig und zart. Duroc- Schweine haben viel intramuskuläres Fett, womit der Geschmack besonders intensiviert wird. „Das Fleisch unserer Ferkel vereint die Fleischeigenschaften der Elterntiere perfekt“, heben Matzer und Frieß hervor.


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Kontingente statt Verträge

 

Was Katharina Matzer und Michael Frieß jetzt schon wissen: Es wird für die Vermarktung ihrer Ferkel Kontingente statt Verträge geben. Diese sind so geplant, dass es von den Partnern eine Anzahlung um die 1 000 € geben wird. Diese wird dann jährlich über die Laufzeit verteilt gutgeschrieben. Zudem wollen sie einen Bonus einbauen.

 

„Jeder Partner wird am Ende der mehrjährigen Laufzeit etwas mehr Geld zurückbekommen als er anfangs anbezahlt hat oder eine Gutschrift für das nächste Kontingent erhalten“, erklären Matzer und Frieß. Damit wollen sich die Ferkelproduzenten absichern und die Produktion besser planbar machen. Grob sieht es so aus, dass ein Kontingent aus 25 Ferkeln oder 50 Schlachthälften besteht. Damit müssten sie pro Jahr eine Muttersau neu eingliedern. Das wäre kein Problem für die Landwirte.

 

Die Laufzeit soll fünf Jahre betragen. Holt der Mäster die Ferkel vollständig ab, dann gibt es jährlich eine Gutschrift. Werden die Ferkel im Jahr nicht geholt, verfällt die Rückgutschrift (außer der Fehler liegt wo anders). Es gibt auch die Möglichkeit, das Kontingent weiterzuverkaufen. Die genauen Details zu den Kontingenten tüfteln Matzer und Frieß derzeit aber noch aus. Es kann sich also noch so Manches ändern.

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