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Feldstudien zeigen: Improvac ist praxistauglich

Das Projekt „100 000 Improvac-Tiere“ ist abgeschlossen. Das Ergebnis: Die Mast von Immunokastraten funktioniert. Jetzt sind Schlachter und Handel am Zug, die Landwirte zu unterstützen.

Lesezeit: 5 Minuten

Bei der Immunokastration werden männliche Schweine während der Mast zweifach gegen Ebergeruch geimpft. Für viele Landwirte ist das eine attraktive Alternative zur chirurgischen Kastration. Daten aus dem Projekt „100 000 Improvac-Tiere“ bestätigen diese Einschätzung.

Keine Geruchsabweichung

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Laut chemischer Analyse der Uni Göttingen sind bei weniger als 2,5 % der Immunokastrate die Ebergeruchsstoffen Androstenon, Skatol und Indol erhöht. Die Impfung wirkt also. Untersucht wurden 420 Schweine aus den Projektbetrieben. Hinzu kam ein sensorischer Test, um die Nase des Verbrauchers beim Kochen nachzuempfinden.

Zehn Prüfer erhielten Speckproben und Lötkolben zum Erhitzen und Riechen. Zwischen Sauen und Immunokastraten nahmen die Tester keine signifikanten Unterschiede wahr. Als Höchstwerte gibt Prof. Dr. Daniel Mörlein 800 ng/g Androstenon und 150 ng/g Skatol an. Zusätzlich führte er Konsumententests durch. Dabei wurden Produkte von Improvac-Ebern überwiegend gleich gut bewertet wie die von weiblichen Tieren.

Impfen für den Klimaschutz

Bis zur zweiten Impfung entspricht die Futterwertung von Improvac-Ebern der von Jungebern, erst danach sinkt sie auf das Niveau von Börgen ab. Der Vorteil wiegt doppelt: Geringere Futterkosten und weniger Emissionen.

Für ein geschlossenes System mit 322 Sauen und 16,1 abgesetzen Ferkeln errechnete Dr. Imme Dittrich von der Uni Kiel die Umweltwirkung: Ein chirurgisch kastriertes Schwein verursacht in seinem Leben 2,92 kg CO2-Äquivalent pro kg Fleisch. Bei Immunokastraten sind es knapp 10 % weniger. Betrachtet man den Zeitraum bis nach der Schlachtung, beträgt der Unterschied nur noch etwa 7 %, weil die Kastrate eine bessere Ausschlachtung aufweisen.

Die Fettqualität optimieren

Mit der Schlachtkörper-, Fleisch- und Fettbeschaffenheit bei Sauen und Immunokastraten beschäftigte sich Katja Götz von der Uni Göttingen. Sie fand signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern, vor allem beim Schinkengewicht und beim Muskelfleischanteil (MFA) im Bauch: Die weiblichen Mastschweine kamen auf 19,2 kg Schinken und 59,6 % MFA Bauch, die Immunokastrate auf 18,6 kg und 58,7 %. Zugrunde lagen die Schlachtdaten von 840 Tieren aus 40 Betrieben.

Das Management wirkte sich noch stärker aus: Um 3,9 kg schwank­te das Schinkengewicht zwischen den Betrieben. Bei Fleisch und Fett sind die Qualitätsunterschiede zwischen den Geschlechtern marginal, der Betriebseffekt aber wieder signifikant.

Die Forscherin rät dazu, Immunokastrate nach der zweiten Impfung proteinreduziert zu füttern. Um die Fettqualität zu optimieren, eignen sich Stärke, Futterrüben, Kartoffeln oder fettarme Milchnebenprodukte. Die Futtermittel reduzieren den Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren. Durch Zusatz von Vitamin E können Landwirte die Oxidationsstabilität des Fleisches erhöhen.

Fleisch gut zu verarbeiten

Kochpökelware, Rohwurst und Bauchspeck: Anhand dieser Produkte untersuchte Fabian Geitner vom Max-Rubner-Institut Verarbeitungsqualität und Sensorik des Improvac-Fleisches verglichen mit dem von Ebern, Sauen und Börgen. Dafür standen 128 Tiere mit Duroc- und Piétrain-Vätern zur Verfügung. Beim Fettgehalt lagen die Improvac-Eber im Schnitt zwischen Mastebern und Sauen/Börgen. Beim Geruch fielen nur die Eber auf.

Das Geschlecht nahm großen Einfluss auf das Fettsäuremuster. Zwischen Improvac-Ebern und Kastraten waren die Unterschiede allerdings nicht signifikant, eher gegenüber Sauen. Somit besteht laut Geitner keine Einschränkung in der Verarbeitungsfähigkeit von Immunokastraten.

Kaum Nebenwirkungen

Zwischen sechs und 16 % der mit Improvac geimpften Schweine sind von Fieber, Abszessen, Rötung, Schwellung oder Mattheit betroffen. Das ­ergab die Befragung von 50 Projektbetrieben, wie Prof. Dr. Joachim ­Krieter von der Uni Kiel berichtet.

Erstaunlich ist folgendes Ergebnis: 23 Betriebe gaben an, die Immunokastrate immer gemischt mit Sauen aufzustallen. Besser wäre aber eine getrenntgeschlechtliche Haltung, um die Improvac-Eber in der Endmast zu rationieren.

Zusätzlich analysierte Krieter Einflussfaktoren auf die Schlachtleistung. Das Management in der Mast wirkte sich auf den Fleischanteil zu 12 %, das Fleischmaß zu 18 % und das Schinkengewicht zu 7 % aus. Krieter empfahl daher unabhängige standardisierte Schulungen für die Betriebe.

Neue AutoFOM-Formeln nötig

Eignen sich die inzwischen 13 Jahre alten AutoFOM-Formeln auch für Improvac-Eber? Mit dieser Frage beschäftigte sich Dr. Michael Judas vom Max-Rubner-Institut. Dafür wurden 125 Schlachtkörper von Hand zerlegt und verwogen – darunter Sauen, Eber, Börge und Immunokastrate der Rassen Piétrain und Duroc.

Ergebnis: Der Muskelfleischanteil wird auch mit den alten Formeln noch hervorragend geschätzt. Beim Schinkengewicht hingegen variierten die am Schlachtband gemessenen und überprüften Gewichte um bis zu 500 g. Beim Lachs waren es 220 g.

Die Teilstückgewichte der Immunokastrate wurden größtenteils überschätzt, lediglich die Schulter wurde unterschätzt. Über dem vertretbaren Schätzfehler von 5 % liegen vor allem die Piétrain-Tiere beim Schinken und die Duroc-Nachkommen beim Lachs.

Kommentar:

Sicherheit für Mäster fehlt

Erklärtes Ziel des Improvac-Projekts war es, geimpfte Schlachtschweine zu erzeugen, die vom Markt akzeptiert und entsprechend ihrer Qualität bezahlt werden. So richtig durchgesetzt hat sich das Verfahren bisher nicht. Jetzt wird es Zeit für einen neuen Anlauf, denn die Feldstudien ­zeigen:

Wer sich ernsthaft mit der Mast von Improvac-Schweinen auseinandersetzt, kann seinen ­Betrieb damit erfolgreich aufstellen. Top Fleischqualitäten, gute Leistungen ohne Stinker und eine günstigere Klimabilanz: Die Vorteile sprächen für sich. Wäre da nicht der Handel, dem die Vermarktung angeblich so schwer fällt.

Gut die Hälfte der Projekt­teilnehmer ist trotz positiver Erfahrungen unsicher, ob sie dem ­Verfahren treu bleibt. Schade! Was fehlt, ist die Erkenntnis entlang der Wertschöpfungskette, dass die Impfung gegen Eber­geruch ein Gewinn für Tierschutz, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sein kann – auf allen Seiten.

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