Viele Veredelungsbetriebe wachsen und suchen händeringend Fachkräfte. Oft gestaltet sich die Suche schwierig. Denn viele Arbeitnehmer können sich ihren Arbeitgeber mittlerweile aussuchen. Aber auch das Halten und Begeistern von Mitarbeitern will gelernt sein. Doch wie macht man das richtig? Wie viel Kümmern bzw. Nähe zwischen Chef und Angestellten ist angebracht? Für viele Schweinehalter ist das Thema Personalführung ungewohnt oder ganz neu.
Schenken Sie Ihren Mitarbeitern Aufmerksamkeit!
Personaltrainer Paul Beelen von der Personalberatungsagentur Kenneth Smit kennt die Herausforderungen vieler Betriebsleiter in Sachen Personalführung. Er rät dazu, den Mitarbeitern Aufmerksamkeit zu schenken. „Gute Mitarbeiterführung beginnt mit echter Aufmerksamkeit. Denn wer versteht, was seinen Leuten wichtig ist, kann gezielt ansetzen – sei es am Arbeitsplatz, bei der täglichen Kommunikation oder bei der Aufgabenverteilung.“
Beelen hat zudem die Erfahrung gemacht, dass Fingerspitzengefühl gerade bei Mitarbeitenden mit einfachem Bildungsweg oder aus anderen Kulturen gefragt ist. Viele haben in der Vergangenheit wenig Wertschätzung erfahren. Umso wichtiger ist es, ihnen zu zeigen, dass ihre Arbeit zählt.
Zur modernen Mitarbeiterführung gehören aber auch ein ehrliches Lob, klare Kritik, regelmäßige Gespräche und das Feiern kleiner Erfolge. „Das alles sind keine Soft Skills, sondern die Grundlage moderner Mitarbeiterführung“, erklärte Beelen bei den diesjährigen Farmers Days, die das Unternehmen Denkavit ausgerichtet hat. Seiner Erfahrung nach geht es auch um kulturelle Unterschiede: Wer aufgaben-, wer menschen- oder wer respektorientiert ist, also die Art und Weise, wie Menschen an Aufgaben, Zusammenarbeit und Kommunikation herangehen, hängt stark von Herkunft, Werten und Erfahrungen ab.
Aufgabenorientierte Menschen konzentrieren sich stark auf Ziele, Leistung und Ergebnisse.
Bei menschenorientierten Mitarbeitern steht die Beziehung zwischen den Beteiligten im Vordergrund.
Respektorientierte Menschen legen viel Wert auf Hierarchien, Status und persönlichen Respekt.
Führungskräfte müssen lernen, diese Unterschiede zu erkennen und konstruktiv zu nutzen.
Vertrauen ist die Basis von allem
Ein starkes Team entsteht zudem nicht über Nacht. Es braucht eine stabile Basis – und das ist Vertrauen. Wer seinen Mitarbeitern echtes Interesse entgegenbringt, ihre Meinung ernst nimmt und auch mal zuhört statt nur zu sagen, was zu tun ist, schafft ein Umfeld, in dem sich Menschen einbringen wollen.
Dabei nimmt der Chef eine Schlüsselrolle ein. Produktive Konflikte, gegenseitige Verantwortung und gemeinsame Zielerreichung – das ist die Pyramide erfolgreicher Teamarbeit. Führungskräfte tragen hier eine Schlüsselrolle: Mehr als 70 % der Unterschiede im Engagement der Arbeitnehmer hängen direkt vom unmittelbaren Vorgesetzten ab.
Arbeit muss sinnstiftend sein
Genauso wichtig wie die richtige Portion Aufmerksamkeit ist die Sinnhaftigkeit seines Tuns, betonte Paul Beelen in seinem Vortrag vor rund 60 Landwirten, deren Angestellten und Firmenmitarbeitern. „Arbeit ist mehr als nur ein Job. Wer versteht, warum und wofür er etwas tut, bringt mehr Einsatz“, so Beelen. Gerade in einem Betrieb, der rund um die Uhr läuft, braucht es ein gemeinsames Verständnis für Verantwortung und Zielorientierung. Derjenige Betriebsleiter, der das schafft, wird auch in Zukunft ein verlässliches Team an seiner Seite haben.