Der aus Polen stammende EU-Agrarkommissar kritisiert die Entwicklung der Schweinehaltung im eigenen Land. Er drückte in einem auf dem Kurznachrichtendienst Twitter am Dienstag veröffentlichten Tweet seine Sorge zum Ausdruck, dass Großmastbetriebe in der Schweinezucht mit über 1.000 Tieren die traditionelle Landwirtschaft in Polen verdrängten:
"Mehr als die Hälfte der in Polen aufgezogenen Schweine konzentriert sich auf Betriebe mit mehr als 1000 Stück. Die traditionelle Landwirtschaft wird leider durch Industriegürtel mit allen negativen sozialen und wirtschaftlichen Folgen ersetzt".
Wojciechowski: "Mit dem Green Deal Fehlentwicklungen rückgängig machen"
Gleichzeitig drückte er die Hoffnung zum Ausdruck, dass mit dem von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angestoßenem Projekt des "Green Deal", die bäuerliche Landwirtschaft wieder zum Maßstab der Dinge in der EU werde.
"Es besteht die Möglichkeit, dass der Green Deal diese Fehlentwicklungen rückgängig macht", so Wojciechowski.
Schon in der ersten Anhörung im Europäischen Parlament im November 2019 hatte sich der EU-Landwirtschaftskommissar dafür ausgesprochen, die familiäre bäuerliche Landwirtschaft stärken und ihre Existenz angesichts anhaltendem Höfesterben in der EU sichern zu wollen.
Zu Beginn des Jahres 2020 im Februar hatte der EU-Agrarkommissar mit einem Tweet die deutschen Schweinemastbetriebe bereits alarmiert.
EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski hat damals ebenfalls auf Twitter die intensive Schweinhaltung thematisiert. Damals führte er Vergleiche zum Tierbesatz in den EU-Staaten an und zeigte das Verhältnis von Tierzahlen zur Ackerfläche in einigen EU-Mitgliedstaaten auf.
Daten aus dem Jahr 2017 zeigten, so die EU-Kommission, dass in Frankreich 43 Schweine je 100 Hektar Ackerland gehalten werden. In Italien seien es 67, in Polen 79, in Deutschland 166, in Belgien 452, in Dänemark 473 und in den Niederlanden 690.
„Im Rahmen des Green Deal muss das Problem der intensiven Schweinehaltung in einigen EU-Ländern angegangen werden, da die Landwirtschaft nachhaltig sein soll“, hatte Wojciechowski angekündigt.
VDF: "Unangemessene Kritik für den Chef des Agrarressorts der EU-Kommission"
Der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) zeigte sich alarmiert und wertete den Beitrag als einen Aufruf, die intensive Schweinehaltung zu reduzieren. Die Kritik an Wojciechowskis Zukunftvision fiel entsprechend deutlich aus:
„Eine von Gefühlen getragene und mit untauglichen Kennzahlen begleitete Meinungsäußerung, die dazu noch einen tendenziösen Verweis auf eine vermeintliche Benachteiligung Ihres Heimatlandes enthält, ist unangemessen für den Chef des Agrarressorts der EU-Kommission, der dem Wohl der gesamten Landwirtschaft der EU verpflichtet sein muss“, empörte sich der VDF-Vorsitzende Heiner Manten in einem Brief an den EU-Agrarkommissar.