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Existenznot: Sauenhalter fordern sofortiges Handeln der gesamten Kette

Das Netzwerk Sauenhaltung sieht die hohe Exportabhängigkeit Deutschlands kritisch. Jetzt muss über die Neuausrichtung der Produktion geredet werden.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Sauenhalter stehen mit dem Rücken zur Wand: Ruinöse Ferkelpreise, ständig neue Anforderungen an die Tierhaltung im Deckzentrum und Abferkelstall, der gesellschaftliche Druck, die vielerorts fehlende politische Unterstützung und die nicht vorhandenen Zukunftsaussichten lassen viele Sauenhalter und ihre Familien verzweifeln.

Das Netzwerk Sauenhaltung, ein Zusammenschluss von rund 100 landwirtschaftlichen Familienbetrieben mit rund 50.000 Sauen aus Schleswig-Holstein, schlägt jetzt Alarm. „Wenn wir Ferkelerzeuger nicht endlich eine Perspektive bekommen, wandert die Sauenhaltung aus Deutschland innerhalb weniger Jahre ab. Der Strukturwandel wird rasant steigen“, warnt Dagmar Klingelhöller, Sprecherin des Netzwerks, vor dem raschen Ende der deutschen Ferkelerzeugung.

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Corona-Schutzimpfung für Schlachthofmitarbeiter

Klingelhöller und ihre Mitstreiter haben in einem Positionspapier einen dreistufigen Forderungsplan aufgestellt, um die Sauenhaltung im Land zu halten. Kurzfristig fordern sie:

  • Sofortiges Hochfahren der Schlachtkapazitäten, um den Abbau des Schweinestaus zu beschleunigen. In diesem Zusammenhang müssen der Arbeits- und Infektionsschutz mit Augenmaß bewertet werden.



  • Erleichterte Einreise von qualifizierten Arbeitskräften für die Produktionskette Schweinehaltung aus Nicht-EU-Staaten.



  • Sofortige Corona-Schutzimpfung für Mitarbeiter der Schlacht- und Verarbeitungsunternehmen, sobald ein Impfstoff zur Verfügung steht. Einstufung der Mitarbeiter in der Fleischbranche als systemrelevante Gruppe.



  • Intensivierung der Exportverhandlungen auf höchster staatlicher Ebene mit China zum Thema ASP-Regionalisierungsprinzip.



  • Forcierung des ASP-Früherkennungsprogramms auf Bundeslandebene. Aufforderung an alle Landwirte, sich zu beteiligen.

Das Ziel ist die Neuausrichtung der Tierproduktion

Mittelfristig, also in den nächsten 6 Monaten, fordert das Netzwerk unbürokratische finanzielle und rückzahlungsfreie Soforthilfen insbesondere für Sauen haltende Betriebe. Langfristig, das heißt in den nächsten 5 Jahren, hält man folgende Punkte für wichtig:

  • Klares und verbindliches Bekenntnis der gesamten Gesellschaft zu einem Umbau der Tierhaltung inklusiver langfristiger finanzieller Unterstützung.



  • Risikobasierte Neubewertung der zusehends steigenden Exportabhängigkeit Deutschlands.



  • Die freiwillige und gezielte Reduzierung der Mastkapazitäten ist mit allen Marktpartnern zu diskutieren und zu bewerten. Staatliche Ausstiegsprämien sollten diesen Schritt flankieren.



  • Einführung von gleichen Vorgaben im Hinblick auf die Tierhaltungs- und Tierwohlkriterien für Importtiere und Verarbeitungsware.



  • Einführung einer transparenten und verbindlichen Herkunftskennzeichnung für Lebensmittel.



  • Klares Bekenntnis der Politik zur deutschen Sauenhaltung inklusive massiver staatlicher Förderung für bauliche Investitionen sowie Ausgleich der laufenden Mehrkosten in der Produktion, die durch die höheren Tierwohlstandards entstehen.



  • Intensivere und frühzeitige Einbindung der betroffenen Schweinehalter in politische Überlegungen, Planungen und Entscheidungen. Neben Interessenverbänden und Handelsunternehmen müssen auch Praktiker gefragt werden.

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Kommentar Marcus Arden

Gemeinsam für die Zukunft kämpfen!

Man braucht nicht darüber zu diskutieren, dass die Ferkelerzeuger in der wohl tiefsten Krise seit Jahrzehnten stecken. Schlechte Ferkelpreise hat es immer wieder gegeben. Dass 25 kg-Ferkel aber gar nicht mehr abzusetzen sind oder für lächerliche 1 € pro Stück abgeholt werden, das gab es bislang noch nicht. Dieser Preis ist ein Schlag ins Gesicht jedes Ferkelerzeugers, der 365 Tage im Jahr im Stall steht und seine Arbeit gewissenhaft erledigt.

Angesichts der dramatischen Situation verwundert es nicht, dass das Netzwerk Sauenhaltung jetzt lautstark Alarm schlägt und in seinem Positionspapier mit deutlichen Forderungen aufhorchen lässt. Viele der Forderungen sind berechtigt: Wenn die Gesellschaft z.B. mehr Tierwohl verlangt und das höhere Kosten nach sich zieht, muss die Gesellschaft auch dafür geradestehen – und zwar ohne Wenn und Aber!

Mutig ist hingegen die Aufforderung, mit den Marktpartnern über die Exportabhängigkeit und den Abbau von Mastkapazitäten zu diskutieren. Das birgt rund 30 Jahre nach dem Start der deutschen Veredlungsoffensive erheblichen Sprengstoff und darf auf keinen Fall dazu führen, dass die Marktpartner gegeneinander arbeiten, anstatt an einem Strang zu ziehen! Das gemeinsame Ziel muss sein, dass den verantwortlichen Politikern, dem Handel und den Verbrauchern endlich die Augen aufgehen, sie die Not der Veredler anerkennen und Landwirten endlich eine verlässliche Zukunftsperspektive angeboten wird.

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